CH-Verlauf: Klare Verluste auf breiter Front
Die ohnehin schon vorherrschende Verunsicherung habe sich mit der Nervosität um die Krise in Korea noch weiter verstärkt, hiess es in Händlerkreisen. Die eigentlich robusten konjunkturellen Fundamentaldaten sowie die meist guten Unternehmensgewinne würden weitgehend ignoriert.
Bis um 12.10 fällt der SMI um 2,49% auf 6’052,24 Punkte zurück. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 3,17% auf 920,10 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,87% auf 5’325,56 Punkte.
Trotz der aktuellen Unsicherheit über die weitere Entwicklung zeigt sich ein Marktteilnehmer auf längerfristige Sicht grundsätzlich zuversichtlich für die Aktien. Nach der jüngsten Korrektur seien diese wieder attraktiv bewertet, was auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten eine positive Erwartung erlaube. Für die kommenden sechs Monate ist seine Einschätzung dagegen eher negativ. Ähnlich sieht dies die ZKB aus charttechnsischer Sicht für die kommenden zwei Monate: Der SMI dürfte in dieser Zeit wohl die Marke von 5’900 Punkten testen, heisst es in einem Kommentar der Kantonalbank.
Finanzwerte wie UBS (-5,9%), CS (-5,5%), Julius Bär (-5,4%) und Swiss Re (-3,6%) werden am meisten von den gestiegenen Ängsten vor einem Übergreifen der Eurozonen-Krise auf die Realwirtschaft belastet. Vor allem die Banken hatten sich am Freitag in einem schwachen Gesamtmark noch sehr robust gezeigt und klar zugelegt. Nun ist nach den schwachen Vorgaben aus den USA vom Montag, als hierzulande die Börsen noch geschlossen waren, das Abwärtspotential grösser.
Schwer wiegen auch die Verluste von Adecco (-5,8%), Swatch (-5,1%), Clariant (-4,8%) oder Richemont (-4,6%). Richemont wird am Donnerstag das Jahresergebnis 2009/10 präsentieren.
Bei einem guten Teil der Bluechips liegen die Abgaben im Bereich von 3 bis 4,5%, so auch bei ABB, Geberit, Swiss Life oder Sonova. Für Sonova hat die Citigroup die Gewinnschätzungen leicht angepasst und das Kursziel etwas gesenkt. Es liegt aber mit 152 CHF noch immer deutlich über dem aktuellen Stand von rund 124 CHF, entsprechend hat das Institut auch die «Buy»-Empfehlung bestätigt, was dem Papier in der aktuellen Stimmung aber nicht gross hilft. Der Abschlag auf den Sonova-Papieren gegenüber der Konkurrenz sei ungerechtfertigt, heisst es bei der Citigroup unter anderem zur Begründung.
Nestlé (-0,7%) und Novartis (-1,0%) entziehen sich dem allgemeinen Trend ebenfalls nicht, stehen mit den vergleichsweise moderaten Verluste aber zusammen mit Synthes (-0,5%) an der Spitze des SMI. Novartis hat als einziges Bluechip-Unternehmen eine Nachricht an die Öffentlichkeit übermittelt. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat den Untersuchungszeitraum für den Zulassungsentscheid für FTY720 (Fingolimod) bei Multipler Sklerose um drei Monate verlängert, was so gemäss Novartis allerdings erwartet worden ist. Weiter berichtete Novartis übers Wochenende von positiven Studienresultaten mit dem Augemedikament Lucentis.
Im breiten Markt zählen Transocean (-12,7%) zu den grössten Verlierern. Marktbeobachter verweisen auf die Unsicherheiten über die finanzielle Belastung im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und auf die mögliche Beeinträchtigung der längerfristigen Aussichten des Konzerns. Neu wurde bekannt, dass US-Senatoren eine Untersuchung gegen Transocean anstreben. Die Politiker kritisieren unter anderem, dass das Unternehmen bzw. deren Aktionäre von Versicherungszahlungen profitieren könnten.
Schindler erhält zwar einen Grossauftrag für den Frankfurter Flughafen, beide Schindler-Papiere fallen aber um über 4% zurück.
Besser als der Gesamtmarkt halten sich Winterthur Technologie (+0,4%). Die Nachfrage beim Schleiftechnik-Spezialisten entwickelt sich lebhafter, als noch vor zwei Monaten anlässlich der Bilanzmedienkonferenz angenommen.
OC Oerlikon ziehen am Dienstag mit dem Start der Kapitalerhöhung deutlich an, wobei die Altaktionäre 95% ihres Einsatzes verloren haben. Nach dem Kapitalschnitt lag der neue Referenzpreis für die Aktie bei 5,53 CHF und für das Bezugsrecht 1,81 CHF. Mittlerweile werden OC Oerlikon zu 7,90 CHF gehandelt. Im Zuge des Bezugsrechtehandels seien bisher nur wenig Anrechte verkauft worden. Dies lasse darauf schliessen, dass die grosse Mehrheit der bestehenden Aktionäre bei der Kapitalerhöhung mitziehe, sagten Marktbeobachter. (awp/mc/pg/16)