CH-Verlauf: Solides Plus – Richemont gesucht
Der Euro hat am Freitag seine Talfahrt zum US-Dollar beschleunigt fortgesetzt, derzeit kostet die europäische Gemeinschaftswährung nur gerade noch 1,5130 USD. Die negativen Vorgaben aus den USA, wo vor allem die Finanzwerte schwach notierten, sind somit wettgemacht. Weitere Impulse in die eine oder andere Richtung könnten am Nachmittag noch von US-Makrozahlen kommen.
Deutliche Avancen gibt es derzeit bei Richemont. Der Luxusgüterkonzern hat Details zu seiner Aufspaltung in eine Luxusgütergesellschaft und eine Investment-Gesellschaft bekannt gegeben. Zudem profitieren die Chemiefirmen vom sinkenden Ölpreis.
Das Blue Chips Barometer (SMI) steigt bis um 11.45 Uhr 39,00 Punkte bzw. 0,54% auf 7’221,07 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,28% auf 1’080,13 Punkte, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,46% auf 6’035,89 Zähler.
Grösster Gewinner sind zur Mittagszeit OC Oerlikon mit einem Plus von 2,7% auf 278 CHF, ohne dass dazu fundamentale News vorhanden wären. Ciba (+2,3% auf 31,82 CHF) und Clariant (+1,6% auf 10,30 CHF), die ebenfalls unter den Top 5 notieren, profitieren dagegen vom sinkenden Ölpreis. Die Sorte Brent kostet derzeit deutlich unter 120 USD pro Fass. Grosse Kursaufschläge gibt es auch bei Petroplus (+2,2% auf 50,70 CHF), beflügelt von Ratingänderungen nach dem gestrigen Zahlenausweis. Die Aktie hatte gestern bereits 8,5% zugelegt.
Unter den besten Werten notieren auch Richemont mit einem Gewinn von 1,9% auf 63,15 CHF. Die komplizierte Transaktion zur Aufspaltung in zwei Teile ermöglicht Anlegern ein Engagement in Aktien eines «reinen» Luxusgüterkonzerns, was von Analysten als positiv bewertet wird. Der Bewertungsabschlag des Luxusgüterteils zur Luxusbranche betrage noch immer deutlich über 10%, heisst es dazu. Die Grundzüge der Transaktion waren zwar schon bekannt, das Ganze kommt nun aber viel früher als erwartet. Grund für die Aufspaltung sind Änderungen der Steuergesetze in Luxemburg, die aber erst 2010 in Kraft treten werden.
Relativ stark notieren auch die Schwergewichte Novartis (+1,3%), Roche (+0,8%) und Nestlé (+1,1%). Die gestern veröffentlichten Zahlen des weltgrössten Nahrungsmittelherstellers werden somit von den Anlegern heute etwas positiver beurteilt. Gestern hatte die Aktie nach schwachem Anfang zum Schluss lediglich ein minimes Plus erreicht.
Am untersten Tabellenende stehen einmal mehr die Finanzwerte, belastet durch die negative Vorgaben der US-Banken. Die Situation bei den Banken bleibe angespannt, heisst es im Handel. Es wird befürchtet, dass auch die UBS – wie zwei US-Banken – ARS-Rückkäufe durchführen müssten. Die Zeitung Boston Globe schreibt in ihrer Online-Ausgabe, dass eine derartige Ankündigung der UBS gar kurz bevorstehe. Zudem gibt es in Handelskreisen neue Gerüchte, die Bank werde ihr Wealth Management in den USA schon bald abspalten. UBS verlieren derzeit 0,6% auf 21,62 CHF, CS sinken 0,9% auf 54,35 CHF. Grösster Verlierer sind Julius Bär mit einem Minus von 2,0% auf 70,10 CHF.
Auch die Assekuranzen leiden unter dem negativen Sentiment, am Stärksten Swiss Re (-1,1% auf 68,30 CHF) und Baloise (-1,4% auf 102,50 CHF). Als weitere Belastungsfaktoren für die Assekuranzen nennen Händler auch zurückhaltenden Aussagen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Leicht ins Minus gerutscht sind Swisscom (-0,2% auf 345,00 CHF). Die Tochter Fastweb hat am Vorabend erstmals einen Gewinn von rund 24 Mio CHF ausgewiesen, allerdings begünstigt durch eine Einmalzahlung im Zusammenhang mit der Beilegung eines Rechtsstreits. Trotz des Sondereffektes werten Analysten das Resultat als «klar positiv».
Am breiten Markt stehen Vögele (-3,2%) nach einer Gewinnwarnung markant unter Druck, allerdings haben sich die Titel gegenüber dem bisherigen Tiefpunkt bereits wieder deutlich erhöht. Nach den verschiedenen negativen Meldungen aus der Textilbranche komme die Gewinnwarnung nicht überraschend, hiess es. Auch u-blox (-2,5%) werden verkauft. Goldman Sachs hat die Abdeckung des Titels mit der Anlageempfehlung Sell aufgenommen. IC Cham (-0,6%) verlieren leicht nach einem gemäss Händlern wenig beeindruckenden Halbjahresresultat. Phoenix Mecano büssen nach Zahlen ebenfalls 0,6% ein. (awp/mc/gh/17)