CH-Verlauf: Weiter tief rot – Swiss Re brechen ein

Am Nachmittag dürften die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zwar wird am Markt erwartet, dass die EZB den Leitzins unverändert lässt, allerdings dürfte sie sich die Tür für eine weitere Zinssenkung offen halten, wird spekuliert. Neue Impulse auch von US-Konjunkturdaten wie der Produktivität oder den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung ausgehen


Bis um 12.00 Uhr sinkt der SMI um 1,80% oder 93,83 auf 5’131,63 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI büsst 1,69% auf 738,61 Zähler ein und der marktbreite SPI verliert 1,52% auf 4’263,52 Stellen.


Im SMI brechen Swiss Re um 13,9% auf 25,98 CHF ein. Der Rückversicherer wusste wegen Abschreibungen auf Wertschriften und schreibt 2008 einen Verlust von 1 Mrd CHF. Das Unternehmen muss seine Kapitaldecke stärken und bekommt dafür unter anderem eine Kapitalspritze von US-Milliardär Warren Buffett. Auch die Dividende wird stark gekürzt. Ob die Schritte helfen, die Bonität zu bewahren, ist indes fraglich. Standard & Poor’s hat das für Swiss Re wichtige «AA-«-Langfristrating bereits im Hinblick auf eine mögliche Herabstufung auf «watch negative» gesetzt.


Analysten äussern sich mehrheitlich negativ zu Swiss Re. Der Rückgang des Eigenkapitals sei deutlich stärker, als befürchtet und das Ergebnis als enttäuschend schwach ausgefallen, hiess es. Swiss Re habe sich den Einstieg von Buffet mit einer zu 12% verzinsten Wandelanleihe ziemlich teuer erkauft. Um am Wandelpreis von 25 CHF pro Aktie sei abzulesen, bei welcher Seite die Verhandlungsmacht lag.


ZFS (-3% auf 208,60 CHF) legte ihren Zahlenausweis für das abgelaufene Jahr vor, der am unteren Ende der Erwartungen ausfiel. Die Dividende wird um gut 25% gekürzt und für die Zukunft gibt sich der Erstversicherer auch nicht sehr zuversichtlich, hiess es zu den Belastungsfaktoren für die Aktie. Den Kursrücksetzer begründen Händler aber auch mit dem starken Kursanstieg vom Vortag.


Die Banken leiden unter der Unsicherheit bezüglich der Pläne der US-Regierung, notleidenden Aktiva in den Büchern heimischen Institute in eine Auffanggesellschaft umzuschichten. Dazu kamen heute Aussagen von der Deutschen Bank, die auch 2009 mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld rechnet.


UBS gehen um 6,2% auf 13,04 CHF und Credit Suisse um 5,9% auf 30,68 CHF zurück. Julius Bär rücken hingegen am Vortag der Ergebnispublikation um 0,4% auf 34,16 CHF vor.


Die Aktien von Petroplus (+1% auf 22,78 CHF) haben sich nach einem schwachen Start in die Gewinnzone vorgearbeitet. Die am Morgen vorgelegten Zahlen würden «nicht schlecht» aussehen, hiess es in Analystenkreisen. Allerdings sei die Aussagekraft der Zahlen stark eingeschränkt und schwer einzuordnen.


Nestlé (-1,9% auf 38,78 CHF) leiden unter schlechten Zahlen des Konkurrenten Kraft Foods. Die Amerikaner erlitten im vierten Quartal 2008 einen Gewinneinbruch um 72% vorab wegen des schwachen Nordamerika-Geschäfts und zollte auch den weltweiten Preisschlachten Tribut. Mit Unilever hat zudem heute ein anderer grosser Nestlé-Konkurrent seine Zahlen präsentiert und insbesondere mit seinem Ausblick enttäuscht.


Deutlich stabiler zeigen sich andere defensive Valoren wie Roche (-0,9% auf 146,40 CHF), Novartis (-0,1% auf 48,96 CHF), Actelion (+0,9% auf 63,75 CHF) oder Swisscom (+0,9% auf 361 CHF).


Syngenta werden am Vortag der Ergebnispublikation um 2,1% auf 220,20 CHF zurückgenommen. Holcim büssen 2,2% auf 49,40 CHF ein. Am Morgen hatte die indische Tochtergesellschaft ACC einen herben Gewinnrückgang um fast einen Viertel bekanntgegeben.


Im breiten Markt springen Micronas um 21,8% vor. Das Unternehmen geht seine Probleme in der defizitären Consumer-Sparte an und kündigte ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm an. Hiervon werden weltweit 800 bis 900 Stellen betroffen sein. Die vorgelegten Zahlen für 2008 lagen im Rahmen der Erwartungen.


Ebenfalls mit Zahlen aufgewartet hat Kardex (+2,1%). Das Unternehmen konnte für 2008 einen starken Umsatz und Auftragseingang melden. (awp/mc/pg/18)

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