CH-Verlauf: Steigende Kurse – Hoffnung auf Bodenbildung
Stützend wirkten sich auch Aussagen der EZB auf die europäischen Märkte aus. In der Schweiz profitiert der SMI von der Nachfrage nach defensiven Werten. Mit Spannung wird auf die Eröffnung an den US-Börsen und auf Hinweise bezüglich neuer Vorschläge für die Rettung des Finanzsystems gewartet. Bis um 11.55 Uhr steigt der SMI 73,81 Punkte oder 1,14% auf 6’573,94 Punkte. Das neue Intraday-Jahrestiefst von Handelsbeginn liegt bei 6’343,43 Stellen. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI gewinnt 0,49% auf 963,47 Punkte und der breite SPI um 0,89% auf 5’494,17 Punkte.
EZB-Ratsmitglied und Gouverneur der Banque de France Christian Noyer zeigte sich über das Scheitern des Rettungsplans für die US-Finanzindustrie im Kongress enttäuscht. Er ist aber zuversichtlich, dass die US-Regierung und beide Häuser des Kongresses bald eine schnelle Lösung für das Problem finden. Noyer sieht keinen Grund zur Panik, von Seiten der französischen Banken sei mit keinen dramatischen Überraschungen zu rechnen, da diese nicht so viele problematische Papiere in ihren Büchern hätten wie die US-Banken. Stützend wirkte auch die Aussage von EZB-Direktoriumsmitglied Jose Manuel Gonzalez-Paramo, der darauf hinwies, dass die EZB und die nationalen Regierungen handeln werden, um die Finanzmärkte zu schützen.
Die grossen Unsicherheiten und die grossen Volatilitäten am Markt lassen sich anhand des Kursverlaufs der UBS-Titel aufzeigen, die zum Berichtszeitpunkt 0,6% auf 18,05 CHF verlieren. UBS starteten mit 17,20 CHF in den Tag, gingen kurz darauf auf 17 CHF zurück. Danach bauten UBS ihre Verluste ab und kletterten bis um 10.15 Uhr sogar auf den Tageshöchststand von 18,48 CHF ins Plus, ehe sie wieder in die Verlustzone zurückfielen.
Weniger volatil ging es bei Julius Bär zu und her. Die Bär-Aktien lagen im SMI/SLI von Beginn weg am Tabellenende und haben die Abgaben auf -5,7% auf 51,75 (Tagestiefst: 50,30) CHF reduzieren können. Schwächer tendieren bei den Finanzwerten etwa auch noch die Versicherer ZFS (-0,7% auf 298,75 CHF), Swiss Re (-0,8% auf 58,70 CHF) oder Swiss Life (-0,6% auf 160,70 CHF). Auch hier hatte man heute schon deutlichere Abgaben gesehen. Die CS-Valoren steigen mittlerweile dagegen um 1,4% auf 48,88 CHF.
Swiss Re können bislang noch nicht wie gewünscht von Analystenaussagen profitieren. Das Research von JPMorgan hat darauf hingewiesen, dass die Probleme bei AIG zu einer grösseren Nachfrage nach Rückversicherungslösungen führen dürfte. Dies würde, wie schon von anderen Analysten und Exponenten des Konkurrenten Munich Re angekündigt, zu einem Anstieg der Prämiensätze im Rückversicherungsmarkt führen.
Die drei defensiven Schwergewichte Nestlé (+1,1% auf 47,04 CHF), Novartis (+2,2% auf 58,95 CHF) und Roche (+2,4% auf 173,70 CHF) dienen den Anlegern als «sicherer Hafen». Dabei handle es sich wie immer in den letzten Wochen vorab um Sektorrotationen – neues Geld komme kaum in den Markt, hiess es. Die grössten Gewinne bei den Bluechips verzeichnen Geberit (+3,8% auf 135,00 CHF) gefolgt von ABB (+2,7% auf 20,98 CHF), die von Société Générale neu zum Kauf empfohlen werden.
Im breiten Markt sind Unternehmensnachrichten dünn gesät. Im breiten Markt hat der Reisekonzern Kuoni die Australian Tours Management (Umsatz 21 Mio CHF) übernommen. Die Kuoni-Titel stehen mit 1,3% im Minus. Crealogix verlieren nach Publikation des Jahresberichts 2007/08 rund 0,7%. Allerdings wurde der Verlust und der negative EBIT bereits Mitte August im Rahmen einer Gewinnwarnung bereits gemeldet. Neu rechnet die Softwarefirma im laufenden Geschäftsjahr mit einer Rückkehr in die Gewinnzone. Genolier werden nach Halbjahreszahlen immer noch nicht gehandelt. (awp/mc/ps/23)