Angeführt wird die Erleichterungsrally von den Finanzwerten. Mit dem 750 Mrd EUR schweren Hilfspaket zur Rettung des Euro und dem Programm der EZB zum Kauf privater und öffentlicher Schuldverschreibungen ist nach Ansicht von Marktteilnehmern ein Flächenbrand abgewendet worden. Positiv stimme die Börsianer zudem, dass die frühen Gewinne kein schnelles Ende fanden, sondern Anschlusskäufe eingetroffen sind.
Das Blue Chips Barometer SMI steht um 12 Uhr 4,25% höher auf 6’469,64 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avanciert um 4,84% auf 994,30 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 4,18% auf 5’716,36 Zähler.
Damit sind die langfristigen Verschuldungsprobleme in der Eurozone aber keineswegs gelöst, mahnen Marktbeobachter. Insbesondere der Aufkauf von Staatspapieren durch die EZB untergrabe nicht nur deren Glaubwürdigkeit, sondern erhöhe auch das langfristige Inflationspotenzial, lautet die Warnung. Vor überhöhten Erwartungen an die Hausse der Aktienmärkte sei deshalb gewarnt, hiess es im Handel.
Besonders stark zeigen sich nach den massiven Verlusten der letzten Woche vor allem die Bank- und Versicherungstitel. Die Gefahr von erheblichen Abschreibungen in den Büchern der Institute aufgrund des Exposure nach Südeuropa hinein sei mit den Massnahmen vom Wochenende deutlich gesunken, hiess es im Handel.
Zum Berichtszeitpunkt stehen die Grossbankenaktien UBS (+10,3%) und Credit Suisse (+10,7%) an der Spitze der Blue Chips; Julius Bär gewinnen 6,0%. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Verunsicherung über die Stabilität des Euroraums die Titel zuletzt deutlich gedrückt hat. UBS und CS sanken vergangene Woche um 10,5%, Julius Bär gar um 13,5%. Auch die Versicherer Swiss Life (heute +6,1%) und Swiss Re (+6,3%) waren letzte Woche unter den grössten Verlierern. ZFS rücken um 6,8% vor.
Neben den Finanztiteln gehen ebenfalls grosse Gewinne an konjunktursensitive Werte wie Clariant (+8,3%), Petroplus (+6,8%), Adecco (+6,2%), Richemont (+6,2%) und Swatch (+5,5%). Holcim (+3,1%) legen trotz Dividendenabgang deutlich zu.
Wenig überraschend hinken die defensiven Aktien dem Gesamtmarkt hinterher und weisen diesen aufgrund der hohen Gewichtung von Roche (+1,9%), Novartis (+2,4%) und Nestlé (+2,5%) etwas in die Schranken. Ganz am Tabellenende stehen die ebenfalls defensiven Swisscom (+0,2%) und Synthes (+1,0%).
Im breiten Markt legen Mindset gut 40% zu. Das Unternehmen, das die Weiterentwicklung eines Elektroautos Richtung Serien-Produktion anstrebt, hat eine Finanzierungs-Vereinbarung über einen Maximalbetrag von 183 Mio CHF unterzeichnet und damit seine Finanzierungsprobleme bzw. das drohende Ende auf einen Schlag drastisch reduzieren können.
Grosse Avancen sind ausserdem bei Newron (+18,7%), EFG (+11,7%), Schmolz + Bickenbach (+9,4%) oder Meyer Burger (+7,4%) zu sehen.
Die Aktien von Georg Fischer rücken um 6,9% vor. Der Industriekonzern hat sich nach Worten ihres Chefs «ehrgeizige Ziele» gesetzt, die aber «erreichbar» sind. «Bei einer nachhaltigen substanziellen Markterholung wollen wir eine EBIT-Marge von 8% erreichen», bestätigte CEO Yves Serra gegenüber der «SonntagsZeitung» frühere Aussagen. (awp/mc/ps/16)