Vermutlich habe auch noch der kleine Eurex-Verfall etwas zusätzlich zur Nervosität beigetragen, hiess es. Eine Ausverkaufsstimmung herrschte zum Wochenschluss vor allem bei den Finanzwerten. Die aus den USA herüber schwappende Angst vor einer Verstaatlichung von Banken sowie der «Doppelschlag» im Steuerstreit zwischen der UBS und US-Behörden hätten Verkäufe im grösseren Stil ausgelöst, hiess es in Handelskreisen. Die Diskussion um das Bankgeheimnis dürfte die Stimmung am hiesigen Finanzplatz zudem längere Zeit belasten, meinen denn auch viele Marktteilnehmer.
Neben den Finanztitel wurden aber auch konjunktursensitive Werte in Mitleidenschaft gezogen, nachdem sich vorauslaufende Indikatoren nach einer Stabilisierung im Januar jüngst überwiegend wieder verschlechtert haben. Eine Stabilisierung der allgemeinen Wirtschaftslage und damit der Märkte sei jedenfalls noch nicht absehbar, hiess es.
Das Blue-Chips-Barometer SMI verlor bis zum Schluss 2,79% bzw. 139,31 Stellen auf 4’851,21 Punkte (Tagestief: 4’808). Im Wochenvergleich war das Minus 5,4%, womit der wichtigste Index in diesem Jahr bereits wieder 12,3% eingebüsst hat. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank am Freitag um 3,63% auf 681,30 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,76% auf 4’029,56 Zähler.
Die grössten Verluste unter den SMI/SLI-Werten gingen an die Finanzwerte. So verloren etwa die Aktien der UBS, die besonders um den neuen Kundendatenfall in den USA litten, zum Schluss 14,1% auf 11,00 CHF. Am Morgen hatte der Titel mit 10,54 CHF gar ein neues Allzeit-Tief erreicht. Im Wochenvergleich hat die UBS-Aktie 16,5% eingebüsst, seit Jahresbeginn sind es bereits wieder über 25%.
Stark unter Druck stand auch das zweite grosse Finanzkrisen-Sorgenkind Swiss Re mit einem Minus von 8,1% auf 15,39 CHF. Auch die Bilanzmedienkonferenz vom vergangenen Donnerstag an der die Verantwortlichen sich optimistisch für die Zukunft des Rückversicherungsgeschäftes gaben, konnte das Vertrauen nicht wieder herstellen. Die Investoren warten laut Händlern auf personelle Massnahmen im Verwaltungsrat. Nach dem Wochenverlust von 19% ist das Minus in diesem Jahr auf -69,4% (!) gestiegen.
Zu den grössten Verlierern am letzten Handelstag dieser Woche gehörten aber auch die Aktien der «soliden» ZFS (-7,7% auf 162 CHF), von Julius Bär (-6,9% auf 31,30 CHF) oder von Baloise (-6,6% auf 64,10 CHF).
Unter die schwachen Finanzwerte mischte sich mit Holcim (-7,3%) aber auch ein Industrietitel. Holcim leide besonders stark unter der weltweiten Rezession, zudem gebe es immer wieder Befürchtungen bezüglich einer Kapitalerhöhung für weitere Akquisitionen. Auch die Titel des Zementskonzerns notieren bereits über 30% tiefer als zum Jahresbeginn.
Gegen den Trend bei den Finanztiteln legten Swiss Life als absoluter SMI-Spitzenreiter 8,5% auf 49,00 CHF zu. Nach einer Gewinnwarnung im November hätten die Anleger die am Freitag überraschend publizierten Eckdaten – insbesondere die Solvabilität – des Lebensversicherers für das Geschäftsjahr 2008 als beruhigend gewertet, sagte ein Händler. Swiss Life hat 2008 einen Reingewinn von rund 340 Mio CHF erzielt, nach 1’368 Mio CHF im Jahr davor. Im aktuellen Umfeld sei offensichtlich Schlimmeres erwartet worden, zudem seien auch Short-Positionen gedeckt worden, hiess es.
Im Plus schlossen auch Nobel Biocare (+4,1%), Lonza (+2,3%), Actealion (+1,6%), Nestlé (+0,6%) oder Synthes (+0,3%), ohne dass allerdings fundamentale News dazu vorhanden gewesen wären. Bei Nestlé dürfte der am Donnerstag verbreitete zuversichtliche Ausblick weiter eine Rolle gespielt haben, nachdem die Titel des weltgrössten Nahrungsmittelherstellers bereits gestern über 5% zugelegt hatten.
Im breiten Markt gehörten u.a. Helvetia (-13,6%), Genolier (-13,3%) oder Alpiq (-12,5%) zu den grössten Verlierern. Letztere haben am Freitag ihre erste Bilanz vorgelegt. Starke Avancen gab es bei Also (+11,7%) oder SHL (+5,0%). (awp/mc/ps/29)