Die US-Banken und andere Marktakteure sollen mit einem 500 Mrd bis 1 Bio USD schweren Programm von toxischen Wertpapieren und faulen Krediten befreit werden. Entscheidend seien nun die Details dazu, meinen Marktbeobachter. US-Finanzminister Timothy Geithner wird im Laufe des Tages noch darüber informieren. Sollten die Details die hohen Erwartungen nicht erfüllen, könnte die Tendenz bei Finanztiteln schnell drehen. «Die Teilnehmer sind sehr nervös», so ein Händler. Am Nachmittag werden auch noch Angaben zum Chicago Fed National Activity Index und Verkaufszahlen zum US-Häusermarkt erwartet.
In der Schweiz steigt der SMI bis um 12.10 Uhr um 1,66% respektive 79,30 Stellen auf 4’866,47 (Tageshoch 4’892,57) Punkte an. Der 30 Titel umfassende und gekappte SLI gewinnt 1,88% auf 701,17 Punkte, der breitere SPI 1,48% auf 4’092,00.
Bei den Bluechips gehören die Banken- und Versicherungstitel weiterhin zu den grössten Gewinnern. So steigen Swiss Re (+7,6% auf 18,84 CHF), ZFS (+5,6% auf 186,00 CHF), Swiss Life (+4,3% auf 71,45 CHF), UBS (+3,8% auf 13,26 CHF) oder CS (+3,6% auf 36,96 CHF) stark an.
Die entscheidende Frage drehe sich bei den Geithner-Plänen um die Bestimmung eines fairen Preises für die toxischen Assets, meinen Analysten. Seien die Preise hoch, würden sich private Investoren zu Käufen nicht bereit erklären. Das Rettungsprogramm gleiche dann eher einem vom Steuerzahler finanzierten Bailout. Seien die Preise aber zu tief, hätten die Banken Probleme, die daraus resultierenden Verluste zu schultern, insbesondere falls die Papiere noch zu einem viel höheren Wert in den Büchern geführt würden.
Eine stark steigende Tendenz ist auch bei OC Oerlikon (+6,5% auf 38,94 CHF) auszumachen, ohne dass es Unternehmensnachrichten gibt. Sehr fest tendieren auch Holcim (+4,5% auf 39,22 CHF). Der Zementhersteller leitet gegen Venezuela wegen der Enteignung seiner Tochter vor dem internationalen Schiedsgericht ICSID in Washington rechtliche Schritte ein.
Auf der Gegenseite drücken die Pharmaschwergewichte Roche (-0,2% auf 144,70 CHF) und Novartis (-0,7% auf 42,58 CHF) etwas auf die Stimmung. Helvea hat für beide Titel die Kursziele gesenkt. Nestlé unterstützen dagegen den positiven Trend an der Börse mit einem starken Plus von 3,0% auf 36,26 CHF.
Im breiten Markt steigen Meyer Burger (+3,8%), Cosmo (+7,0%) und Metall Zug (+4,0%) nach Zahlen stark an. Meyer Burger hat die Erwartungen mit den Zahlen übertroffen und auch Cosmo überraschte die Analysten mit einem guten Reingewinn. Bei Metall Zug wurde vor allem das Betriebsergebnis positiv hervorgehoben, wogegen ein schwaches Finanzergebnis auf den Reingewinn drückte.
Auch Rieter (+8,0%) werden stark nachgefragt, nachdem der Winterthurer Industriekonzern den dringend benötigten Bankenkredit unterzeichnen konnte. Am (morgigen) Dienstag wird Rieter das Geschäftsergebnis 2008 vorlegen.
Die Aktien von Ascom (+8,4%) haben bis am Mittag die Avancen deutlich ausgebaut. Das Technologieunternehmen will einen grösseren Zukauf tätigen und 190 Mio CHF für den Ericsson-Bereich TEMS zahlen. Analysten werten die Übernahme als sinnvoll und sprechen von einer guten Ergänzung der bisherigen Geschäftstätigkeit. TEMS ergänze Ascoms Mobilnetztestspart perfekt, hiess es.
Stark nachgefragt werden auch die Titel von Charles Vögele (+9,3%) und dies bei sehr hohen Volumen. Der Verwaltungsrat des Bekleidungsunternehmens hat sich dem Druck seitens einer Aktionärsgruppe gebeugt: Vier von acht Verwaltungsräten, darunter der Präsident und der Vize, haben ihren Rücktritt angekündigt. Dätwyler tätigt eine kleinere Akquisition. Die Aktien stehen mit 2,4% im Plus. Straumann (-0,4%) können von der Partnerschaft mit Ivoclar Vivadent dagegen nicht profitieren. (awp/mc/ps/19)