«Mikro- gegen Makrodaten», bezeichnet ein Händler die gegenwärtige Situation am Aktienmarkt. So seien einerseits die jüngsten Ergebnisvorlagen der Berichtssaison in den USA positiv ausgefallen. Andererseits habe es von Konjunkturseite eher negative Signale gegeben, beschreibt der Marktteilnehmer die Lage in den Handelsräumen.
Gegen 12.00 Uhr verliert der SMI um 0,07% auf 6’286,73 Punkte zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt dagegen 0,07% auf 962,58 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) gibt wiederum um 0,05% auf 5’555,50 Punkte nach.
Die kräftigsten Verluste verbuchen Lonza (-1,8%). Goldman Sachs überarbeitete in einer Branchenstudie zur europäischen Chemiebranche seine Modelle für die Unternehmen. In diesem Zusammenhang wurden die Titel auf «Neutral» von «Buy» zurückgestuft. Lonza legt zudem kommende Woche Zahlen vor und dürfte nach Ansicht der ZKB-Analysten im 1. Halbjahr insgesamt nur begrenzt von der Konjunkturerholung profitiert haben.
Die Pharmatitel Roche (-1,1%) und Novartis (-0,3%) leiden nach Darstellung eines Marktteilnehmers unter dem Verfall. Novartis hatte bereits am Vortag nach Gewinnmitnahmen im Minus geschlossen. Das dritte Schwergewicht Nestlé (+0,1%) stützt den Gesamtmarkt leicht.
Im Minus tendieren auch die Versicherungswerte. ZFS (-0,3%) erhöhte die Rückstellungen für Kreditausfälle auf ihrem Portfolio mit gewerblichen Immobilienkrediten in Grossbritannien und Irland im zweiten Quartal um 330 Mio USD. Als Grund für die Erhöhung der Rückstellungen wird die andauernde Verschlechterung der Immobilienmärkte in Grossbritannien und Irland angeführt. Die Rückstellungserhöhungen seien «leicht negativ», so die ZKB. Da die Rückstellungen aber vor allem im Zusammenhang mit den sich verschlechternden allgemeinen Verhältnissen an den Immobilienmärkten stünden, kämen sie nicht grundsätzlich überraschend. Swiss Re geben derweil 0,9% nach.
Die Banktitel UBS (+0,1%), CS (unv.) und Julius Bär (unv.) zeigen sich in etwa auf Schlusskursniveau, nachdem die Aktien am Vortag Verluste verbucht hatten. Zu den deutlichen Abschlägen war es gekommen, nachdem der Abschluss der US-Bank JP Morgan trotz höherem Quartalsgewinn mit Skepsis aufgenommen worden war.
Auf der Gewinnerseite sind Transocean (+5,0%) ganz oben zu finden. BP soll es nämlich erstmals seit Beginn der Katastrophe im Golf von Mexiko gelungen sein, den Ölfluss aus dem defekten Bohrloch vollständig zu stoppen. Transocean vereinbarte noch am Vorabend mit Royal Dutch Shell und BHP Billiton eine spezielle Standby-Rate, die unter der regulären vertraglichen Rate für die Nutzung der Bohrplattformen liege. Damit können sich die beiden Kunden nicht mehr auf «Force Majeure» berufen. Die ZKB wertet dies insgesamt positiv. Petroplus (+0,8%) arbeiten sich unterdessen in die Gewinnzone vor.
ABB (+0,6%) scheint bei der geplanten Erhöhung des Anteils an der indischen Tochtergesellschaft auf Widerstand zu stossen, was jedoch den Kurs nicht belastet. Die Indische Life Insurance Corporation (LIC), die 16,3% Anteile an dem Unternehmen hält, fordert nun 950 bis 1’000 Rupien je Aktie, wie eine indische Zeitung schreibt. ABB will den Anteil an der indischen Tochtergesellschaft auf 75% von derzeit rund 52% ausbauen. ABB bietet gegenwärtig 900 Rupien je Aktie.
In der zweiten Reihe stehen Accu Holding (-11,1%) unter massivem Abgabedruck, nachdem sich die Aktie zuletzt kräftig verteuert hatte. Abwärts geht es auch bei Schlatter (-5,1%). WTG (-0,7%) kann nicht von kräftigen Umsatzzahlen profitieren. Energiedienst (+1,0%) findet dagegen Anklang bei den Investoren, nachdem die Semesterzahlen knapp die Erwartungen trafen. Besser als erwartet fielen unterdessen die Halbjahreszahlen der ZGKB (+0,4%) aus.
Orior (+1,0%) will sich stärker im Ausland engagieren. «Wir streben längerfristig einen Umsatzanteil von ca. 25% an», sagte Konzernchef Rolf U. Sutter im Interview mit AWP. Infranor (ungehandelt) musste dagegen einen deutlichen Umsatzeinbruch hinnehmen. (awp/mc/ps/16)