«Am Markt machen abermals Spekulationen die Runde, Deutschland könne Griechenland über Kreditgarantien hinaus weitere Unterstützung zukommen lassen», sagte ein Händler. Für Aktien und den Euro sei dies auf kurze Sicht positiv, womit auch wieder Liquidität der Dollar-Investoren zurück in den Euroraum und somit auch in Aktien fliessen dürfte.
Für etwas Aufwind sorgt laut Händlern auch noch der um 11 Uhr veröffentlichte Ifo-Index: Laut diesem hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum zum vierten Mal in Folge aufgehellt. Ob die gegenwärtige Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt allerdings den ganzen Tag anhalten wird, muss sich noch zeigen. Die Märkte seien weiterhin extrem nervös und es sei auffällig gewesen in den letzten Tagen, wie meist nach einer Erholung die Kurse im Tagesverlauf wieder zurückgekommen seien, sagte ein Marktteilnehmer.
Das Blue-Chips-Barometer SMI legt bis Mittag 1,14% auf 6’386,66 Punkte zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt derweil 1,28% auf 975,80 Zähler zu, der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,06% auf 5’514,99.
Nachdem die Finanztitel im Zusammenhang mit der Griechenland-Problematik und den Diskussionen um Bankgeheimnis und Datenklau zuletzt am meisten gelitten hatten, gehören sie mit zu den grössten Gewinnern. CS legen in diesem Umfeld 3,5% zu, beim Asset Manager GAM sind es +3,5% und bei Julius Bär +1,7%. Und auch die UBS-Aktien (+2,5%) können sich von ihrem gestrigen Absturz nach der Zahlenbekanntgabe etwas erholen. Einer allzu starken Aufwärtsbewegung im Wege stehen hier allerdings diverse Kurszielanpassungen von Analysten im Nachgang zu den Zahlen.
Von einer Höherstufung durch die US-Bank BoA/Merrill Lynch profitieren die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+3,8%), die damit zur Mittagszeit grösster SMI-Gewinner sind. Die Rück-Aktien waren Ende letzter und anfangs dieser Woche stark unter Druck gekommen, weil Investoren Ausfälle bei Anleihen auf die südeuropäischen Länder befürchteten. Je nach Entwicklung in Griechenland könnten die Papiere dann wieder zu den Verlierern gehören. Auch die anderen Versicherer werden derzeit von der Erleichterungs-Stimmung getragen: Baloise gewinnen 3,5%, Swiss Life 2,3% und ZFS 1,1%.
Nach der Avance von fast 5% am Vortag gehören die Aktien des Uhrenherstellers Swatch Group erneut zu den Gewinnern (+1,1%). Diverse Analysten habe ihr Kursziel im Nachgang zu den Ergebniszahlen 2009 erhöht, und zwar zum Teil recht stark. Sonova (+2,5% auf 129,70 CHF) profitiert ausserdem von einer Höherstufung durch die Citigroup mit Kursziel 150 CHF. Unterdurchschnittlich entwickeln sich in diesem Umfeld dagegen die defensiven Schwergewichte. Nestlé als bester Wert gewinnen 1,0%, bei Novartis sind es +0,9% und bei Roche lediglich +0,1%.
Mit Abstand grösster Verlierer unter den 30 SMI/SLI-Titel sind Nobel Biocare (-5,5%). Der Hersteller von Dentalimplantaten hat vorbörslich sein Jahresergebnis 2009 präsentiert und dabei die Umsatzerwartungen der Analysten verfehlt, Gewinn und Marge scheinen dagegen in Ordnung. Vor allem die weiterhin wackelige Umsatzentwicklung sorge für die Abgaben, aber auch der verhaltene Ausblick sei eine Kursbremse, sagen Marktbeobachter. Ein Grund für die heutigen Abgaben dürfte aber auch die Tatsache sein, dass die Titel am Vortag bzw. im Vorfeld der Zahlen 3,4% zugelegt haben. Zu den schwächsten Blue Chips gehören ausserdem noch Syngenta (-0,9%), Lonza (unv.) und Adecco (+0,1%).
Im breiten Markt profitieren OC Oerlikon (+1,2%) leicht von der Bekanntgabe eines neuen Konzernchefs. Ab Mai werde Michael Buscher die Geschicke des Konzerns leiten, teilte der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Technologiekonzern am Morgen mit. Grössere Gewinne gehen zudem an Cicor (+6,2%) oder die Detailhandelswerte Valora (+5,6%) und Dufry (+3,9%). Unter den grössten Verlierern sind trotz positiver Kommentare der Bank Sarasin Emmi (-5,6%), aber auch Mindset (-4,9%), Publigroupe (-4,1%) oder Von Roll (-4,1%). (awp/mc/pg/18)