CH-Schluss: Unverändert nach extremer Berg- und Talfahrt
Nach dem Ausverkauf am Vortag war die Stimmung noch immer von Nervosität geprägt, zumal am Nachmittag auch die Wallstreet mit einer Berg- und Talfahrt eröffnete. Für eine gewisse Untersützung sorgte das US-BIP, welches für das zweite Quartal ein stärkeres Wachstum auswies als erwartet.
«Es sind keine Panikverkäufe zu sehen», sagte ein Händler in Zürich. Die Bewegungen seien vor allem Hedge Funds-getrieben gewesen. Den massiven Rückfall der letzten Tage in den Bereich von 8`600 Punkten bezeichnet er als `schon lange fällige Korrektur`. Die Subprime-Krise in den USA sei einfach der Auslöser dafür gewesen. Da der SMI die 8`600 Punkte vertigen konnte, dürfte der Boden nun gefunden sein.
Der SMI schloss 0,83 Punkte oder 0,01% schwächer bei 8`705,57 Punkten, im Wochenvergleich ergab sich ein markantes Minus von 4,4%. Der 30 Titel umfassende SLI ging um 0,23% auf 1`337,1 Punkte zurück und der breitere SPI um 9,97 Punkte oder 0,14% auf 7`129,4 Stellen.
Die längere Liste der Verlierer führten Adecco (-4,7% auf 81,85 CHF) an. Die Aktie wurde in dieser Woche von schwachen Ergebnissen der Konkurrenz um insgesamt 14% nach unten gezogen.
Im Fokus standen nach Zahlen aber Julius Bär (-1,9% auf 82,50 CHF). Die am Morgen präsentierten Zahlen haben zwar die Erwartungen gut getroffen. Der Titel litt aber unter dem allgemein schwachen Sentiment für Banken. Zudem zeigten sich verschiedene Analysten etwas enttäuscht von der rückläufigen Bruttomarge im Private Banking.
Noch mehr büssten indes Nobel Biocare (-3,3% auf 364,50 CHF) ein. Der Titel hat unter wilden Spekulationen über einen möglichen Wechsel an der Spitze des Unternehmens gelitten, auch wenn Analysten einen Weggang von Heliane Canepa als CEO als eher unwahrscheinlich bezeichneten. Als Nachfolger wurde der ehemaligen Syngenta-Finanzchef Domenico Scala gehandelt. Eine weitere Begründung für den Kursrutsch von Nobel Biocare ist gemäss weiteren Quellen die Befürchtung, dass sich der US-Markt für Dentalimplantate deutlich abgeschwächt hat.
Syngenta (+2,5% auf 222,60 CHF) beendeten das Auf und Ab als klarer Tagessieger. Am Vortag im Anschluss an die Halbjahreszahlen sind Synenta allerdings auch am stärksten eingebrochen. Dahinter waren auch Lonza (+1,2% auf 112,70 CHF) überdurchschnittlich gesucht.
ABB (+1,1% auf 27,80 CHF) hielten sich wie am Vortag – ebenfalls an die Publikation guter Zahlen – besser als der Markt und profitierten dabei von weiteren positiven Kommentaren sowie von diversen Kurszielerhöhungen.
Swiss Re (+1,0% auf 101,30 CHF) folgten knapp hinter den Podestplätzen, mit Rückenwind einer positiven Empfehlung durch Dresdner Kleinwort.
Als gute Stütze erwiesen sich Nestlé (+0,9% auf 457,25 CHF), nachdem die EU-Behörden den Kauf des US-Babynahrungsherstellers Gerber von Novartis gutgeheissen haben.
Novartis (unv. bei 64,80 CHF) fielen erst mit der Schlussauktion auf das Niveau des Vortages zurück. Das Medikament Zelnorm ist mit Einschränkungen in den USA wieder erhältlich, nachdem es vor einigen Monaten vom Markt genommen werden musste. Der Einfluss auf das Ergebnis von Novartis dürfte zwar gering gewesen sein, hiess es in Handelskreisen, trotzdem habe die Nachricht leicht positive Auswirkungen auf das Sentiment für Novartis.
Am breiten Markt brachen OC Oerlikon (-5,2% auf 521,50 CHF) noch weiter ein und setzten damit die Talfahrt der Vortage fort. Damit hat die Aktie nun an sechs Tagen nacheinander an Terrain eingebüsst. In Marktkreisen wurde die jüngste Baisse mit Derivatgeschäften in Verbindung gebracht. Um den markanten Rückfall um über 100 CHF innert einer Woche gab es zudem Gerüchte, nach denen die österreichischen Grossaktionäre mit ihrer Derivatstrategie vom Kursrückgang auf dem falschen Fuss erwischt worden seien.
Massiv waren auch die Verluste von Converium (-9,7%) oder von Crucell (-6,9%). Swissquote (-2,8%) und Calida (-0,5%) gaben beide nach den Semesterdaten nach, Von Roll konnte dagegen zulegen. (awp/mc/ab)