Zudem hat Wachovia einen Verlust für das zweite Quartal angekündigt, während Analysten mit einem Gewinn gerechnet hatten.
Für die Banken kamen am Donnerstagnachmittag erschwerend die Aussagen des ehemaligen Präsidenten der Federal Reserve Bank von St. Louis, William Poole, hinzu. Seiner Meinung nach sind die beiden halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac bankrott. Noch stärker als die Finanzwerte lasteten jedoch Nestlé auf dem Index. Hier wurden vor allem schwache Umsatzzahlen von Carrefour als Grund angeführt.
Bis Börsenschluss sackte der SMI um 1,71% auf 6’803,07 Punkte ab. Das Tagestiefst wurde gar bei 6’763,87 Punkten gesehen. Der 30-Titel-umfassende SLI sank um 1,51% auf 1’016,37 Zähler und der breite SPI verlor 1,70% auf 5’701,73 Punkte.
Nestlé drückten mit minus 4,3% auf 44,12 CHF eindeutig am stärksten auf die Indizes. Als Hauptgrund galt am Markt die schwache Umsatzentwicklung des französischen Einzelhandelskonzerns Carrefour im zweiten Quartal. Dies habe den ganzen europäischen Nahrungsmittel- und Getränkesektor belastet, so ein Händler. Weiter hat die Credit Suisse das Kursziel von Nestlé auf 59 von zuvor 61 CHF gesenkt, die Einschätzung aber mit OUTPERFORM bestätigt. Zudem hat L’Oréal, an der Nestlé massgeblich beteiligt ist, in einer Sektorstudie der Deutschen Bank schlecht abgeschnitten.
Eine weitere Sektorstudie der Deutschen Bank führte bei Swatch zu einem Kursrutsch. Die Titel des Bieler Uhrenherstellers sanken um 4,4% auf 229,90 CHF und litten unter der Ratingabstufung auf HOLD von BUY sowie unter der massiven Kurszielreduktion auf 298 (bisher: 367) CHF. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen für 2009 mit einer substantiellen Wachstumsverlangsamung im Luxusgütersektor und sehen den starken Franken für Swatch als zusätzlichen Belastungsfaktor.
Die Konkurrenzpapiere von Richemont (-1,1% auf 55,10 CHF) hielten sich dagegen einigermassen gut. Da bei Richemont ein grosser Teil des Wachstums aus den sich rasch entwickelnden Märkten Russland, Mittlerer Osten und China stamme, dürfte das Unternehmen weniger stark von der globalen Wachstumsverlangsamung betroffen sein, so die Deutsche Bank. Ausserdem wurden Richemont von der US-Investmentbank Goldman Sachs auf BUY von bislang NEUTRAL angehoben und nehmen in der Conviction Buy-Liste neu den Platz der Swatch-Titel ein.
Die Banken gingen am Ende im Sog der Finanzmarktturbulenzen zwar über den Tagestiefstständen aber dennoch mit deutlichen Verlusten aus dem Handel. UBS verloren 2,4% auf 20,56 (Tagestiefst: 20,06) CHF und CS 2,1% auf 43,02 (42,36) CHF.
Die grössten Abgaben bei den Bluechips verzeichneten jedoch Geberit (-8,5% auf 133,00 CHF). Händler sahen für den starken Einbruch am Nachmittag, als die Titel zwischenzeitlich auf 130,30 CHF zurückgenommen wurden, keinen spezifischen Grund. Die Kursrückgänge seit Handelsbeginn wurden mit der Gewinnwarnung des österreichischen Ziegelherstellers Wienerberger und einer Kurszielreduktion von Cheuvreux begründet.
Bei den Bluechips am stärksten nachgefragt wurden Clariant (+2,2% auf 10,07 CHF). Hier führte die Übernahme des US-Chemieunternehmens Rohm & Haas durch Dow Chemical für rund 19 Mrd USD am Nachmittag zu Übernahmephantasien und Kursavancen. Ausserdem hat die UBS für Clariant das Kursziel auf 9,50 von 8,00 CHF erhöht. Am morgen verkündete das Spezialitätenchemieunternehmen die Akquisition der amerikanischen Gesellschaft Rite Systems/Ricon Colors.
Roche stellten ihren defensiven Charakter unter Beweis und avancierten um 1,1% auf 185,80 CHF.
Übernahmephantasien waren auch bei einigen Biopharma-Titeln zu sehen, nachdem der Pharmakonzern Novartis (Aktie: -0,8% auf 59,85 CHF) die Akquisition von Speedel (+93,3% auf 129,70 CHF) angekündigt hat. Der Speedel-Kurs kam dabei nahe an den von Novartis gebotenen Preis von 130 CHF in bar heran. Zuvor hatte der Pharmariese von fünf Aktionären, darunter von Speedel-CEO Alice Huxley, eine weitere Beteiligung von 51,72% an Speedel erworben und hält nun 61,44%.
Im breiten Markt reagierten Arpida (+3,7%), Santhera (+6,4%) und Addex (+7,8%) mit Avancen auf diesen Deal. Cytos kletterten gar um 23,7%. Das Biotechunternehmen profitierte jedoch noch von weiteren Ergebnissen aus einer Phase-II-Studie über die Behandlung von Allergien mit QbG10. Diese Ergebnisse werden am Markt positiv aufgenommen.
Die Aktien von Sonova gaben um 6,2% nach, nachdem Goldman Sachs das Kursziel auf 94 von 98 CHF gesenkt hat. (awp/mc/pg/34)