«Irrational, nervös, zufällig und volatil», umschrieb ein Händler das Geschehen. So lägen beispielsweise innerhalb der gleichen Branche Aktien entweder weit im Plus oder weit im Minus.
Die angelaufene Berichtssaison und vor allem die Ausblicke der Unternehmen hätten die Annahme des Marktes bestätigt, dass in den kommenden Quartalen ein deutlicher Einbruch der Unternehmensgewinne zu erwarten sei. «Ich denke aber, dass der Markt hier zu negativ ist», sagte der Händler. Die Gewinnreduktionen sollten seiner Meinung nach schon eingepreist sein. «Aber eben – alle wollen zur Zeit Cash».
Der SMI steht um 12.15 Uhr 86,80 Punkte oder 1,58% höher auf 5’587,74 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI avanciert um 1,79% auf 773,55 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,51% auf 4’599,24 Zähler.
Das Fehlen einer klaren Linie zeigt sich nach Händlerangaben beispielsweise in den Banken, wo UBS um 5,3% auf 15,16 CHF steigen, während Credit Suisse 1% auf 37,64 CHF verlieren. «Heute werden wohl am ehesten wieder Engagements dort gewagt, wo zuletzt am meisten verloren wurde», erklärte sich der Händler das Phänomen.
In den Versicherern Swiss Re (+2,7% auf 39,50 CHF), Balôise (-0,8% auf 45,16 CHF) und Swiss Life (+0,5% auf 103,30 CHF) zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Allerdings hätten die Titel des Rückversicherers gestern 10,5% verloren. Nach einem neuen Rekordstand bei den Credit Default Swaps war gestern von einem möglichen Stopp des Aktienrückkaufprogramms die Rede. ZFS gewinnen heute 1% auf 181 CHF.
Die zuletzt wegen der Rezession und einem stark sinkenden Auftragseingang gebeutelten ABB (+0,9% auf 12,06 CHF) gewinnen an Terrain, dies gilt auch für Holcim (+3,7% auf 58,65 CHF) und Adecco (+2,8% auf 36,50 CHF).
Der Hang zur Sicherheit besteht aber auch am Berichtstag weiter, was sich an den Avancen in Novartis (+3,5% auf 57 CHF) und Roche (+2% auf 167,30 CHF) ablesen lässt. Den deutlichen Abschlag von 1,2% auf 42,22 CHF in Nestlé können sich Händler jedoch nicht erklären.
Lonza (-9,4% auf 84,55 CHF) sind erneut das Schlusslicht im SMI/SLI nach den gestrigen, massiven Einbussen von 18,4%. Die Aussagen des Life Science Konzern vom Montag, wonach der operative Gewinn im laufenden Jahr hinter dem Ziel eines EBIT-Wachstums von 15 bis 20% zurückbleiben könnte, wurde als Gewinnwarnung interpretiert, die ersten Umstufungen der Analysten folgten heute.
Im breiten Markt haben eine Reihe von Unternehmen Zahlen präsentiert. Die Chipherstellerin AMS hat Umsatz und Gewinn im dritten Quartal über den Markterwartungen gesteigert, musste aber gleichzeitig die Prognose für das Gesamtjahr senken. Nach einem frühen Gewinnsprung notiert der Valor zum Berichtszeitpunkt nun 2,5% tiefer. «Bei den Nebenwerten kommen derzeit kaum Volumen zusammen», erklärte ein Händler die Sprunghaftigkeit des Marktes.
Swissquote (+9,8%) verbuchen hingegen satte Gewinne. Die Onlinebroker kann als Profiteur des Bankendebakels gesehen werden, hat er doch mit Neugeldern in den ersten neun Monaten einen Rekordzuwachs erzielt.
Dagegen rutschen Siegfried 5% ab. Die Pharmagruppe hat in den ersten neun Monaten 2008 einen Umsatzrückgang erlitten und den Ausblick gesenkt. Zudem kommt es an der Spitze des Unternehmens zu einem Wechsel. (awp/mc/pg/21)