«Es ist erstaunlich, wie heftig die Reaktionen ausfallen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden», kommentiert ein Händler die Kursverluste. Selbst die Kursgewinne bei den schwer gewichteten Nestlé-Titeln können die negative Tendenz nicht umkehren.
Um 12.05 Uhr verliert das Blue-Chips-Barometer SMI 0,97% auf 6’748,78 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 1,43% auf 1’043,00 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,70% auf 5’994,68 Punkte.
Kräftige Kursverluste verzeichnen Credit Suisse (-5,3%), deren Gewichtung im SMI bei 7,4% liegt. Im Gegensatz zur US-amerikanischen Konkurrenz vermochte die Grossbank den Markt mit dem Zahlenausweis nicht positiv zu überraschen. Zwar lag der Neugeldzufluss der Grossbank deutlich über den Prognosen, aber der ausgewiesene Reingewinn lag unter den Konsens-Erwartungen. Die Aktien von UBS verlieren 1,5% und Julius Bär um 1,4%.
Als wenig kursrelevant bezeichnet ein Händler die Aussagen der Expertenkommission zur Limitierung der volkswirtschaftlichen Risiken durch Grossunternehmen. «Das war nicht überraschen dund teilweise bereits in den Kursen eingepreist», ergänzt der Marktbeobachter.
Deutlich abwärts geht es zudem bei ABB (-6,7%), die ein Gewicht von 6,7% im Index haben. Dem Konzern gelingt mit dem für die ersten drei Monate des Geschäftsjahres vorgelegten Ergebnis beim Umsatz zwar mehr oder weniger eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen. Auf den Stufen EBIT und Reingewinn werden die Markterwartungen jedoch klar verfehlt. Einziger Lichtblick ist der über den Konsensschätzungen liegende Auftragseingang.
Im Blick stehen auch das Börsenschwergewicht Nestlé (+1,9%). Die vom Westschweizer Nahrungsmittelkonzern für das erste Quartal veröffentlichten Umsatzzahlen liegen über den Konsensschätzungen des Marktes. Beim organischen Umsatzwachstum und beim internen Realwachstum konnten die Markterwartungen klar übertroffen werden. Für 2010 halten die Firmenverantwortlichen am bisherigen Ausblick eines über dem Vorjahr liegenden organischen Umsatzwachstums und EBIT im Kernbereich Food & Beverages fest. Mit dem Aktienrückkauf mit Ziel 10 Mrd CHF bis Ende Jahr befindet sich Nestlé eigenen Angaben zufolge auf Kurs.
Abwärts geht es wiederum bei Actelion (-1,0%). Das Unternehmen erzielte im ersten Quartal einen Nettoumsatz von 501,7 Mio CHF und traf damit in etwa die Marktprognosen. Die Zahlen müssen jedoch nach Ansicht der Bank Wegelin einem viel wichtigeren Aspekt untergeordnet werden. So sei in naher Zukunft weitaus richtungsweisender, welche Nachrichten über die Produktekandidaten Almorexant, Clazosentan, Macitentan verbreitet werden.
Richemont (-1,1%) und Swatch (-1,1%), die nach Vorlage der Zahlen zu den Schweizer Uhrenexporten am Morgen noch zulegten, sind mittlerweile ins Minus gerutscht. Im März 2010 erhöhten sich die Ausfuhren um rund ein Drittel.
Lonza (-2,8%) verzeichnete im ersten Quartal eine Marktnachfrage auf Vorjahresniveau. Das Quartalsupdate der Basler ist Analysten zufolge wie erwartet ausgefallen, nämlich verhalten. Eine insgeheim erwartete positive Überraschung oder gar eine höhere Guidance sei ausgeblieben, erklären sich Analysten den Kursrückgang.
Swisscom verbilligen sich um 1,5%. Die Konkurrenten Orange und Sunrise können wohl nicht fusionieren. Die Wettbewerbskommission untersagt den Zusammenschluss der beiden Gesellschaften.
Syngenta (-3,8% bzw. -10,60 CHF) stehen deutlich im Minus, wobei jedoch die Dividendenausschüttung den Kurs mit 6,00 CHF belastet.
In der zweiten Reihe haben Nationale Suisse (-1,8%) die Erwartungen der Analysten bezüglich Konzerngewinn relativ klar verfehlt. Inficon (-1,0%) lag mit dem Umsatz zum ersten Quartal leicht über den Schätzungen, die durchschnittlichen Analystenerwartungen wurden beim Gewinn aber knapp verfehlt.
Von Roll (+0,1%) hat mit seinen Umsatzzahlen besser als vom Markt erwartet abgeschnitten. Auch Elma (-1,2%) und Cytos (-0,8%) gewährten einen Blick in die Bücher.
Transocean stehen ungeachtet einer am Vortag vermeldeten Explosion auf einer Ölplattform mit 0,5% im Plus.
Die Papiere der erstmals an der SIX Swiss Exchange gehandelten Orior AG notieren bei 49,85 CHF. Das entspricht einem Plus von rund 3,9% gegenüber dem Emissionspreis von 48 CHF. (awp/mc/pg/18)