CH-Verlauf: Verluste ausgebaut – Konjunkturängste sind zurück
Er könne sich diesen akuten Stimmungswechsel nicht genau erklären, so ein Händler. Es dürfte sich aber, wie in den letzten Monaten öfters gesehen, um wieder stärker aufkommende Konjunkturängste handeln. Zudem verhalte sich die EZB aus Sicht des Aktienmarktes äusserst stur, was den Markt ebenfalls enttäuscht haben könnte.
Konjunkturseitig richten sich die Augen der Investoren am Nachmittag auf die US-Beschäftigungszahlen ex Agrar sowie die Arbeitslosenquote. Dieser könnte am hiesigen Markt für neue Impulse sorgen.
Bis um 11.45 Uhr verliert der Leitindex SMI 90,73 Einheiten oder 1,28% auf 6`993,92 Zähler. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt 1,55% auf 1`045,25 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) notiert um 1,16% tiefer auf 5`877,38 Punkten.
Das Schlusslicht im SMI/SLI bleibt weiterhin Clariant (-4,5% auf 9,58 CHF), nachdem CEO Jan Secher durch Hariolf Kottmann ersetzt wurde. Händler befürchten, dass Clariant mit dem Wechsel an der Konzernspitze vom Turnaroundkurs abkommen könnte. Der Führungswechsel komme zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, so die Konsensmeinung. Die Anleger goutieren den Abgang mit Verkäufen.
Ciba reissen derweil deutlich aus und notieren mit 7,5% auf 31,44 CHF deutlich im Plus. Im Markt kursieren derweil Gerüchte, wonach im Anschluss an den Wechsel bei Clariant auch eine Änderung an der Spitze von Ciba statt finden könnte. Ein anderer Marktbeobachter kolportierte Gerüchte, dass sich CEO Jan Secher bei Clariant mit dem Verwaltungsrat überwarf, weil dieser an einer Fusion mit dem Platzkonkurrenten Ciba arbeite.
Erneut im Fokus sind die Finanztitel. Der bereits am Vortag begonnene Kurszerfall in den Namenaktien der beiden Grossbanken UBS (-3,5% auf 22,42 CHF) und Credit Suisse (-2,7% auf 49,26 CHF) findet heute seine Fortsetzung. Händler verweisen dabei auf Gerüchte um die Investmentbank Merrill Lynch, wonach diese im laufenden Quartal weitere Abschreibungen in Milliardenhöhe ausweist und die Möglichkeit einer umfassenden Kapitalerhöhung plant. Zusätzlich verweisen Händler auf eine negative Sektorstudie der Deutschen Bank. Nicht entziehen können sich Julius Bär (-2,2% auf 64,55 CHF).
Auch von den Versicherern trennen sich die Anleger. Vor allem Swiss Life (-4,0% auf 185,60 CHF) gehen mit deutlichen Verlusten um. Händler verwiesen dabei auf die unklare Strategie in Deutschland sowie auf das sehr schlechte Quartalsergebnis. Dies würde nun bei der schlechten Stimmung weiter nachwirken, heisst es im Handel. Die weiteren Versicherer Bâloise (-1,8% auf 90,70 CHF) und ZFS (-1,1% auf 279,25 CHF) halten sich etwas besser.
Der Rückversicherer Swiss Re (-2,4% auf 65,85 CHF) kann von einer Studie der Ratingagentur Moody`s nicht profitieren. Diese kommt zum Schluss, dass trotz weltweiter Finanzkrise und schlechterer Marktbedingungen die Zweitversicherer für die kommenden 12 bis 18 Monaten gut gerüstet seien. Am Montag beginnt in Monte Carlo die Erneuerungsrunde der Rückversicherer.
Aufschläge verzeichnen im SMI/SLI derweil lediglich noch die Aktien von Swisscom (+0,7% auf 353,50 CHF). Gewinne verzeichnen auch Nestlé (+0,1% auf 47,90 CHF) oder SGS (+0,2% auf 1`362 CHF), allerdings ohne dass kursrelevanten Nachrichten vorliegen würden.
In der zweiten Reihe haben u-blox (-3,2%) und Esmertec (-4,2%) Zahlen zum ersten Halbjahr veröffentlicht. U-blox hat seine Aussichten für das Gesamtjahr reduziert und auch Esmertec konnte die Anleger nicht überzeugen.
Zudem werden die Aktien von mehreren kleineren Biotechnologieunternehmen verkauft. Im Berufshandel ist von Abgaben aus dem Lager inländischer Institutioneller zu hören – sowohl in den Aktien selbst als auch indirekt über Branchenfonds und strukturierte Produkte. Allen voran büssen Santhera (-12,8%) deutlich ein. (awp/mc/th/22)