Die bekannten Sorgen um die Kreditkrise, um ein mögliches Anziehen der Inflation oder um die Frage nach einer Rezession zumindest in den USA belasten die europäischen Märkte weiterhin. Von einer Jahresendrally ist zumindest bis anhin nichts zu spüren.
Zu den am meisten gebeutelten Aktien gehören erneut UBS. Die Bank steht nach zahlreichen Artikeln in der Wochenendpresse weiterhin im Blickpunkt. Wegen der diese Woche zur Veröffentlichung anstehenden Quartalszahlen von Goldman Sachs, Morgan Stanley oder Bear Stearns dürfte zudem der Sektor auch im Verlauf der Woche im Gespräch bleiben. Eine Klärung zu den Fragen rund um die Kreditkrise sei wegen der zahlreichen Unsicherheiten aber noch nicht zu erwarten, hiess es in Marktkreisen. Und die Liquiditätszufuhr der Notenbanken in der vergangenen Woche habe die Nervosität bei den Banken noch nicht beseitigen können.
Der Swiss Market Index (SMI) verliert bis um 11.35 Uhr 122,24 Punkte oder 1,41% auf 8’553,62 Punkte. Der Swiss Leader Index (SLI) gibt 1,73% auf 1’296,41 Punkte nach und der Swiss Performance Index (SPI) um 1,47% auf 6’956,23 Punkte.
Nebst Nobel Biocare (-3,5% auf 303,25 CHF) und Clariant (-3,2% auf 10,32 CHF) geben UBS (-3,4% auf 53,35 CHF) über 3% ab. Nach den jüngst von der UBS bekanntgegebenen riesigen Abschreibungen im Jahr 2007 ist bereits von weiterem Korrekturbedarf in Milliardenhöhe im ersten Quartal 2008 die Rede. Gestützt auf eine Einschätzung von JP Morgan berichtete die Zeitung «Sonntag» über notwendige weitere Abschreibungen über 4,5 Mrd CHF. Dies entspreche auch den Erwartungen des Verwaltungsrates der UBS, hiess es. Kritische Kommentare zu UBS gab es aber auch in diversen anderen Wochenendblättern oder von der Bank Vontobel, welche das Kursziel für UBS auf 63 von 70 CHF deutlich reduziert hat.
Sehr schwach präsentieren sich mit Julius Bär (-3,0% auf 93,45 CHF), Swiss Re (-2,6% auf 81,10 CHF) oder CS (-2,6% auf 68,15 CHF) weitere Finanzaktien aber auch ABB (-2,4% auf 31,40 CHF). Über 2% liegen zudem die Abgaben in Swatch, Adecco, Bâloise und ZFS. Für die beiden letztgenannten hat die UBS das Kursziel reduziert, allerdings werden ZFS noch immer zum Kaufen empfohlen. Im SLI erleiden OC Oerlikon (-4,2%), Kühne + Nagel (-3,7%) oder SGS (-3,1%) markante Einbussen. Kühne + Nagel hat am Freitagabend einen Wechsel in der Konzernleitung auf Bereichsebene bekanntgegeben.
Auf der Gegenseite hat die Suche nach sicheren Anlagen die Aktien von Nestlé (+0,3% auf 536,50 CHF) derzeit gar knapp ins Plus geführt, nebst Ciba (+1,7%) aus dem SLI als einzige. Weiterhin beschränken auch die Schwergewichte Roche (-0,7% auf 199,60 CHF) und Novartis (-0,9% auf 63,05 CHF) die Verluste des Gesamtmarktes. Entsprechend steht der SLI, wo die Gewichtung dieser Titel nach oben beschränkt ist, noch etwas tiefer als der SMI.
Als Aktien mit defensivem Charakter gehören zudem Swisscom (-0,9% auf 437 CHF) zum exklusiven Kreis derer, die weniger als 1% verlieren. Ein soeben veröffentlichter Entscheid der ComCom hat im Aktienkurs von Swisscom keine Spuren hinterlassen. Die Kommunikationskommission (ComCom) hat die Interkonnektionspreise der Swisscom für die Jahre 2004 bis 2006 um durchschnittlich 15% bis 20% gesenkt und kommt dabei zum Schluss, dass Swisscom Fixnet AG in den Jahren 2004 bis 2006 von ihren Vertragspartnern für verschiedene Interkonnektionsdienste zu hohe Preise verlangt hat. Die von Swisscom gebildeten Rückstellungen für die Zahlungen an die Konkurrenz liegen gemäss Swisscom aber voraussichtlich über den effektiv auszuzahlenden Beträge.
Im breiten Markt zeigen sich Kuoni (-0,9%) von der am Morgen bekanntgegebenen Akquisition in Deutschland wenig beeinflusst. Die am Freitag so fulminante Entwicklung von Biomarin (-1,4%) findet in bescheidenen Gewinnmitnahmen eine Fortsetzung. (awp/mc/ps)