«Die Massnahmen scheinen endlich auf fruchtbaren Boden zu fallen», sagt ein Händler. Wichtig sei nun, dass das Leben in den Interbanken-Markt zurückkehre, heisst es weiter. Gegen eine langfristige Erholung der Kurse sprächen allerdings die ungünstigen konjunkturellen Perspektiven. Unsicherheit und die damit verbundene Volatilität seien noch nicht vertrieben. Für heute dürften Einzelheiten aus den Euro-Ländern zu den Hilfsmassnahmen sowie die Entwicklung an der Wall Street für weitere Impulse sorgen; derzeit stehen die Futures auf wichtige US-Indizes im Plus. Von Konjunkturseite gibt es heute keine massgeblichen Daten.
Bis um 12.10 Uhr steigt der SMI um 7,48% oder 399,85 Stellen auf 5’747,07. Der SLI legt um 7,59% auf 843,44 Zähler zu und der marktbreite SPI gewinnt 7,13% auf 4’807,29 Stellen. Die Bluechips werden von den Bankentiteln UBS (+15,5% auf 19,63 CHF) und Julius Bär (+14,0% auf 48,84 CHF) angeführt, CS (+12,1% auf 38,40 CHF) müssen den Spitzenplatz abgeben. Damit können letztere aber zumindest einen Teil der Einbussen der vergangenen Woche (-40,3%) ausgleichen.
Auch die Versicherer verbuchen deutliche Aufschläge, jedoch in geringerem Umfang als die Banken. Einzig Swiss Re (+13,2% auf 42,62 CHF) halten sich auf ähnlichem Niveau, hatten die Papiere in der Vorwoche doch 39% verloren. Aufwärts geht es aber auch für Bâloise (+6,8% auf 63,55 CHF), Swiss Life (+6,1% auf 131,50 CHF) und ZFS (+5,0% auf 219,30 CHF). In den vergangenen Tagen kamen Gerüchte auf, dass bei den Assekuranzen aufgrund der Pleite von Lehman Brothers grosse Summen im Geschäft mit Kreditausfallversicherungen fällig würden. Nun gibt es zum Teil Entwarnung. «Wir schreiben keine CDS-Derivate», erklärte ein ZFS-Sprecher auf Anfrage von AWP.
Nobel Biocare (+9,2% auf 23,34 CHF) halten sich wacker nach dem Kurssturz vom vergangenen Freitag (-26,3%). Im Nachklang an die Gewinnwarnung hagelt es auch heute Kursziel- und Ratingänderungen. Die SPI-Titel des Konkurrenten Straumann verlieren 0,4% auf 247,80 CHF. OC Oerlikon (+5,6% auf 137 CHF) sowie Sulzer (+12,9% auf 86,40 CHF) im SPI gewinnen. Im Zuge der Finanzkrise haben die Beteiligungen des russischen Unternehmers Viktor Vekselberg an den Unternehmen massiv an Wert verloren, Medienberichten zufolge könnte der Oligarch gezwungen sein, die fremdfinanzierten Beteiligungen umzustrukturieren.
Defensive Werte finden heute unterdurchschnittliches Interesse bei den Anlegern. Das gilt für die Index-Schwergewichte Roche (+4,0% auf 154,10 CHF), Nestlé (+5,3% auf 41,56 CHF) und Novartis (+6,9% auf 51,40 CHF) sowie für Swisscom (+1,9% auf 305,25 CHF) und Actelion (+2,4% auf 52,80 CHF). Das Schlusslicht im SMI/SLI bilden Ciba (+0,1% auf 44,84 CHF). Im breiten Markt erholen sich AFG (+17,1%) von ihren jüngsten Rückschlägen. Unterstützung erhalten die Papiere von einem Zeitungs-Interview des Firmenpatrons Edgar Oehler, der ein besseres zweites Halbjahr 2008 verspricht.
Temenos (+38,2%) werden offenbar von der Erholung bei den Finanztiteln beflügelt, das Unternehmen bietet Bankensoftware an. Sika (+13,8%) liegen deutlich im Plus, nachdem das Unternehmen am Freitagabend überraschend Umsatzzahlen für die ersten neun Monate 2008 publiziert hat. Heute hat Conzzetta (Aktie +0,7%) über die ersten acht Monate informiert. Aufwind verspüren Micronas (+13,0%) vor den morgigen Zahlen zum dritten Quartal. Uster Technologies (-13,0%) erleiden hingegen nach einer Gewinnwarnung erneut deutliche Verluste. (awp/mc/ps/21)