Händler machten anhaltende Sorgen wegen der Finanzkrise für die Ausverkaufstimmung verantwortlich und sprechen von einem «Domino-Effekt». Angesichts der Probleme bei Finanzinstituten in den USA wie auch in Europa und den erwarteten realwirtschaftlichen Folgen gebe es derzeit noch keine Entwarnung, heisst es. Das belaste die Märkte massiv. «Es braucht sehr viel Mut, jetzt Aktien zu kaufen», sagt ein Händler. So können auch die gestern so gut wie angekündigte Leitzinssenkung in den USA und ein Rettungspaket der britischen Regierung für den Finanzsektor nicht für Beruhigung sorgen.
Von Konjunkturseite kommen am Nachmittag aus den USA neue Zahlen vom Immobilienmarkt und Daten zu den Rohöllagerbeständen und könnten für neue Impulse sorgen. Bis um 12.10 Uhr sinkt der SMI noch um 257,46 Punkte oder 4,01% und notiert bei 6’170,30 Zählern (bisheriges Tagestief 6’004,62 Punkte). Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI gibt 3,75% auf 884,79 Punkte ab und der breite SPI 4,16% auf 5’111,38 Punkte.
CS erholen sich von den frühen Abgaben von mehr als 10% und notieren 5,5% tiefer bei 47,44 CHF. CEO Brady Dougan sieht die Grossbank gut positioniert, um langfristigen Wert in einem «herausfordernden» Umfeld zu generieren. Das Private Banking-Geschäft verbuche einen starken Zufluss von Nettoneugeldern, sagte er anlässlich der von Merrill Lynch durchgeführten Banking & Insurance Conference in London. UBS verlieren noch 2,1% auf 18,99 CHF.
Julius Bär (+1,9% auf 43,72 CHF) stossen dagegen in positives Kursterrain vor und rangieren an der Tabellenspitze im SMI/SLI. Am Vormittag hatten die Valoren bis zu 7,9% verloren. Im Berufshandel ist von Kaufinteresse aus dem Ausland die Rede. Die Nachfrage stehe im Zusammenhang mit einer positiven Unternehmensstudie aus dem Hause Morgan Stanley, heisst es.
Auch von ZFS (Aktie: -5,4% auf 262 CHF) gab es in London ein Update – der Versicherer hat seine Ziele bestätigt und strebt weiterhin eine operative Eigenkapitalrendite von 16% an. Swiss Re (-3,4% auf 45,80 CHF) und Bâloise (-5,6% auf 63,90 CHF) werden von den Anlegern stärker abgestraft, Swiss Life (-4,4% auf 144,30 CHF) halten sich etwas besser.
Givaudan (-4,7% auf 843,50 CHF) notieren nach einem kurzen Abstecher in die Pluszone am frühen Vormittag tiefer im roten Bereich. Der Aromen- und Riechstoffkonzern hat vorbörslich seine Neunmonatsumsätze veröffentlicht und dabei die Erwartungen der Anaystengilde getroffen. Etwas besser als der Gesamtmarkt schneiden Actelion (-3,4% auf 55,40 CHF) ab. Die von der Konkurrentin Novartis (Aktie: -4,9% auf 57,65 CHF) vorgelegten Phase-II-Studiendaten zu Glivec stellen Marktteilnehmern zufolge keine unmittelbare Gefahr für das Actelion-Medikament Tracleer dar.
Roche (-4,1% auf 167,80 CHF) und Nestlé (-2,9% auf 44,64 CHF) halten sich im Mittelfeld. Syngenta (-2,1% auf 194,80 CHF) verlieren unterdurchschnittlich. Die Citigroup hat das Kursziel erhöht und sieht weiterhin hohe Wachstumsraten für Agrochemieunternehmen. Konkurrent Monsanto wird am frühen Nachmittag Geschäftszahlen vorlegen.
Auf ABB (-6,1% auf 16,90 CHF) lasten dagegen Kurszielsenkungen durch UBS und JP Morgan sowie die insgesamt schlechtere Stimmung im Industriesektor. Am Tabellenende im SMI/SLI rangieren OC Oerlikon (-10,0% auf 148,50 CHF). Marktbeobachter führen die Verluste neben Wachstumsängsten vor allem auf negative US-Vorgaben vom Vortag zurück. An der Wall Street gehörten die Solaraktien nach negativen Kommentaren durch Goldman Sachs zu den Verlierern.
Im breiten Markt fallen Panalpina (-7,0%) Intraday auf historische Tiefstände (54,70 CHF). Branchenkenner erwarten einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge einen Volumeneinbruch in der Seefracht. AFG Arbonia (-11,3%) leiden unter einer negativen Unternehmensstudie der UBS. Die Analysten befürchten negative Folgen im Zusammenhang mit Kreditvereinbarungsklausen zu einer im ersten Halbjahr in den USA gemachten Privatplatzierung im Gegenwert von 160 Mio USD.
Auch Newron (-11,7%) stehen unter Druck. Das Pharmaunternehmen erhält von der italienischen Regierung einen Zuschuss über 5 Mio EUR für Forschung, Entwicklung und Ausbildungsmassnahmen. Meyer Burger (-4,6%) können frühe Abschläge zum Teil ausgleichen. Das Unternehmen hat einen Folgeauftrag in China über 30 Mio CHF vermeldet. Geberit verlieren dagegen nur 0,9% nach Investitionsplänen in China und trotz einer Kurszielsenkung durch die Deutsche Bank. (awp/mc/ps/21)