Die jüngsten überraschend positiv ausgefallenen Daten zur Wirtschaftsstimmung im Euroraum zeigten unterdessen kaum Reaktion am Markt. Die stark beachteten Einkaufsmanagerindizes, ein Mass für die Stimmung in grossen Unternehmen, legten im Januar leicht zu.
Das Blue Chips Barometer SMI verliert bis 12.00 Uhr 64,57 Punkte bzw. 1,21% auf den Stand von 5’264,87 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt 1,88% auf 732,49 Zäher, der breite SPI 1,3% auf 4’341,46 Einheiten.
Insbesondere die Aktien der Versicherer Swiss Re (-12,5% auf 29,22 CHF) und ZFS (-4,9% auf 190,20 CHF) kommen massiv unter Druck. Die Titel würden von verschiedenen Gerüchten im Sektor belastet, heisst es im Handel. So gab es Spekulationen, dass Swiss Re im vierten Quartal einen massiven Verlust erlitten habe. Der grosse Quartalsverlust sei zustande gekommen, weil der Rückversicherer eine grössere britische Bank vor einem Kollaps versichert haben soll und nun schadenersatzpflichtig geworden sei. ZFS leidet dagegen unter einer Branchenstatistik zum US-Firmenversicherungsmarkt. Daraus ging hervor, dass die Prämien in diesem Bereich im vierten Quartal um 6,4% zurückgegangen sind.
Im Sog der der verlierenden Versicherungstitel geben ebenso die Banktitel von UBS (-1,3% auf 13,32 CHF) und CS (-0,3% auf 25,66 CHF), sowie Julius Bär (-3,0% auf 34,74 CHF) nach.
OC Oerlikon (-11,2% auf 39,00 CHF) fallen zeitweise auf ein neues Allzeittief. «Grosse Unsicherheiten und eine hohe Volatilität belasten die Titel», kommentiert ein Marktbeobachter den Kursrutsch. Insbesondere die Verschuldung bereite vielen Anlegern Sorgen. «Die Angst ist nach unseren Berechnungen unbegründet», stellt ein Analyst fest. Alles andere als kursstützend erweisen sich nach Ansicht von Teilnehmern zudem die Spekulationen um den Verkauf von Unternehmensteilen.
Besser als der Gesamtmarkt tendieren Roche (+0,3% auf 169,40 CHF) und Novartis (-0,2% auf 51,90 CHF). Die Pharmatitel erhalten leichte Unterstützung von neuen Übernahmefantasien in Europa. Händler verweisen auf einen Bericht im «WSJ», wonach sich Pfizer in Übernahmeverhandlungen mit Wyeth befindet. «Das könnte die Stimmung der Anleger ein wenig heben», äussert sich ein Händler. Allein das Volumen der möglichen Übernahme von 60 Mrd USD sei beeindruckend. Dass es in einer solchen Krise überhaupt noch zu Käufen kommt, wäre ein klares positives Signal.
Bei Roche könnte zudem ein weiter positiver Zulassungsentscheid für das umsatzstärkste Produkt MabThera (Rituximab) stützen. Die Empfehlung der CHMP sei der erste Schritt für die Applikationsausweitung dieses Medikaments in der Krebsbehandlung, heisst es in einem Analystenkommentar.
Nestlé (-1,3% auf 39,90 CHF) sind mittlerweile in die Verlustzone gerutscht und belasten als Indexschwergewicht den Markt am deutlichsten.
In der zweiten Reihe ragen Gottex (+11,6%) hervor. Zwar hat das Unternehmen einen weiteren Abfluss der verwalteten Vermögen im vierten Quartal ausgewiesen, doch gleichzeitig verschiedene Massnahmen angekündigt, um die Herausforderungen des Marktumfelds anzugehen. Es sei erfreulich, dass sich Gottex dem veränderten Umfeld anpasse, heisst es in Kommentaren. Es sei jedoch zu bedenken, dass der Titel letztes Jahr 97% verloren hatte.
Jelmoli (+3,7%) sind nach der Einigung mit Tivona im jahrelangen Rechtsstreit gesucht. Heute wird zudem die ausserordentliche Generalversammlung über die Aufspaltung des Unternehmens entscheiden.
Die Zuger KB (+0,7%) meldete für 2008 ein starkes Ergebnis das höheren Einnahmen und wesentlich geringeren Abschreibungen als 2007 zu verdanken ist.
Zehnder (+1,2%) legte Umsatzzahlen vor, die über den Erwartungen lagen. Zehnder sei weniger anfällig für Konjunkturschwankungen, da ein Umsatzwachstum eine breiter Basis habe, heisst es in einem Analystenkommentar. (awp/mc/pg/21)