So muss die deutsche Hypo Real Estate (HRE) vom Staat gerettet werden, die Regierungen der Benelux-Staaten wehrten eine drohenden Zusammenbruch der belgischen Fortis ab und der angeschlagenen britische Hypothekenfinanzierer Bradford & Bingley soll verstaatlicht werden. Im Handel wurden erste Stimmen laut, die einen Zusammenhang zwischen den jüngsten Bank-Aussagen und der Enron-Krise sehen. «Wenn sich Banken in der einen Woche hinstellen und sagen alles sei O.K. und nächste Woche ein Rettungspaket fällig ist, traut niemand mehr den beschwichtigenden Aussagen», sagte ein Händler.
Ohne wesentliche Auswirkung auf das Handelsgeschehen blieben unterdessen die jüngsten US-Konjunkturdaten. So sind in den USA die persönlichen Einnahmen im August überraschend deutlich gestiegen, während die Einnahmen unverändert blieben. Der SMI sank zum Handelsschluss um 315,39 Punkte oder 4,63% auf 6’500,13 Zähler. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI gab um 5,47% auf 958,80 Punkte und der breite SPI um 4,62% auf 5’445,68 Punkte nach.
Im Sog der negativen Entwicklung der europäischen Finanzwerte und verstärkt von einer negativen Tendenz an Wall Street ging es bei den hiesigen Banktiteln kräftig nach unten. So war es wieder einmal die UBS-Aktie, die am deutlichsten Federn lassen musste. UBS sanken um 13,6% auf 18,15 CHF und schlossen damit auf Tagestief. CS verbilligten sich um 7,8% auf 48,20 CHF und Julius Bär um 6,8% auf 54,85 CHF. Zudem gingen Marktbeobachter bei der UBS davon aus, dass die Bank im Vorfeld der am Donnerstag stattfindenden ausserordentlichen Generalversammlung vorläufige Zahlen zum dritten Quartal veröffentlichen wird. Da das Institut weitere Wertberichtigungen auf Risikopositionen bekannt geben könnte, blieben die Investoren an der Seitenlinie.
Deutliche Abgaben verbuchten auch die Versicherer ZFS (-3,0% auf 300,75 CHF), Swiss Re (-7,9% auf 59,15 CHF), Swiss Life (-6,1% auf 161,60 CHF) und Bâloise (-5,1% auf 74,30 CHF). Bâloise startete am Handelstag ihren Aktienrückkauf über maximal 2 Mio Namenaktien bzw. 4% des ausgegebenen Aktienkapitals. Mit OC Oerlikon (-13,0% auf 211,30 CHF), die sich dem Jahrestief bei 201,80 CHF näherten, und Geberit (-9,7% auf 130,10 CHF) blieben jedoch auch Industrieunternehmen von den Kursverlusten nicht verschont.
Der Personaldienstleister Adecco (Aktie: -3,3 auf 48,02 CHF) wollte sich derweil von der gescheiterten Übernahme des britischen Konkurrenten Michael Page nicht entmutigen lassen und sondiert weiter Akquisitionsmöglichkeiten. Clariant (-6,1% auf 10,55 CHF) verloren im Sog von AkzoNobel. Der niederländische Chemiekonzern leidet unter der Finanzkrise und der schwachen Konjunkturentwicklung. Das Unternehmen legt in der Folge sein Aktienrückkaufprogramm auf Eis und streicht zwecks Kostenersparnis 3’500 Stellen.
Die defensiven Schwergewichte Roche (-3,6% auf 169,60 CHF) und Novartis (-3,0% auf 57,70 CHF) konnten sich dem schwachen Markt über weite Strecken noch entziehen, gerieten dann aber auch in den Abwärtsstrudel. Lediglich Ciba (unv. bei 48 CHF), sowie Nestlé (-1,7% auf 46,54 CHF) und Synthes (-1,3% auf 153,00 CHF) konnten sich bei den Standardwerten einigermassen behaupten.
Im breiten Markt sackten 4M Technologies um 8,3% ab. Das Unternehmen meldete vergangenen Freitagabend für das erste Halbjahr 2008 einen Verlust von 3,9 Mio CHF. Orascom (-14,1%), Esmertec (-13,0%) und Also (-21,80%) verbuchten noch deutlichere Abschläge. Gegen den Trend fester tendieren dagegen in der zweiten Reihe Pharmaaktien wie Cosmo (+4,7%) und Santhera Pharma (+2,1%). (awp/mc/ps/34)