Die Stimmung wird laut Marktkreisen von allen Seiten gedrückt. Die wichtigsten US-Aktienindizes hatten den Handel am Montag belastet von anhaltender Unsicherheit über die weiteren Schritte der Regierung zur Krisenbewältigung sehr schwach beendet, der Dow Jones Industrial schloss auf dem tiefsten Stand seit elf Jahren. Auch In Tokio verlor der Nikkei-225-Index knapp 1,5%. Aber auch das Umfeld hierzulande sei für die Aktienmärkte derzeit eine Katastrophe, hiess es.
«Die Diskussionen um das Ende des Bankgeheimnisses und einen möglichen starken Einbruch des Finanzplatzes sorgen für Unruhe bei sehr vielen Anlegern», sagte ein Marktbeobachter. Dementsprechend verlieren am Dienstagmorgen auch die hiesigen Grossbanken erneut stark an Terrain, die Titel der UBS wurden gar erstmals deutlich unter 10 CHF gehandelt. Ein Ende des Abwärtssogs, in dem sich die Titel befindet, sei derzeit nicht in Sicht, heisst es.
Das Blue-Chips-Barometer SMI büsst bis zum Mittag weitere fast 100 Punkte bzw. 2,08% auf den Stand von 4’697,42 Zählern ein. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert derweil 2,48% auf 653,29 Punkte, der breite SPI 2,10% auf 3’899,76 Zähler.
Weiter im Fokus stehen angesichts der anhaltenden Diskussionen um UBS, Bankgeheimnis und Finanzplatz vor allem die Bankenwerte. Die UBS-Aktie fiel am Dienstag erstmals – und im Verlauf auch deutlich – unter die psychologisch wichtige Marke von 10,00 CHF, zur Berichtszeit verliert das Papier 5,2% auf 9,48 CHF. Die Papiere der Credit Suisse notieren ähnlich schwach, und zwar mit einem Minus von 4,2% auf 24,96 CHF. Die beiden Banken sind unterdessen beide ähnlich viel Wert, die Marktkapitalisierung liegt bei beiden knapp unter 30 Mrd CHF.
Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es bei den Banken zu weiteren Abflüssen von verwalteten Vermögen kommen wird. «Das könnte den Banken das Genick brechen», sagte gar ein Händler. Die Sorge, dass der CS in den USA ähnliches Ungemach wie der UBS drohen könnte, belastet nach Auffassung des Marktbeobachters die Titel der zweiten Grossbank. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier auch etwas auftaucht – und das wissen die Anleger», so der Marktteilnehmer. In diesem Klima verlieren auch Julius Bär deutlich (-6,0% auf 27,76 CHF).
Im ähnlichen Abwärtssog wie die Banken befinden sich die Aktien des Rückversicherers Swiss Re. Die Aktie, die unter starkem Vertrauensschwund bei den Anlegern leidet, büsst zur Berichtszeit 8,5% auf 12,96 CHF ein. Seit Jahresbeginn hat die Aktie auf diesem Stand sage und schreibe fast 75% eingebüsst. «Die Anleger warten auf Veränderungen im Verwaltungsrat», meinte ein Händler. Die Grossbanken UBS und Goldman Sachs haben derweil ihre Kursziele für die Aktie auf 15 bzw. 19 CHF gesenkt, womit sie allerdings weit über dem gegenwärtigen Stand liegen.
Positiv in Szene setzen kann sich dagegen erneut Swiss Life. Der Lebensversicherer hat am Freitag provisorische Zahlen 2008 veröffentlicht und dabei – die allerdings tiefen Erwartungen – übertroffen. Nun hat sich die Aktie in den letzten Tagen von rund 43 CHF auf derzeit 52,60 CHF (+1,2% am Dienstag) verbessert. Zuletzt hat auch Morgan Stanley das Rating erhöht und ein Kursziel von 94 CHF gesetzt. Knapp im Plus notieren von den SMI/SLI-Titeln zudem noch die Medtech-Papiere von Synthes (+0,3% auf 147,80 CHF), die von einer leichten Kurszielerhöhung (!) durch Morgan Stanley gestützt werden.
Grösste Verlierer unter den Blue Chips sind neben den Genannten um die Mittagszeit OC Oerlikon (-9,2%), Petroplus (-6,6%) oder Clariant (-5,5%). Zu den besten Werten gehören die defensiven Swisscom (-0,1%), Givaudan (-0,5%) und Nestlé (-0,6%).
Mehr oder weniger durchschnittlich präsentieren sich die Pharmawerte Novartis (-2,3% auf 46,84 CHF) und Roche (-1,6% auf 141 CHF). Novartis hält am (heutigen) Dienstag die Generalversammlung ab und hat dabei die allerdings erst vor drei Wochen letztmals verkündeten Ziele bestätigt. Bei Roche gehen die Diskussionen um die geplante Übernahme von Genentech weiter. Der unabhängige Verwaltungsräte des US-Biotechunternehmen empfiehlt den Aktionären weiter die Ablehnung des Roche-Übernahmeangebots.
Im breiten Markt stehen die Titel diverser Unternehmen, die Zahlen oder sonstige News veröffentlicht haben, im Fokus. Ganz stark unten durch müssen Basilea mit einem Minus von derzeit rund 36%. Das Biotechunternehmen berichtete vorbörslich über eine Verzögerung des EU-Zulassungsverfahrens für das Medikament Zeftera/Ceftobiprol. Gleichzeitig gab es bekannt, dass in diesem Zusammenhang eine Schiedsklage gegen den Partner Johnson & Johnson eingereicht worden sei. Die Aktien von Unternehmen mit Zahlen zeigen folgendes Bild: Georg Fischer (-6,4%), Sika (-6,1%), Addex (-0,3%), ADB (+1,8%), Walter Meier (-3,6%), Inficon (+2,1%), AMS (-5,5%).
Grosse Verluste gibt es aber auch noch für Golay (-14,8%), VP Bank (-12,6%), Komax (-12,4%), Schmolz+Bickenbach (-10,8%) oder Meyer Burger (-10,5%). Letztere hat die Einführung von Kurzarbeit vermeldet. (awp/mc/pg/22)