CH-Verlauf: Anfangsverluste ausgeweitet – OC Oerlikon schwach
Händler sprechen vor allem von Rezessionsängsten, die nach einigen freundlicheren Tagen das Bild wieder vermehrt trüben und die Stimmung der Investoren belasten würde.
Die Befürchtungen, dass die Rezession in den USA, aber auch in Europa lang und tief werden könnte, würden immer grösser, heisst es im Handel. Auch hierzulande nehmen die Ängste vor einem starken Konjunkturabschwung weiter zu. Immer mehr Ökonomen senken denn auch ihre BIP-Prognosen für die Schweiz in Richtung Nullwachstum für 2009. Heute Morgen haben etwa die Ökonomen der UBS dies getan: Sie rechnen für 2009 noch mit einem kleinen Plus von lediglich noch 0,2%.
Das Blue Chips Barometer SMI verliert bis kurz nach Mittag 146,61 Punkte bzw. 2,37% auf den Stand von 6’038,87 Zählern (bisheriges Tief bei 6’002). Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI büsst derweil 2,33% auf 854,56 ein, der breite Markt (SPI) 2,37% auf 4’981,73.
Grösster Verlierer unter den wichtigsten Titeln sind OC Oerlikon mit einem Minus von derzeit 13,2% auf noch 100,70 CHF (bisheriges Tief 98,10). Der Konzern hat vorbörslich die Zahlen für das dritte Quartal geliefert und dabei die Erwartungen bei Umsatz und Auftragseingang deutlich verfehlt. Zudem wurde das EBIT-Ziel deutlich gesenkt und ein Verlust für 2008 angekündigt. Die Aktie hat dieses Jahr bereits knapp 80% verloren, seit dem Hoch im Frühjahr 2007 sind es gegen 90%. «Wie weit kann die Aktie noch fallen?» fragen sich viele Investoren inzwischen. Zwar hat CEO Uwe Krüger gegenüber AWP gesagt, im kommenden Jahr werde das Unternehmen wieder in Gewinnzone zurückkehren. Dies wird in Investorenkreisen aber offenbar etwas bezweifelt.
Schwach tendieren aufgrund der wieder stärker in den Vordergrund gerückten Rezessionsängste auch die Aktien von ABB (-7,2% auf 16,97 CHF) und Clariant (-5,7% auf 7,09 CHF). Adecco haben sich zwar vom Morgentief erholt, verlieren aber noch immer 1,8% auf 40,00, nachdem gestern der Konkurrent Manpower sehr schwache Zahlen vermelden musste. Bei Syngenta (-3,3% auf 174 CHF) sind die Verluste dagegen auf Gewinnmitnahmen nach den starken Avancen der letzten zwei Handelstage zurückzuführen.
Unter den grössten Verlierern sind daneben – ohne spezifische Firmennews – Julius Bär (-5,1%), Nobel Biocare (-4,8%) oder ZFS (-3,9%) zu finden. Bei Logitech (-3,9% auf 17,54 CHF) wirkt dagegen die gestrige Gewinnwarnung noch nach.
Swiss Life verlieren 1,9% auf 123,80 CHF, allerdings hat die Aktie nach dem Entscheid des Bundesrates, den BVG-Mindestsatz auf 2% von 2,75% zu senken, etwas zugelegt.
Nur zwei der 30 SMI/SLI-Titel schaffen es derzeit ins Plus. Es sind dies Geberit (+2,6% auf 119,60 CHF), obwohl Goldman Sachs das Kursziel gesenkt hat, und Petroplus (+2,2% auf 30,60 CHF) dank einer Hochstufung durch die Analysten der UBS. Diese sehen Raum für eine kurzfristig gute Performance für die europäischen Raffinerieaktien und erwarten relativ starke Zahlen für das dritte Quartal.
Unter den grossen defensiven Werten verlieren Roche 0,2% auf 170,00 CHF. Der Titel hatte allerdings aufgrund ausbleibender positiver Überraschungen beim Quartalsresultat gestern 5,6% verloren. Die Aktien des Konkurrenten Novartis büssen derzeit 1,9% auf 57,90 CHF ein, der dritte grosse defensive Wert Nestlé sinkt im Vorfeld der morgen anstehenden Quartalsumsätze 2,9% auf 43,80 CHF. Neben Nestlé werden morgen auch die CS (Aktie -1,1%), ABB, Syngenta und Synthes (-0,9%) Zahlen liefern, wobei die letzteren zwei nur zum Umsatz.
Im breiten Markt geraten Rieter (-6,4%) erneut unter die Räder, da die US-Bank Goldman Sachs den Titel auf «Verkaufen» von «Neutral» gesenkt und auf die berüchtigte «Conviction Sell List» gesetzt hat. Temenos (+1,6%) dagegen sind nach Quartalszahlen gesucht. Der Bankensoftware-Hersteller hat aufgrund von Währungsverlusten zwar einen deutlichen Rückgang des Reingewinns vermelden müssen, der Umsatz konnte allerdings klar gesteigert werden. Vontobel spricht bei der Temenos-Aktie von einer «absurd niedrigen Bewertung».
Grosse Verlierer im SPI sind noch redIT (-10,0%), IVF Hartman (-9,4%), Arpida (-8,8%), Publigroupe (-8,5%), Von Roll (-8,0%) oder Arpida (-8,0%). Am oberen Rand der Tabelle sind noch Genolier (+4,3%), Bossard (+3,8%) oder BioXell (+3,3%) zu finden. (awp/mc/pg/20)