CH-Verlauf: Ins Minus gerutscht – Angst vor Schuldenkrise

«Eigentlich haben wir heute einen freundlichen Tag erwartet», sagt in Zürcher Händler. Allerdings belasteten erneut die wieder aufkeimenden Ängste vor einer Schuldenkrise in Europa.


Vor allem der Druck auf die Grossbanken nehme zu, berichten Händler. So habe es bei einer Bankenkonferenz von Merrill Lynch negative Kommentare gegeben, heisst es von Händlern. Ausserdem habe sich die Star-Analystin Meredith Whitney negativ zum Sektor geäussert. Darüber hinaus kursierten noch Spekulationen, die chinesische Notenbank könne die Reserveanforderungen am Wochenende anheben.


Der Leitindex SMI steht um 11.40 Uhr 0,27% tiefer bei 6’317,21 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,17% auf 971,71 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,21% auf 5’608,01 Zähler.


Die jüngsten Konjunkturdaten zeigen unterdessen kaum Wirkung. Das Geschäftsklima in der Eurozone hellte sich im September wider Erwarten auf und stieg auf den höchsten Stand seit Dezember 2007. Ökonomen hatten hingegen einen Indexrückgang erwartet.


Die beim Handelsauftakt mit zu den stärksten Titeln zählenden CS (-0,6%), UBS (-1,2%) und Julius Bär (-1,8%) finden sich nun in der Verlustzone wieder. Neben den negativen Kommentaren zur Bankenkonferenz setzten durchsickernde News zum sogenannten Swiss Finish die Banken unter Druck, sagt ein Händler.


Die geringeren Verluste der CS gegenüber UBS sind auf die jüngsten Aussagen von CEO Brady Dougan zurückzuführen. Dieser sieht die Bank für das neue regulatorische Umfeld gut vorbereitet. Die Grossbank dürfte die künftigen schärferen Eigenkapitalvorschriften einhalten, ohne grössere Veränderung bei den Wachstumsplänen oder der Kapital- und Dividendenpolitik vorzunehmen, so Dougan.


Actelion (-0,2%) rutschen ebenso ins Minus. Nach den jüngsten Rückschlägen bewertet JPMorgan den Titel konservativer und nimmt das Rating auf «Neutral» von bisher «Overweight» zurück.


Kräftig nach unten geht es bei Syngenta (-2,9%). Die Aktien geraten in den Sog von Monsanto, die 8% an der Wall Street verloren. Transocean (-1,8%) stehen mit am deutlichsten unter Druck. Die Titel des Ölbohr-Spezialisten waren am Vortag an die Spitze des Leitindex geklettert.


Die Indexschwergewicht Novartis (-0,3%) und Roche (-0,2%) lassen dem Index kaum Luft nach oben. Die positive Nachricht bei Roche, in Grossbritannien einen Erfolg bei der Kostenerstattung für sein Krebsmedikament «Herceptin» zu verbuchen, stützt kaum.


Weit oben im Kurstableau stehen dagegen Adecco (+1,8%), die am Vortag noch kräftig verloren hatten. Der CEO des Zeitarbeitsvermittlers zeigt sich in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» positiv für die weitere Konjunkturentwicklung, will sich selbst aber mit Blick auf Übernahmen zunächst zurückhalten.


Auch die Zykliker ABB (+0,4%), Holcim (+0,2%) und Logitech (+0,9%) stehen auf der Gewinnerseite. Richemont (+2,0%) setzten die Aufwärtsbewegung des Vortages fort. Richemont-Chef Johann Rupert hat den Kauf der angeschlagenen Münchener Optikerkette Rodenstock abgeblasen.


In der zweiten Reihe ziehen Santhera (+2,0%) an. Das Unternehmen überführt den Produktkandidaten Omigapil zur Therapie von kongenitaler Muskeldystrophie (CMD) in klinische, zulassungsrelevante Studien. Temenos (+3,3%) setzen die Aufwärtsbewegung des Vortags nach dem Zukauf des Softwarespezialisten Odyssey fort. IMZ (+1,4%)%) profitieren weiterhin von den vorgelegten Geschäftszahlen.


Bucher Industries (-0,9%) gehen nach drei starken Tagen zurück. Konzernchef Philip Mosimann lehnt einen möglichen Verkauf der Landmaschinensparte ab. Zur «Finanz und Wirtschaft» sagte der CEO, es gebe keine Gespräche mit dem US-Landmaschinenhersteller Agco. Am Wochenende hatte Agco sein Interesse an Kuhn bekundet. Die kräftigsten Verluste verbuchen GNR (-4,0%) sowie Kudelski (-3,7%). (awp/mc/ps/15)

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