CH-Verlauf: Weiter deutlich im Minus – Keine US-Impulse zu erwarten

Die japanische Wirtschaft ist zwischen Oktober und Dezember so stark geschrumpft wie seit rund 35 Jahren nicht mehr. Japan stecke in der schlimmsten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit, hiess es. Wegen anhaltender Sorgen um die Stabilität des Bankensektors waren die US-Börsen am Freitag zudem wieder in die Verlustzone abgeglitten. Grössere neue Impulse sind nicht mehr zu erwarten, da die US-Börsen wegen des Feiertages «Presidents› Day» am Montag geschlossen sind.


Ob der SMI in den nächsten Tagen den diesjährigen Tiefstand von rund 5’025 Punkten oder gar die – zumindest psychologisch wichtige – Marke von 5’000 Punkten unterschreiten werde, wird sich zeigen. Die ZKB schreibt in einem Marktkommentar, sie glaube, dass die Finanzmärkte das Ausgabenprogramm der US-Regierung zu pessimistisch beurteilen würden und die Aktienmärkte daher in den nächsten Tagen zu einer Erholung ansetzen könnten. Im SMI könnte ein solches Rally den Index auf 5’400 oder maixmal gar auf 5’700 Punkte führen, glaubt sie. Nachhaltige Erholungen seien allerdings nicht in Sicht, meint die grösste Kantonalbank dann aber abschliessend.


Das Blue-Chips-Barometer SMI notiert um die Mittagszeit 46,53 Punkte bzw. 0,91% tiefer auf dem Stand von 5’080,31 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 0,99% auf 730,94 Punkte ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,88% auf 4’226,51.


Die grössten Verluste um die Mittagszeit gehen an Swiss Re (-3,2% auf 18,38 CHF) und die CS (-3,0% auf 31,84 CHF). Die beiden Titel stehen insofern in einem Zusammenhang, als Walter Kielholz bei Swiss Re Vizepräsident und bei der Credit Suisse Präsident ist. Diese Woche wird Swiss Re über die Details des Jahresabschlusses informieren sowie die Traktandenliste für die GV vorlegen. Dabei erwarten viele Marktteilnehmer nach der Auswechslung des CEO letzte Woche weitere personelle Konsequenzen.


Die CS leidet weiter unter der generellen Vorsicht vor Bankentiteln. Die zweitgrösste Schweizer Bank, die letzte Woche einen Rekordverlust vermeldet hat, musste bisher zwar nicht auf Staatshilfe zurückgreifen, hat aber noch an vielen Fronten zu kämpfen. Am Wochenende wurde etwa bekannt, dass ein Schiedsgericht in New York die Credit Suisse dazu verpflichtet hat, vom Halbleiterhersteller STMicroelectronics für 400 Mio USD ARS-Wertpapiere zurückzunehmen. Die Schweizer Grossbank ist mit dem Urteil des Gerichts allerdings nicht einverstanden. Zudem will auch die CS ihre Bankbeziehungen zu US-Kunden neu regeln. Damit reagiere die Bank auf neue Forderungen der US-Steuerbehörden, hiess es am Wochenende in Presseberichten.


Weiter unter Druck sind auch Swiss Life (-2,3% auf 50,50 CHF). Die Aktien des Lebensversicherers hatten bereits letzte Woche über 15% verloren und notieren damit rund 30% tiefer als zu Jahresbeginn. Der Titel leidet laut Händlern aufgrund der anhaltenden Finanzkrise unter Spekulationen, das Unternehmen könnte in Bälde gezwungen sein, neues Kapital aufzunehmen. Die UBS hat zudem ihr Kursziel für die Aktie auf 52 (von 70) CHF gesenkt.


Aber auch Nichtfinanz-Titel sind bei den schwächsten Titeln zu finden. So etwa Kühne+Nagel (-2,8% auf 67,20 CHF), Richemont (-2,5% auf 17,29 CHF) oder Holcim (-2,5% auf 48,80 CHF). Für letztere hat die Deutsche Bank zwar ein Hold-Rating herausgegeben, zieht aber die Aktie des Konkurrenten Lafarge vor.


Von den wenigen Titeln im Plus sind Nobel Biocare (+1,3% auf 17,83 CHF) trotz einer Rückstufung durch die Credit Suisse auf «Underperform» mit Kursziel 15 (von 26) CHF die stärksten. Aber auch Baloise (+0,9%), Actelion (+0,5%, Zahlen Donnerstag) und Synthes (+0,2%, Zahlen Mittwoch) halten sich nicht schlecht. Der grösste Nahrungsmittelhersteller Nestlé wird auch am Donnerstag Zahlen präsentieren, derzeit steht die Aktie knapp im Minus (-0,1% auf 37,44 CHF).


Im Fokus stehen aber auch OC Oerlikon (-2,2% auf 30,12 CHF) und Sulzer (-4,2%). Hier sind neue Spekulationen um die Beteiligungen der Renova-Holding des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg aufgekommen. Renova will laut einer am Montag verschickten Mitteilung Sulzer-Verwaltungsratspräsident Ulf Berg nicht mehr in das Gremium wählen. Es habe sich in den letzten Jahren kein Vertrauensverhältnis ausgebildet, sagte ein Sprecher zu den Beweggründen. Die Spekulationen, ob es nach dem Auslaufen des Stillhalteabkommens zwischen Renova und Sulzer im Mai dieses Jahres zu einem Zusammenschluss von Sulzer und OC Oerlikon kommen könnte, dürften damit jedenfalls wieder verstärkt aufflammen.


Im breiten Markt profitieren Rieter stark (+7,0%) vom vergrösserten Engagement von Peter Spuhler beim Maschinenbaukonzern. Spuhler kauft Rieter eigene Aktien ab und erhöht damit seinen Anteil auf 17%, der in Schwierigkeiten steckende Winterthurer Konzern erhält im Gegenzug rund 57 Mio CHF. Also und Accu sind nach Veröffentlichung von Zahlen zur Zeit noch nicht gehandelt.


Die grössten Verluste im breiten Markt gehen an Uster (-11,8%), Esmertec (-11,8%) und Redit (-10,2%), an der Spitze stehen neben Rieter u.a. Ypsomed (+5,8%), Edipresse (+5,0%) und Rätia Energie (+3,5%). (awp/mc/ps/20)

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