CH-Verlauf: Überraschend positive Entwicklung

Am frühen Morgen waren die Investoren angesichts diverser Hiobsbotschaften bzw. Fusions- und Übernahmespekulationen aus dem US-Finanzsektor von anhaltend sinkenden Kursen ausgegangen. Auch die milliardenschwere Übernahme der britischen Hypothekenbank HBOS durch ihren kleineren Konkurrenten Lloyds TSB hat für Furore gesorgt.


Für eine gewisse Stabilität gesorgt habe am Morgen die konzertierte Aktion der internationalen Notenbanken zur Verbesserung der US-Dollarliquidität, heisst es in Handelskreisen. Zum Teil sei es aber auch zu einer leichten technischen Gegenbewegung nach den Verlusten der letzten Tage gekommen. Allerdings sei der Handel weiterhin äussert nervös, und die Volatilität an den Märkten sei so hoch wie seit langem nicht mehr. «Die leichte Erholung steht auf sehr wackeligen Beinen. Schon eine kleine belastende Nachricht aus dem Bankensektor könnte das fragile Gebilde erneut zum einstürzen bringen», so ein Händler.


Zur Mittagszeit legt das Blue Chips Barometer SMI 54,36 Punkte bzw. 0,82% auf den Stand von 6’708,69 Punkten zu (bisheriges Tageshoch 6’732, Tagestief 6’625). Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI avanciert 0,90% auf 995,56 Punkte, der breite SPI 0,78% auf 5’653,67 Punkte.


Von den Neuigkeiten der Notenbanken und HBOS können die Finanzwerte am meisten profitieren. Vorbörslich zum Teil noch deutlich tiefer gestellt, haben sich UBS zur Mittagszeit klar an die Spitze der Schweizer Werte gesetzt. Die Aktien legen 12,2% auf 17,62 CHF zu, bei der CS sind es 7,7% auf 49,42 CHF. Die Gerüchtewelle im Zusammenhang mit Bankenzusammenbrüchen und -fusionen hat auch vor den hiesigen Banken nicht halt gemacht. Laut Händlern werden aus England Gerüchte gestreut, die beiden Schweizer Grossbanken wollten fusionieren. Die meisten hiesigen Marktteilnehmer bezeichnen solche Gerüchte zwar als absurd bis äussert unwahrscheinlich, wobei in der heutigen Welt – wie die Beispiele Lehman, Merrill Lynch oder AIG zeigten – fast nichts mehr ausgeschlossen werden könne.


Neben den beiden Grossbanken gehört auch die dritte SMI-Bank zu den grössten Gewinnern, wobei Julius Bär mit +2,0% auf 61,65 CHF deutlich hinterher hinken. Gewinne von über 1% gibt es zudem auch noch für Holcim und Syngenta.


Am Schluss der Tabelle der 30 wichtigsten Schweizer Titel stehen derzeit Geberit (-4,1% auf 150,40 CHF). Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat eine Ersteinstufung «Underweight» mit Kursziel 131 CHF herausgegeben. «Great Company, expensive Stock» heisst es zur Begründung. Vor allem im Ausland sei es zu Verkäufen gekommem, hiess es im Handel. Unter den etwas schwachen Uhrenexporten (real -5,7% im August) leiden Swatch (-3,8% auf 211,70 CHF) und Richemont (-1,6% auf 53,40 CHF). Relativ deutlich zur Schwäche neigen auch noch Actelion (-2,4%), ABB (-1,8%), Logitech (-1,6%) oder Kühne + Nagel (-1,4%).


Die grossen defensiven Pharmawerte halten sich mit Roche +0,3% und Novartis -0,2% relativ gut, etwas zurück liegen dagegen Nestlé mit -1,0%.


Im breiten Markt, der in diesen turbulenten Tagen allerdings weniger im Fokus steht, gehören zu den grössten Gewinnern u.a. Lenzerheide (+4,6%), Hügli (+3,5%) oder Kaba (+3,3%, gestern Jahreszahlen). Grössere Verkäufe sind bei Arpida (-10,6%) auszumachen; der Titel hat anfangs Woche nach Gerüchten um eine Übernahme durch Pfizer phasenweise 30% zugelegt. Weiter schwach tendieren nach den gestern veröffentlichten Halbjahreszahlen auch die Aktien des Hedgefunds-Anbieters Gottex: Heute liegt das Minus bei 7,0%, gestern waren es am Schluss -18,4%. (awp/mc/pg/23)

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