Als Auslöser der weltweit sinkenden Aktienmärkte werden im Handel neu aufgeflammte Konjunktursorgen genannt; doch diesmal stammen sie von der Wachstumslokomotive China. Eine Abwärtsrevision des US-Forschungsinstituts Conference Board belastete das Sentiment. Dieses hatte seinen China-Konjunkturindex für April wegen eines Rechenfehlers auf ein Plus von 0,3% statt zuvor plus 1,7% revidiert. Entsprechend deutlich werden in der Folge zyklische Titel und Finanzwerte zurückgenommen, während defensive Werte deutlich besser abschneiden.
Das Blue-Chips-Barometer SMI sinkt bis um 12 Uhr um 1,52% auf 6’215,15 Punkte Tagestief: 6’190,33 Punkte). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil um 1,84% auf 948,63 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,51% auf 5’479,01 Zähler ein.
Die am Vortag stark hausierenden Zykliker werden im Lichte der neuen Konjunktursorgen bereits wieder deutlich zurückgenommen. Logitech büssen 3,3% ein, Adecco 2,9%, Holcim 2,6% und Clariant 1,9%.
ABB sinken um 2,8%. Das Unternehmen wird offensichtlich in einen Bieterwettstreit um die britische Chloride hineingezogen. Emerson Electric hat ein Gegenangebot für Chloride lanciert und offeriert mit insgesamt 977 Mio GBP rund 15% mehr als ABB dies tat. Das Unternehmen evaluiert nun laut eigenen Angaben seine Optionen. Analysten erwarten nun, dass ABB ihr ursprüngliches Angebot überdenken wird.
Das schwache Abschneiden des sonst eher stabilen Medtechsektors wird eher mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, hat doch der Branchennachbar Biomet positive Zahlen gezeigt. Nobel Biocare verlieren 3,2% und Synthes 1,8%.
Finanzwerte lassen ebenfalls Federn: Credit Suisse sinken 2,1%, Julius Bär 3,2% und UBS 2,4%. Besser halten sich die Versicherer Swiss Re (-1,1%) und ZFS (-0,8%). Swiss Re rechnet in einer am Berichtstag publizierten Studie im laufenden Jahr mit einem positiven Prämienwachstum für den Sektor und einer verbesserten Profitabilität und Kapitalausstattung.
Die defensiven Schwergewichte schneiden uneinheitlich ab: Novartis (-0,9%) kommen deutlich besser weg als Roche (-1,9%). Letztere leiden nach wie vor unter einer Studienverzögerung beim Hoffnungsträger Taspoglutid. Neue Daten hätten gezeigt, dass sich der Wettbewerbsvorteil von Taspoglutid gegenüber anderen Präparaten verringert hat, schreiben Analysten.
Nestlé notieren 0,7% tiefer. Der Nahrungsmittelmulti hat am Berichtstag sein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 10 Mrd CHF gestartet.
Die bewegendste Nachricht traf am Vorabend ein: Der Swatch-Gründer Nicolas Hayek ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Händler denken jedoch nicht, dass sich nun die Aktionärsstruktur und die Zahl der frei handelbaren Aktien bei Swatch verändern werden.
Die Swatch-Aktien notieren am Mittag 2,9% tiefer. Die Abgaben dürften in erster Linie auf die aus China eintreffenden Konjunkturängste zurückzuführen sein. Das Reich der Mitte hatte sich zuletzt als der zentrale Motor den Uhrenexporte aus der Schweiz erwiesen. Dementsprechend gehen auch Richemont um 2,7% zurück.
Im breiten Markt stehen aus Anlass des Investorentages Galenica im Fokus der Investoren. Das Unternehmen hat bei dieser Gelegenheit verschiedene gute Studiendaten aus dem Pharmabereich Vifor publiziert, die Aktien rücken um 2,5% vor. (awp/mc/pg/18)