CH-Verlauf: Fester – Zykliker gesucht – Aber dünne Volumen
Der Markt habe sowohl das Downrating von Portugal durch Moody’s auf «A1» um zwei Stufen als auch die in Deutschland unter den Prognosen ausgefallenen ZEW-Konjunkturerwartungen gut absorbiert. «Wer glaubt heute schon noch den Rating-Agenturen», kommentierte ein Händler die geringen Auswirkungen der Herabstufung Portugals.
Die Kursveränderungen kommen nach wie vor bei sehr tiefen Umsätzen zu Stande. Gestern Montag habe der Börsenumsatz gerade einmal rund 1,8 Mrd CHF betragen, was etwa die Hälfte des Volumens an einem normalen schwachen Tag sei, so der Händler weiter. Weiterhin würden die News von grosskapitalisierten Unternehmen weitestgehend fehlen. Mehr Klarheit über die künftige Richtung dürften in den USA die anstehenden Q2-Abschlüsse bringen wie von Intel, Bank of America, JPMorgan, Citigroup oder GE bzw. hierzulande von Novartis und SGS.
Bis um 12.00 Uhr steigt der SMI um 1,03% auf 6’292,18 Punkte an. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avanciert um 1,19% auf 964,97 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,00% auf 5’559,68 Punkte. Weitere europäische Börsen wie Frankfurt, London oder Paris legen etwas deutlicher zu.
Unter den einzelnen Branchen fallen vor allem konjunktursensitive Valoren durch vergleichsweise grosse Kursgewinne auf. So legen Swatch, Petroplus, Holcim, oder Clariant zwischen 2,4 und 2,2% zu. Syngenta, Givaudan, Geberit oder Richemont folgen mit Avancen zwischen 1,8 und 1,6%.
SGS (+2,0% auf 1’523 CHF) würden auch leicht von einer Kurszielerhöhung durch JPMorgan auf 1’524 von 1’507 CHF bei unveränderter Bewertung mit «Neutral» profitieren, so Marktbeobachter. In ABB (+1,7% auf 19,57 CHF) hat hingegen die Citigroup das Kursziel auf 25 von 26,30 CHF gesenkt, bewertet die Titel jedoch unverändert mit «Buy».
Die prozentual grössten Kursgewinne im SMI/SLI erzielen die volatilen Transocean (+3,3%). Die Titel würden von den jüngsten Erfolgen bei der Eindämmung des Ölaustrittes im Golf von Mexiko durch BP profitieren, so Marktbeobachter.
Unter den Finanzwerten legen Julius Bär (+1,8%), Swiss Re (+1,4%) und UBS (+1,3% auf 15,25 CHF) deutlicher zu. Damit zeigen sich UBS wenig beeindruckt von der Kurszielsenkung durch die Société Générale auf 14,90 von 15,60 CHF bei unverändertem «Hold»-Rating. Hingegen hinken CS (+0,4%) nach den Vortagesavancen um 1,5% hinterher. Auch in Swiss Life (+1,1%) und Bâloise (+1,0%) werden höhere Kurse bewilligt. ZFS (+0,7%) drehen ins Plus.
Unter den Indexschwergewichten avancieren Novartis (+1,1%) und Néstlé (+0,9%) mehr als Roche (+0,1%). Gemäss Bank Vontobel ist das Q2-Ergebnis der massgeblichen Beteiligung L’Oréal dank positiven Wechselkurseinflüssen über den Erwartungen gelegen. Es sind jedoch auch Stimmen zu hören, die von einem Abschluss unter den Erwartungen sprechen. Wichtig sei einzig der Gewinn von L’Oréal, trage dieser doch rund 9% zum Nestlé-Ergebnis bei, dämpft ein Händler die Auswirkungen der Umsatzzahlen.
Lonza (+1,2%) konnte mit Human Genome Sciences (HGS) einen Vertrag zur kommerziellen Lieferung von Benlysta abschliessen. Der Wirkstoff befindet sich derzeit allerdings in der EU und den USA noch im Zulassungsprozess. Entwickelt wird der Wirkstoff von HGS und GlaxoSmithKline.
Als einzige SMI/SLI-Werte liegen die Sonova-Aktien (-0,3%) im Minus, ohne dass dazu News vorliegen würden. Allerdings sind diese Valoren sein Anfang Monat stark gestiegen.
Im breiten Markt steht vor allem die Partners Group (+2,2%) im Mittelpunkt des Interesses. Der Vermögensverwalter hat im ersten Halbjahr einen deutlich höheren Neugeldzufluss gemeldet, als im Markt erwartet worden ist. Auch wurde die Neugeld-Zielsetzung für das Ganzjahr erhöht.
Addex (+14,0%) hat von guten vorklinischen Testergebnissen für das Produkt ADX71943 in einem Osteoarthrose-Schmerzmodell berichtet und im Markt damit Parnerschafts-Fantasien geweckt.
Unter den Kursverlierern im breiten Markt fallen u.a. Genolier (-5,4%) auf. Im Privatklinik-Unternehmen tobt ein Kampf um die Vorherrschaft, in dem an einer a.o. GV Mitte August weitere Entscheide fallen dürften. (awp/mc/ss/22)