Trichet sprach unter anderem mit Blick auf die seit September verzeichnete Verschärfung der internationalen Finanzkrise von Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum.
Die neuerlichen Abgaben an der Schweizer Börse werden im Handel vor allem auf die negativen Vorgaben aus New York und Tokio sowie auf die anhaltende Verunsicherung in den meisten Finanzwerten im Vorfeld der Q4-Zahlen zurückgeführt. Eine Stütze bieten derzeit vor allem Roche und Nestlé. Ein Test der November-Tiefstände sei durchaus zu erwarten, sagte ein Händler gegenüber AWP. In diesem Falle habe der SMI noch Abwärtspotenzial von 5-6% und der S&P-500 von 7-8%.
Bis um 11.45 Uhr verliert der SMI um 0,51% oder 26,93 auf 5’294,07 Punkte. Der gekappte SLI gibt um 0,91% auf 731,16 Zähler nach. Der Gesamtmarkt wird, gemessen am SPI, um 0,62% auf 4’365,97 Stellen zurück genommen.
Wie bereits am Vortag gehören die meisten Finanztitel zu den grössten Verlierern. Swiss Re verlieren um 5,8% auf 35,80 CHF, Swiss Life um 5,0% auf 59,40 CHF, ZFS um 4,0% auf 194,00 CHF und Bâloise um 1,3% auf 69,10 CHF. Der Versicherungsbereich werde durch Einschätzungen der möglichen Schadenbelastung aus dem Madoff-Skandal von 1,8 Mrd USD belastet, hiess es im Handel. Die gesamte Branche soll mit maximal 6 Mrd USD exponiert sein.
Die Banken sehen bei der Credit Suisse (CS) ein Minus von 4,2% auf 22,12 CHF, bei Julius Bär von 3,8% auf 36,10 CHF und bei der UBS um 13.00 Uhr von 1,35% auf 11,65 CHF. Der Kurseinbruch hänge stark mit den sehr schwachen Vorgaben aus dem US-Finanzsektor zusammen, meinen Händler. Verstärkt werde der Abgabedruck durch den Wegfall des Verbots von Leerverkäufen auf Finanztiteln sowie die Sorge weiterer Abschreibungen auf Risikopapieren. In CS belaste ferner ein Artikel der «HandelsZeitung», wonach die Grossbank im Oktober rund 1 Mrd CHF je Woche mit Handelsoperationen verloren habe. Für das Jahr werde ein Verlust von 6 Mrd CHF erwartet. Dies decke sich allerdings mit den meisten Analystenvorgaben, relativierten Händler.
Grössere Verlierer im SMI/SLI sind auch Clariant (-5,1% auf 5,43 CHF), die auf Presseberichte über eine demnächst bevorstehende Information zu harten Restrukturierungsmassnahmen reagieren. Logitech (-5,0% auf 12,26 CHF) werden nach enttäuschenden Zahlen vom Vortag weiter zurück genommen. Givaudan (-2,3% auf 813,50 CHF) notieren ebenfalls überdurchschnittlich tiefer.
Novartis (-1,3% auf 52,95 CHF) meldete heute die allseits erwartete Zulassung von vier wichtigen Medikamenten durch die japanische Gesundheitsbehörde, darunter den Top-Seller Diovan/Co-Diovan gegen Bluthochdruck. Allerdings werden weiterhin die Titel von Roche (+0,9% auf 171,90 CHF) vorgezogen. Auch Roche erzielte eine bedeutenden Zulassungserfolg. Die EU-Behörde hat dem Gesuch um die Zulassung von RoActemra zur Behandlung von rheumatoider Arthritis stattgegeben.
Nestlé (+0,8% auf 41,28 CHF) sind als defensiver Werte im aktuellen Umfeld weiter gesucht. Avancieren können unter anderen Swatch (+1,2% auf 121,80 CHF) und Richemont (+1,4% auf 17,23 CHF) infolge einer technischen Korrektur. OC Oerlikon (+6,2% auf 43,00 CHF) sind auf tiefem Niveau gesucht, nachdem ein Sprecher am Vortag gegenüber AWP die finanzielle Situation des Konglomerates als «unverändert stabil» und das Verhältnis zu den Hausbanken als «vertrauensvoll und ungetrübt» bezeichnet hatte.
Lonza (+2,6% auf 102,60 CHF) profitieren von der am Vortag bekannt gegebenen Zusammenarbeit mit dem israelischen Generikahersteller Teva. Syngenta (+1,2% auf 216,50 CHF) werden laut Händlern von Umschichtungen im Chemiesektor gestützt.
In der zweiten Reihe verlieren Barry Callebaut 14,2% auf 551 CHF, nachdem der Schokoladehersteller vorbörslich Zahlen zum ersten Quartal publiziert hatte. Das Unternehmen verfehlte die Konsensusschätzungen zum Umsatz klar, hat jedoch die aktuellen Zielsetzungen bestätigt. Schmolz + Bickenbach (-8,2%) werden nach einem Downrating durch die ZKB auf «Untergewichten» zurück genommen. Ebenfalls auf «Untergewichten» gesenkt hat das Institut die Bewertung von Quadrant (-12,5%).
Sonova (-6,7%) leiden unter der konjunkturellen Entwicklung und Äusserungen des Managements hinsichtlich eines Umsatzwachstums 2008 am unteren Ende der eigenen Prognosen.
Zulegen können hingegen unter anderem Biotechnologiefirmen: Arpida (+3,5%) allerdings auf sehr tiefem Niveau, Basilea (+1,6%) oder Cosmo (+1,5%). Newron notieren 1% höher, nachdem der CFO Stefan Weber in einem Interview mit «Finanz und Wirtschaft» die Liquiditätslage als «gut» und das Produktportfolio als «vielversprechend» bezeichnet hatte. (awp/mc/pg/19)