Charles Vögele: Weniger Schulden, tiefere Lagerbestände
Die Sanierung Charles Vögeles verläuft nach Plan. Im ersten Halbjahr steigerte der Textileinzelhändler das Konzernergebnis um 32 Prozent. Entscheidender jedoch ist der Abbau der Nettoschulden und Lagerbestände um insgesamt 162 Millionen Franken.
Von Martin Vetterli
Bei Vögele wird keine Verbesserung der Konsumentenstimmung erwartet.(pd)
Konzernchef Daniel Reinhard hat einmal mehr gehalten, was er versprochen hat. Der Semesterausweis seines international tätigen Bekleidungskonzerns entspricht fast auf den Punkt genau den Erwartungen. So erzielte Charles Vögele ein im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent auf 17,3 Millionen Franken verbessertes Konzernergebnis.
Schuldenabbau nach Plan
Die Nettoverschuldung baute der noch immer unter den Folgen einer übertriebenen Expansionsstrategie leidende Konzern um 98,1 Millionen auf 333,7 Millionen Franken ab. Ende Jahr sollen es nach den Worten von Reinhard «etwas mehr» als die Anfang Jahr anvisierten 100 Millionen Franken sein. Damit hat die Holding ihre Nettoschuld in den vergangenen anderthalb Jahren nun beinahe halbiert.
Auch Lagerabbau auf Kurs
Auch die übertrieben hohen Lagerbestände schrumpfen kontinuierlich. Sie belaufen sich aktuell auf noch 284,9 Millionen Franken, sollen bis zum Jahresende aber auf rund 270 Millionen gesenkt werden. In Stückzahlen gezählt ist das ein immer noch imposanter Kleiderberg: Vögele hatte Ende Juni total 41,8 Millionen Kleidungsstücke gelagert. Die beiden Ziele, Schulden und Lagerbestände im geplanten Ausmass abzubauen, seien bis Ende Jahr «machbar, aber schwierig zu erreichen», sagte CEO Daniel Reinhard.
Umsatz um über 6 Prozent zurückgegangen
Die Konsolidierungsstrategie blieb nicht ohne Auswirkungen auf das Geschäft. Die Vögele-Gruppe erzielte zwischen Januar und Juni 6,6 Prozent weniger Umsatz auf 701,5 Millionen Franken, der Bruttogewinn fiel um 2,75 Prozent auf 400,2 Millionen Franken. Dass es nicht noch dicker kam, verdankt Vögele guten Verkaufszahlen im April und Mai – und frühzeitig eingeleiteten Sparmassnahmen. So senkte Vögele den Warenaufwand um 20 Prozent, den Betriebsaufwand um 5 Prozent und den Personalaufwand um 4 Prozent. Zudem profitierte der Kleiderkonzern im Umfang von 6,5 Millionen Franken vom teuren Euro.
Bruttomarge deutlich verbessert
Die Folge davon war eine deutlich verbesserte Bruttogewinnmarge von 57,1 Prozent (Vorjahresperdiode: 54,8 Prozent). Sie lag damit knapp über den von Reinhard angestrebten 54 bis 57 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) fiel mit 84,2 (80,7) Millionen Franken, der Ebit mit 49,6 (47,1) Millionen Franken etwas höher aus als in der Vorjahresperiode.
Hohe Temperaturen drückten aufs Geschäft
Es bestehe kein Grund, in Euphorie zu verfallen. Denn das Sommergeschäft verlief enttäuschend. Gemäss Reinhard machte die Branche im Juli und August rund 20 Prozent weniger Umsatz in der Schweiz. Vögele sei zwar nicht in im selben Ausmass betroffen, weil man bis tief in den August hinein Sommerkleider anbieten konnte. Doch die Umsatzeinbussen müssten nun über ein gutes Jahresschlussgeschäft kompensiert werden, erklärte Vögele-Finanzchef Felix Thöni gegenüber Moneycab.
Mit Verlusten für zweites Halbjahr gerechnet
Für das zweite Halbjahr erwartet Vögele keine wesentlichen Impulse durch die Konjunktur oder eine verbesserte Konsumentenstimmung. Konzernchef Daniel Reinhard setzt seinen Konsolidierungskurs fort und rechnet mit stabilen bis leicht sinkenden Umsätzen. Mehr Rentabilität und die Reduzierung der Nettoschulden bleiben prioritäre Ziele.
Vögele Kennzahlen H1 2003H1 2002Konzernumsatz702751Bruttogewinn400412EBITDA8481EBIT5047Reingewinn1713in Millionen Franken