CH: Vertragsloser Zustand im Baugewerbe – Baumeister mit Massnahmenpaket

Die Gewerkschaften sind darüber alles andere als glücklich. Ein neuer Landesmantelvertrag rücke in weite Ferne. «Wir haben die Zeit genutzt, um ein Paket für die vertragslose Zeit zu schnüren», sagte Werner Messmer, Zentralspräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) am Dienstag vor den Medien in Bern. Der Landesmantelvertrag wurde vom SBV im Mai auf Ende September gekündet.


Paket von SBV-Delegierten gutgeheissen


Dieses Paket hatten die SBV-Delegierten nun am Dienstag gutgeheissen. Es enthält eine Lohnerhöhung ab Anfang 2008 um durchschnittlich 2,7%. Sie besteht aus einem generellen Teil von 1,3% und einem individuellen Teil von 0,7%. Dazu kommen 0,7%, welche den Arbeitnehmenden bisher für den Ausbildungsfonds (Parifonds) Bau abgezogen worden waren.

Garantiert zwei Prozent mehr Lohn


Jeder Arbeitnehmer erhalte garantiert zwei Prozent mehr Lohn, sagte Messmer. «Wir gehen an die Grenze dessen, was unsere Branche verträgt». Als weitere Massnahme präsentierten die Baumeister einen Gesamtarbeitsvertrag für die Poliere und Werkmeister. Über 3’000 der rund 10’000 Poliere in der Schweiz sind laut Messmer bei den Vertragspartnern Schweizerischer Baukaderverband und der Schweizerischen Kader-Organisation SKO organisiert.

Vereinbarung mit dem Verband der Temporärfirmen


Als dritte Massnahme wurde eine Vereinbarung mit dem Verband der Temporärfirmen Swiss Staffing geschlossen. Die Firmen stellen ihr Personal im Bauhauptgewerbe nun nach den Bedingungen des Landesmantelvertrags 06 an.

Neuer patronaler Bildungsfonds


Ein neuer patronaler Bildungsfonds soll zudem den Parifonds Bau ersetzen. Auf diese Weise wollen die Baumeister die bisherige Grund- und Weiterbildung sicherstellen. Finanziert wird der neue Fonds ausschliesslich von den Arbeitgebern.

Kritik an den Gewerkschaften


Die Vertreter des Verbands sparten bei ihrer Medienkonferenz nicht mit Kritik an den Gewerkschaften. Die angedrohten Streiks seien prophylaktisch. «Bis heute wurde noch gar nicht verhandelt», sagte Messmer. Das entspreche nicht dem Verständis der Baumeister von Arbeitsfrieden. «Das Baugewerbe braucht einen Landesmantelvertrag», betonte der Zentralpräsident. Er müsse aber modern und flexibel gestaltet sein.

Gewerkschaften reagierten empört


Die Gewerkschaften gaben die Kritik postwendend zurück. Sie reagierten empört auf die Beschlüsse der Baumeister. Der SBV gebe mit seinem Massnahmenpaket den vereinbarten Verhandlungen Anfang Oktober keine Chance, befand die Gewerkschaft Unia. «Die Weichen wurden in die falsche Richtung gestellt. Wir sind überhaupt nicht optimistisch», erklärte Hansueli Scheidegger, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.

Lohnerhöhung – eine Mogelpackung


Die Lohnerhöhung von durchschnittlich 2,7% sei eine Mogelpackung, schreibt die Unia weiter. «Die Lohnerhöhung ist absolut unverbindlich», erklärte Scheidegger. Sie sei weder einklagbar, noch könne sie sanktioniert werden. Nun müsse sich die Gewerkschaft auf lange und harte Auseinandersetzungen im Baugewerbe einstellen, sagte der Unia-Vertreter. Dieser Konflikt sei weder für die Bauwirtschaft noch für die Schweizer Wirtschaft gut.

Gewerkschaften von der SP Schweiz unterstützt


Unterstützung erhielten die Gewerkschaften von der SP Schweiz: Mit der Kündigung des Landesmantelvertrags hätten die Baumeister Lohn- und Sozialdumping Tür und Tor geöffnet, heisst es in einem Communiqué. Die SP kämpfe mit den Gewerkschaften gegen diesen Sozialabbau. (awp/mc/ab)
Exit mobile version