Der Hagel vom Juli setzte den Winzern im Lavaux am Genferseeufer schwer zu. Von den 831 Hektaren Weinbergen wurden mehr als 500 beschädigt, wie Gilles Cornut, Präsident des Waadtländer Weinverbandes, gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Der Ernteertrag im Waadtland dürfte deshalb um 2,5 bis 3 Mio Liter geringer ausfallen als üblich. Normalerweise keltern die Waaadtländer Weinbauern um die 30 Mio Liter weissen und roten Wein. Die Verluste im Lavaux werden auf rund 20 Mio CHF geschätzt.
Unterschiedlich im Waadtland
Jean-Michel Bolay vom Waadtländer Amt für Weinbau rechnet wegen der Hagelschäden auch mit einer sehr unterschiedlichen Qualität des Waadtländer Jahrgangs 2005. Ausserhalb der Hagelgebiete sei die Qualität der Trauben allerdings sehr gut. Auch im Wallis fällt die Ernte dieses Jahr geringer aus. Der Kanton sei kaum vom Frost im Frühjahr und vom Hagel im Juli betroffen gewesen, sagte Roland Vergères, Direktor des Weinhauses Provins Valais. Die Gründe seien deshalb unklar. Wie gross der Minderertrag ausfalle, sei schwierig zu sagen, sagte Pierre Devanthéry, Direktor des Walliser Branchenverbands. Provins Valais rechnet mit rund 10%.
Einbussen durch Hagel
Nach Auskunft der Winzerverbände rechnet man auch im Kanton Genf und im Freiburger Weinbaugebiet Vully mit Einbussen aufgrund des Hagels. Im Kanton Genf geht man von einer Minderproduktion von etwa 15% aus, im Vully erwartet man eine 10 bis 15% kleinere Ernte. Zufrieden ist dagegen Sébastien Cartillier vom Neuenburger Amt für Weinbau. Der Pinot noir (Blauburgunder) erreiche im Durchschnitt weit über 90 Oechslegrade. Beim Chasselas (Gutedel) liege der Wert im Durchschnitt um die 75 Oechslegrade. Auch die Winzer am Bielerseee erwarten nach dem trockenen Sommer eine hervorragende Ernte. Die Qualität des Weines dürfte jener des Jahrgangs 2003 entsprechen, wie Fabian Teutsch, Sprecher des Haus des Bielersee Weines, sagte. Mengenmässig liege die Ernte im Rahmen der Erwartungen.
Hervorragender Jahrgang im Bündnerland erwartet
Im Tessin wird ebenfalls ein guter oder sogar sehr guter Jahrgang erwartet, wie ein Sprecher der landwirtschaftlichen Beratung des Kantons sagte. Mengenmässig rechnet man mit 5’500 bis 6’000 Tonnen Merlot-Trauben. 2004 waren es in einem überdurchschnittlichen Jahr 6’518 Tonnen gewesen. Auch in Teilen der Deutschschweiz bescherte der warme Herbst den Winzern eine gute Ernte. So erwartet der Aargauer Rebbaukommissär Peter Rey einen sehr guten Jahrgang und durchschnittlich 88 bis 89 Oechslegrade beim Blauburgunder. Sein Bündner Amtskollege Hans Jüstrich sprich sogar von einem hervorragenden Jahrgang. Der Zuckergehalt beim Blauburgunder liege um die 100 Oechslegrade. Beidenorts erwartet man rund 2,1 Mio Liter Wein.
Einbussen durch Regen
In anderen Teilen der Ostschweiz beeinträchtigten Regenfälle die Weinernte. Im Thurgau rechnen die Fachleute deshalb mit Einbussen und im Kanton Zürich mit einer durchschnittlichen Qualität. Zufrieden ist in der Ostschweiz Beat Hediger, Geschäftsführer des Branchenverbands Schaffhauser Wein. Sowohl die Blauburgunder- wie die Riesling & Sylvaner-Trauben wiesen einen überdurchschnittlich hohen Zuckergehalt auf. Die Ernte 2005 sei eine der besten der letzten 20 Jahre.