«So lange die Probleme im US-Finanzsektor nicht gelöst sind, werden die Investoren an der Seitenlinie bleiben», sagte ein Händler. Dementsprechend verhalten falle auch heute die Aktivität im Aktienhandel aus. Eine Verstaatlichung der US-Banken sei trotz aller gegenteiliger Beteuerungen jedoch fast unumgänglich, sagte der Marktteilnehmer.
Der SMI steht um 12 Uhr 0,47% oder 21,87 Punkte höher auf 4’724,37 Einheiten. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI rückt 1,12% auf 669,21 Zähler vor und der Gesamtmarkt – gemessen am SPI – 0,36% auf 3’920,19 Stellen.
Im Fokus steht in der Schweiz die Grossbank UBS, die überraschend Oswald Grübel zum neuen Konzernchef ernannt hat. Der Ex-Chef der Credit Suisse habe sich einen hervorragenden Track Record erarbeitet und den dort Turnaround vollbracht, sagten Händler. Die UBS-Aktie reagiert mit einem Kurssprung von 9,9% auf 11,10 CHF; das Tageshoch wurde bei 11,61 CHF notiert.
Alle Bereiche der Grossbank sollen 2009 wieder schwarze Zahlen ausweisen – auch das US-Geschäft, sagte Grübel am Vormittag in einem Interview. «Ich werde Konzernchef sein, bis der Job gemacht ist», versicherte der neue starke Mann bei der angeschlagenen Grossbank.
Sollte es Grübel tatsächlich gelingen, sämtliche Probleme zu lösen, wird nach Ansicht von Börsianern der ganze Finanzplatz Schweiz profitieren. Denn die UBS ist weiterhin im Würgegriff der Justizbehörden, weil sie Anlegern dabei geholfen haben soll, ihr Geld vor dem Fiskus zu verstecken.
Die Aktien der Credit Suisse, wo Grübel wohl sein altes Büro nun wohl räumen muss, steigen in der Folge um 6,2% auf 27,14 CHF. Auch Julius Bär (+1,3% auf 28,80 CHF) profitieren von der generellen Stärke der Finanzdienstleister.
Bei den Versicherern berichten Händler von massiven Deckungskäufen in Swiss Re (+13,2% auf 15,03 CHF). Deutlich nach oben geht es aber auch mit ZFS (+5,5% auf 167,20 CHF) und Swiss Life (+3,5% auf 58,95 CHF).
Im SLI steigen die Chemiewerte Ciba (+5,5% auf 48,40 CHF) und Clariant (+1,1% auf 4,61 CHF) nach Zahlen von BASF deutlich. Zu den Gewinnen in Ciba dürfte auch das Bekenntnis der Deutschen zum geplanten Kauf der Basler beigetragen haben.
Mit deutlich Abgaben gehen auf der anderen Seite Nobel Biocare (-5,8% auf 19,60 CHF) und Adecco (-4,5% auf 35,76 CHF) um. In Nobel Biocare komme es heute zu Gewinnmitnahmen, nachdem die UBS den Titel von ihrer «most preferred list» genommen habe. Adecco leiden unter schwachen Zahlen seines niederländischen Konkurrenten Randstad.
Roche büssen 0,8% auf 132,70 CHF ein. Der Pharmakonzern hat sich für die vollständige Übernahme seiner US-Biotech-Tochter Genentech mit frischem Geld eingedeckt. Der Konzern sammelte am Anleihenmarkt insgesamt mehr als 14 Mrd USD ein. Roche habe aber dem Vernehmen nach die Finanzierung relativ teuer erkauft, sagten Händler.
Auch andere defensive Werte wie Novartis (-2,6% auf 45,10 CHF) und Nestlé (-0,6% auf 38,24 CHF) bremsen. Novartis litten unter den Aussagen vom Vortag, wonach negativen Währungseffekte das erste Quartal belasten.
Deutlich höher werden hingegen Swisscom (+1,5% auf 353 CHF) gestellt. Die italienische Tochter Fastweb hat am Morgen Geschäftszahlen vorgelegt und ist 2008 erstmals in die Gewinnzone vorgestossen. Die Swisscom selbst wird am nächsten Mittwoch ihre Zahlen vorlegen.
Im breiten Markt sinken Sulzer um 0,5%. Die Jahreszahlen des Industriekonzerns haben zwar die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Gewinn getroffen, beim EBIT sogar leicht übertroffen. Der Ausblick sei jedoch schwach, hiess es im Handel.
Das Zahlenset welches die Bank Sarasin (Aktie: +4,4%) vorgelegt hat, konnte die Prognosen der Marktbeobachter nur teilweise erfüllen. Bei Reingewinn und Geschäftsaufwand wurden die Erwartungen verfehlt. Bei den Erträgen konnten die Meinungen der Analysten übertroffen werden. Positiv auf den Kurs wirke sich indes der gute Neugeldzufluss aus. (awp/mc/pg/21)