«Der Handel wird von politischen Aspekte dominiert, Unternehmensnachrichten sind dagegen eher nebensächlich», sagte ein Händler in Zürich. Auch die jüngsten Konjunkturdaten hätten kaum Spuren im Kurstableau hinterlassen. Das Geschehen spiele sich aber bei beträchtlichen Volumen ab, dies nicht zuletzt wegen des Eurex-Verfalls, so der Beobachter. Allerdings könne bei den Kursverlusten auch von «Übertreibungen nach unten» gesprochen werden. «Damit ist auch eine Erholung im Laufe des Tages nicht auszuschliessen», sagte der Händler weiter. Derzeit sei alles möglich.
Bis um 11.50 sinkt das Blue-Chips-Barometer SMI um 0,49% auf 6’231,86 Zähler. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,40% auf 950,20 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,42% auf 5’496,43 Einheiten.
Im Fokus stehen die Finanzwerte, nachdem über Nacht der US-Senat den Gesetzentwurf für die Reform des Finanzsektors gebilligt hat. «Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Reform bewegen auch die hiesigen Finanzwerte», sagte ein Händler.
Neuigkeiten gibt es zudem zur UBS: Die SVP zeigt einem Pressebericht zufolge nun doch Bereitschaft, allenfalls Ja zum UBS-Staatsvertrag zu stimmen. Bis anhin hat die Volkspartei das Abkommen mit den USA strikt abgelehnt, weil sie die Auslieferung von Bankdaten für rechtswidrig hält.
Zur Mittagszeit schreiben aus dem Sektor nur noch UBS (-0,5%), Swiss Life (-0,5%), Julius Bär (-0,3%) und Swiss Re (-0,1%) Kursverluste. CS (+1,0%) hat sich dagegen vorgearbeitet. Einem Pressebericht zufolge hat die Bank den Immobilienfonds Euroreal nach hohen Abflüssen eingefroren. Baloise (+0,9%) zählen weiterhin zu den stärksten Kursgewinnern.
Roche (-1,4%) und Novartis (-0,9%) gehen am Tabellenende um. Roche will an der ASCO-Tagung Anfangs Juni neue Daten zu Avastin, MabThera und Trastuzumab-DM1 präsentieren. Dabei wurden in der PRIMA-Studienreihe für MabThera bei follikulärem Lymphom gute Ergebnisse erzielt. Die Nachrichten werden von Analysten als «weitgehend neutral» beurteilt. Die ebenfalls defensiven Nestlé (-0,3%) notieren dagegen knapp behauptet.
Neben den Pharmawerten finden sich Synthes (-3,2%) und Holcim (-1,7%) am Tabellenende.
Auf der Gegenseite verzeichnen ABB (+1,3%) die grössten Aufschläge im SMI/SLI. Im Handel wird dabei auf einen Auftrag der italienische Tochter in Kuwait verwiesen, aber auch auf den Kursverfall der letzten Wochen. «ABB kam in der letzten Zeit unter die Räder, da besteht nun Aufholbedarf», sagte ein Beobachter.
Auch Clariant (+0,6%) notieren mit an der Tabellenspitze. Morgan Stanley hat für die Titel das Kursziel erhöht, bleiben aber beim Rating «Underweight». Für Richemont (+0,4%) hat Chevreux das Kursziel angehoben. Allerdings sehen die Analysten mehr Aufwärtspotenzial bei Konkurrenten wie LVMH, daher bleibt die Einschätzung bei «Underperform».
Am breiten Markt haussieren Cytos (+19,6%). Das Biotechnologie-Unternehmen konnte nach mehreren Fehlschlägen konnte am Morgen endlich wieder einmal mit positiven Studienergebnissen aufwarten.
Feintool avancieren nach Vorlage der Halbjahreszahlen um 2,1%. Feintool schaffe mit Volldampf den Ausstieg aus der Krise, kommentiert Vontobel. Dank seiner verbesserten Kostenstruktur und verschlankten Geschäftsaktivitäten mache das Unternehmen schnellere Fortschritte als vorausgesagt.
OC Oerlikon (+5,9%) setzen die Berg- und Talfahrt der vergangenen Tage fort. Orascom DH steigen um 1,1%. Die Gruppe hat eine Vereinbarung für ein Öko-Stadt-Projekt in Cornwall unterzeichnet.
Dagegen sinken International Minerals (IMZ) um 1,8%. Der Edelmetallproduzent hat mit Bohrarbeiten im Projekt Goldfield in Nevada gestartet.
(awp/mc/hfu/22)