Vor allem die Zinssenkungsspekulationen hätten die Anleger zur Schnäppchenjagd eingeladen, hiess es am Markt. Die Kurssprünge nach oben seien aber teilweise so irrational wie die Abschläge der vergangenen Tage.
Gesucht waren am hiesigen Markt vor allem Aktien mit grossem Aufholpotential. Im SMI/SLI haussierten also in erster Linie die Finanztitel, während die defensiveren Werte verschmäht wurden.
Bei Börsenschluss um 17.30 gewann der SMI 342,03 Punkte oder 6,18% auf 5’880,57 Punkte, das Tageshöchst lag bei 5’895,18 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI avancierte um 7,73% auf 825,72 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 5,92% auf 4’831,08 Zähler.
Im SMI/SLI profitierten die Finanztitel am stärksten von der Erholung. So stiegen die zuletzt arg gebeutelten Bankenwerte UBS (+15,2% auf 17,30 CHF), Julius Bär (+14,7% auf 40,00 CHF) und CS (+11,4% auf 39,28 CHF) deutlich an. Mit noch grösseren Gewinnen schlossen die Versicherungstitel Bâloise (+20,82 auf 54,90 CHF) und ZFS (+15,7% auf 203,40 CHF).
ZFS profitierten nebst der guten Börsenstimmung zusätzlich von Aussagen ihres CFO zu der «komfortablen» Kapitalsituation der Gesellschaft. Zuletzt waren nämlich Gerüchte über eine bevorstehende Kapitalerhöhung aufgekommen, die erheblichen Druck auf die Aktie auslösten. Die heute kommunizierten Schadenaufwendungen für die Wirbelstürme Ike und Gustav, die nach Analystensicht mit 600 Mio USD etwas hoch ausgefallen sind, fanden dagegen weniger Beachtung.
Bâloise hat am Morgen mit Olav Noack einen Nachfolger für den Chefposten im Schweizer Geschäft vorgestellt. Ausserdem erklärte VR-Präsident Rolf Schäuble, Bâloise wolle mit dem neuen Führungsteam beim Geschäftsvolumen und dem Ertrag «signifikant wachsen» und meistere die Finanzkrise gut.
Kräftige Gewinne gab es auch für die Industriewerte ABB (+15,6% auf 13,87 CHF) und Holcim (+15,4% auf 65,75 CHF) oder für den Transportwert Kühne + Nagel (+13,2% auf 69,00 CHF); sie alle haben grössere Abgaben aus den letzten Tagen und Wochen wieder gutzumachen.
Auch Syngenta (+13,7% auf 200,70 CHF) schossen nach oben. Der Agrochemiekonzern hat in der Entwicklung einer neuen Technologie für den Zuckerrohranbau in Brasilien weitere Erfolge erzielt und eine kleinere Akquisition in der Blumenbranche getätigt.
Logitech stiegen nach der Übernahme von SightSpeed um 4,1% auf 16,30 CHF. Das US-Unternehmen entwickelt Software für Internet-Videokommunikation.
Mit unterdurchschnittlichen Aufschlägen schlossen die defensiven Schwergewichten Nestlé (+3,6% auf 45,06 CHF), Roche (+4,5% auf 168,50 CHF) und Novartis (+0,9% auf 56,60 CHF). Auch für die ebenfalls als defensiv eingestuften Swisscom (+1,8% auf 358,75 CHF) gab es verhältnismässig kleine Gewinne.
Am Tabellenende gingen Ciba (+0,6% auf 46,64 CHF) aus dem Handel. Die deutsche BASF hält nach Ablauf der Angebotsfrist 66,665% am Schweizer Spezialitätenchemieunternehmen, was nur minim unter der angestrebten Zweidrittelmehrheit liegt. Ob das Angebot zustande gekommen ist, soll am kommenden Montag bekannt gegeben werden, wenn das definitive Zwischenergebnis vorliegt.
Im breiten Markt stiegen die Partizipationsscheine von Schindler um +17,4% nach Neunmonatszahlen. Analysten sprachen in ersten Kommentaren von einem soliden Ergebnis und lobten insbesondere den Bestellungseingang. Aber auch andere Industrietitel wie Swisslog (+17,4%) oder Meyer Burger (+13,1%) erholten sich von zuletzt erlittenen Verlusten.
Auf der Verliererseite schlossen Metraux (-11,0%), Newron (-10,9%) oder Global Natural (-10,1%) auf den hintersten Rängen. (awp/mc/pg/33)