Diese schlechte Stimmung setze sich nun auf dem alten Kontinent fort, sagte ein Händler.
Insgesamt sei das Geschehen allerdings relativ ruhig; es fehlten einfach die Käufer, so dass die Kurse weiter abbröckeln würden, hiess es in Marktkreisen. «Es hat lediglich noch ein paar Institutionelle, die Aktien handeln», meinte der Händler, «die kleineren Investoren haben sich vollständig verabschiedet». Die Lage an den Aktienmärkten sei derzeit mit Ratlosigkeit, Lustlosigkeit, Orientierungslosigkeit zu charakterisieren.
Wie lange die schwache Stimmung noch anhält, sei derzeit schwierig zu beurteilen; es dürfte aber eher länger denn kürzer sein, meinen viele Marktteilnehmer. «Die langfristigen Aussichten bleiben schlecht», sagte ein Händler. Kurzfristig seien die Augen derzeit vor allem auf das G20-Treffen am Wochenende gerichtet, von dem Vereinbarungen für eine neue Weltfinanzordnung erwartet werden.
Das Blue Chips Barometer SMI büsst bis kurz vor Mittag 158,34 Punkte bzw. 2,62% auf 5’930,83 Punkte (bisheriges Tagestief rund 5’860) ein. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verliert derweil 2,97% auf 832,43 Zähler, der breite Markt SPI 2,48% auf 4’889,68.
Stark unter Druck sind wieder einmal die Finanzwerte. Händlern verweisen dabei auf die anhaltenden Unsicherheiten um den Versicherer AIG und den Hypothekenfinanzierer FannieMae in den USA. Grösster Verlierer sind derzeit Swiss Life mit einem Minus von 9,4% auf 107,50 CHF. Der grösste Schweizer Lebensversicherer wird am (morgigen) Mittwoch via Interim Statement – zumindest verbal – über die Entwicklung in den letzten Monaten berichten.
Die anderen Versicherer büssen ebenfalls stark an Wert ein, so etwa ZFS (-6,0% auf 224,80 CHF) oder Bâloise (4,6% auf 58,35 CHF). Letztere wollen das Geschäft in Deutschland neu strukturieren und ausbauen, was aber kaum gross kursrelevant sein dürfte. Der Rückversicherer Swiss Re (-3,4% auf 48,40 CHF) hält sich nur wenig besser.
Aber auch die Banken sind wieder stark unter die Räder geraten: CS büssen 6,3% ein auf 35,72 CHF, Julius Bär 6,1% auf 41,32 CHF und UBS 4,1% 16,75 CHF. Bei Bär dürfte neben der allgemein schwachen Stimmung das heute veröffentlichte Interim Statement etwas belasten; bei der UBS fragt man sich, was für ein Zeichen der neue Verwaltungsrat Rainer-Marc Frei mit seinem Verkauf von einer Mio UBS-Aktien geben will.
Ansonsten geben die konjunktursensitiven ABB (-5,2% auf 13,97 CHF) und Holcim (-5,0% auf 58,50 CHF) deutlich nach; allerdings hatten die beiden Papiere gestern aufgrund der kurzfristigen Chinaeuphorie 8,8% bzw. 4,3% zugelegt. Der Zementkonzern Holcim wird zudem am (morgigen) Mittwoch über sein drittes Quartal berichten. Ähnlich schlecht geht es den Luxusgütertiteln Swatch (-5,5% auf 157,90 CHF) und Richemont (-3,9% auf 22,50 CHF). Letztere wird am Freitag das Halbjahresresultat (per Ende September) bekannt geben.
Trotz ebenfalls Verlusten eine kleine Stütze für den Gesamtmarkt sind dagegen die defensiven Werte Roche (-1,1% auf 168,20 CHF), Novartis (-1,3% auf 57,80 CHF) und Nestlé (-2,0% auf 46,16 CHF). Unter den vielen Verlierern gibt es mit Ciba und Synthes sogar noch zwei Gewinner, und zwar Ciba (+0,3% auf 48,84 CHF) und Synthes (+0,1% auf 141,80 CHF). Erstere werden allerdings vom nach wie vor laufenden Übernahmeangebot durch BASF zu 50 CHF gestützt.
Swisscom verlieren 2,3% auf 343,75 CHF. Der grösste Schweizer Telekomkonzern hat entschieden, die von der ComCom festgelegten Preise für die Entbündelung der letzten Meile nicht an die nächste Instanz weiterzuziehen. Bei einer Anfechtung wäre unsicher gewesen, welches Resultat dabei herausgekommen wäre, und es hätten sich Probleme für die Preisfestsetzung für 2009 ergeben, sagte CEO Carsten Schloter in einem Interview in der «Berner Zeitung».
Neben den grossen Werten dominieren heute eine Vielzahl von SPI-Titeln die Nachrichtenlandschaft: So legten Sonova (+4,7%), Kuoni (-1,7%), Tornos (-0,8%), Burckhardt (+3,2%), Huber+Suhner (-1,1%), SHL Telemedicine (-3,0%) oder die Banque Cantonale Vaudoise (+5,0%) Zahlen vor. Grössere Verluste ohne News gibt es bei Orascom (-15,9%), Bobst (-9,9%), Esmertec (-9,6%), Ypsomed (-9,6%) oder Infranor (-9,3%). (awp/mc/pg/21)