CH-Verlauf: Abwärtstrend verstärkt sich – Swiss Re sehr schwach
Befürchtungen um weitere Abschreiber bei den Grossbanken und ein Übergreifen der Kreditkrise auf die Versicherer verstärken den Trend zum Ausverkauf. Vermehrt wird auch die Ansicht geäussert, die sich abzeichnende Rezession in den USA werde auch für Europa nicht ohne Folgen bleiben. «Die Anleger zieht es derzeit in Richtung Ausgang», kommentierte ein Marktteilnehmer den Kursverlauf. Bargeld werde angesichts der Unsicherheiten den Aktien vorgezogen.
Der SMI notiert um 12.05 Uhr 333,69 Punkte bzw. 4,34% tiefer auf 7’358,29 Zählern, gegenüber dem Höchststand von Juni 2007 hat der Index damit über 20% verloren. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt 4,52% auf 1’105,76 Punkte und der breiter gefasste Swiss Performance Index (SPI) 3,94% auf 5’990 Stellen.
Die Banken- und Versicherungswerte verbuchen allesamt Abgaben von über 5%. UBS verlieren 6,2% auf 40,50 CHF, in der Wochenendpresse wurde über weitere Abschreiber im Zusammenhang mit dem UBS-Engagement beim Versicherer ACA spekuliert, die UBS-Aktionärin Ethos hat zudem Kritik an der geplanten Kapitalerhöhung bei der Grossbank geäussert. CS sinken um 5,9% auf 53,20 CHF und Julius Bär um 7,7% auf 71,80 CHF. Lehman Bros hat für die SMI-Versicherer ihre Kursziele zurückgenommen. Auch kleinere Bankenwerte wie Vontobel (-8,1%) oder EFG (-6,7%) verlieren klar an Boden.
Inzwischen schliessen die Anleger aber auch ein Übergreifen der Kreditkrise auf die Assekuranzwerte nicht mehr aus, nachdem zum Wochenschluss in den USA mit Ambac ein erster Kreditversicherer nach Abschreibern das wichtige «Triple A»-Rating verloren hat. In den USA garantieren die Anleihen-Versicherer unter anderem auch die handelbaren Verbindlichkeiten einiger der grössten US-Banken. Im SMI gehen Swiss Re nach einer Kurszielsenkung durch UBS mit -9,4% auf 69,30 CHF am stärksten zurück; Bâloise sinken 7,2% auf 91,00 CHF und ZFS 6,0% auf 278,50 CHF, während Swiss Life 5,4% auf 247,10 CHF hergeben.
Etwas gestützt wird der SMI von den defensiven Schwergewichten, die sich besser als der Markt halten. Novartis profitieren von positiven Nachrichten zum Blutdruckpräparat Tekturna und verlieren «nur» 2,0% auf 57,60 CHF. Die US-Zulassungsstelle FDA hat dem Pharmakonzern die Zulassung für die Produktekombination Tekturna-HCT in einer einzigen Tablette erteilt. Die «Bons» von Roche notieren aktuell 3,6% tiefer auf 196,10 CHF, die Nestlé-Aktien stellen sich 2,9% tiefer auf 468,80 CHF. Zu den am wenigsten verkauften Werten zählen daneben Swisscom (-1,5% auf 406,00 CHF) nach einer Hochstufung auf «Buy» von «Hold» durch die Deutsche Bank.
In den Luxusgüterwerten Richemont (-3,5% auf 59,90 CHF) und Swatch (-2,2% auf 273,50 CHF) halten sich die Verluste verhältnismässig ebenfalls in Grenzen, dies trotz einer Sektorrückstufung «Negative» von «Neutral» durch Lehman Bros. Deutlichere Abgaben sind dagegen in ABB (-7,7% auf 24,00 CHF) oder den zum Wochenschluss gesuchten Nobel Biocare (-6,2% auf 239,00 CHF) auszumachen.
Zur Minderheit der positiv tendierenden Aktien zählen die SLI-Werte von Actelion (+0,5% auf 56,10 CHF), nachdem das Biopharmaunternehmen mit den Umsatzzahlen 2007 zu überzeugen vermochte und den Ausblick auf das Gesamtjahr nochmals leicht angehoben hat. Geberit (Aktie -2,1% auf 134,10 CHF) lanciert am Berichtstag den vom Unternehmen am Donnerstag angekündigten Aktienrückkauf. Verkauft werden im SLI Aktien wie OC Oerlikon (-8% auf 370,00) nach einer Kurszielsenkung durch Helvea, Logitech (-7,8% auf 27,50 CHF) und Petroplus (-7,4% auf 61,00 CHF).
Am breiten Markt büssen Sulzer 7,2% auf 1’100 CHF ein, nachdem die Bank Vontobel ihr Kursziel auf auf 1’400 von 1’800 CHF zurückgenommen hat. Panalpina sinken 5,7% nach der Bekanntgabe von diversen Managementänderungen. Nachfolger von CEO Peter Wüst bei Valora (-4,8%) wird gemäss Spekulationen in der Sonntagspresse Ex-Coop-Mann Christoph Clavadetscher. Elma Electronic (Aktie -4,6%) hat erste Angaben zum Geschäftsjahr 2007 gemacht und die Publigroupe (Aktie -3,0%) baut ihre Präsenz in China aus. (awp/mc/ps)