Die Finanzaktien sind nach den schlechten US-Vorgaben verstärkt im Angebot; auch die konjunktursensitiven Titel notieren nach einer in der Eröffnungsphase noch freundlichen Tendenz im Verlauf eher schwächer.
Der Markt habe heute einige Zeit gebraucht, um eine Richtung zu finden, sagte ein Händler. Danach hätte eine starke Nachfrage nach defensiven Valoren, insbesondere Novartis, eingesetzt. Dies sei in einem leicht schwächelnden Markt oft der Fall. Auf den Finanzwerten würden, wie bereits in den USA, u.a. Befürchtungen über möglichen Abschreibungsbedarf auf gewerblich genutzten Immobilien lasten. Deshalb dürfte der heute in den USA zur Publikation anstehende Case-Shiller-Hauspreisindex August besondere Beachtung finden. Auch vom Index des Verbrauchervertrauens Oktober würden weitere Hinweise über den Gang der Wirtschaft erwartet, habe doch die Entwicklung des Privatkonsums in den USA bisher noch Anlass zur Besorgnis gegeben.
Bis um 12.00 Uhr steigt der SMI 0,80% auf 6’353,61 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt um 0,27% auf 967,83 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,67% auf 5’466,74 Punkte.
Unter den SMI-/SLI-Titeln fallen die defensiven Indexschwergewichte durch deutliche Kurssteigerungen auf. Novartis (+2,6%) gewinnen markant. Auch Roche (+1,4%) legen deutlich zu. Actelion (+0,9%) tendieren ebenfalls höher. In Nestlé (+1,3% auf 46,98 CHF) werden die Avancen teils auf eine Heraufstufung durch die Deutsche Bank auf neu «Buy» mit einem Kursziel von 60 CHF zurückgeführt. Heute wird zudem Alcon, deren Mehrheit dereinst ja von Nestlé an Novartis übergehen soll, noch die Q3-Zahlen publizieren.
Zulegen können weiter Werte mit ebenfalls etwas defensivem Charakter wie Synthes (+1,7%). Synthes setzen somit nach einer kurzen Korrektur den mit dem Q3-Ergebnis vergangene Woche aufgenommenen Aufwärtskurs fort. Auch Sonova (+0,5%), Swisscom (+0,4%) und Nobel Biocare (+0,3%) notieren im Plus.
Unter den zyklischen Titeln steigen gegen den Trend Kühne+Nagel (+0,7%), Givaudan (+0,7), Geberit (+0,6%) oder Richemont (+0,2%). Demgegenüber werden Clariant (-2,6%), Petroplus (-1,2%), Lonza (-1,1%), Holcim (-0,9%) oder Logitech (-0,7%) deutlich tiefer bewertet.
Syngenta (-0,2%) würden etwas unter dem vorbörslich bekannt gegebenen Verlust des Mitbewerbers Bayer im Pflanzenschutzgeschäft im Q3 leiden, hiess es unter Marktbeobachtern. Der Schweizer Konzern hatte in der Vorwoche lediglich Umsatzzahlen publiziert.
Im Finanzsektor, der vor allem unter der negativen Vorgabe der US-Finanzbranche leidet, hat heute die UBS (-0,6%) die Ernennung von Robert McCann zum neuen Leiter des Geschäftsbereichs Wealth Management Americas bekannt gegeben. Vom Merrill-Lynch-Mann verspricht sich die Grossbank einen Ausbau des Geschäftsbereichs und höhere Spartengewinne. Die Ernennung sei seit Anfang Monat erwartet worden, so Marktbeobachter, und sei deshalb als «kursneutral» zu werten. Julius Bär (-2,3%) und CS (-0,6%) verlieren ebenfalls.
Weiter geben Bâloise (-2,6%) und ZFS (-0,8%) deutlicher nach. Swiss Re (-0,4%) zeigen sich etwas resistenter.
Im breiten Markt richtet sich das Interesse der Anleger u.a. auf die Aktien des Aufzugs- und Fahrtreppenbauers Schindler (PS: +3,2%; N: +1,1%), der vorbörslich über den Markterwartungen liegende Neunmonatszahlen vorgelegt hat.
Auch Swissquote (-3,2%), Feintool (+0,4%) und AMS (+0,7%) haben über den Geschäftsgang informiert. Der Internetbroker hat dabei in den ersten drei Quartalen das Jahresziel an Neugeldzufluss bereits erreicht, gab aber die zuvor erzielten Gewinne wieder mehr als preis. Feintool verzeichnet zwar eine Umsatzeinbusse im Geschäftsjahr 2008/09 um mehr als einen Drittel, blickt jedoch optimistisch in die Zukunft. AMS sieht nach einem verringerten Q3-Verlust ein verbessertes geschäftliches Umfeld und rechnet auch im angelaufenen vierten Quartal mit einer positiven Entwicklung.
Weiter hat sich Apen (+2,8%) eine längerfristige Finanzierung gesichert. (awp/mc/pg/17)