Chefs der Rentenanstalt trafen sich mit BPV: Personelle Konsequenzen?
Das Bundesamt für Privatversicherungen untersucht die Vorgänge bei der Rentenanstalt. Über das Gespräch zwischen BPV-Chef Herbert Lüthy und Rentenanstalt-CEO Roland Chlapowski wird nicht informiert.
Von Harry Büsser
Roland Chlapowski, CEO der Rentenanstalt (Foto: Keystone)
Am Dienstag waren die Chefs der Rentenanstalt nach Bern zum Bundesamt für Privatversicherungs-wesen (BPV) geladen. Das BPV wollte sich über die Vorgänge bei der Rentenanstalt orientieren. Klar ist bereits: Das BPV startet eine Untersuchung der Vorgänge bei der Rentenanstalt. Patrick Jecklin, Mediensprecher des BPV, sagt: «Es wird eine externe Untersuchung über die Buchungsfehler und die Long Term Strategy AG (LTS) geben.» Herbert Lüthy, der Direktor des BPV, habe diese bereits eröffnet.
Nur negative SchlagzeilenDie Rentenanstalt kommt also nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Alles fing mit der Expansionsstrategie an, die bald einmal unter Beschuss kam. Dann kamen finanzielle Probleme hinzu, dann das Lobbying um den BVG-Zinssatz, dann die Buchungsfehler und jetzt die Vorfälle um die Investmentgesellschaft LTS, in welche die Konzernleitungsmitglieder ihr privates Vermögen investieren konnten, obwohl die Gesellschaft anfänglich der Rentenanstalt gehörte.
Bereits intern und extern geprüft
Die Rentenanstalt beteuert, dass bei der LTS alles korrekt abgelaufen sei. «Wir haben die Vorgänge rund um die Long Term Strategy bereits intern und extern überprüft», sagt Simone Zindel, Mediensprecherin der Rentenanstalt. Über die Resultate des gestrigen Gesprächs zwischen Rentenanstalt und BPV will sie sich weiter nicht äussern.
Herbert Lüthy, Chef des BPV (Foto: Keystone)
Transparenz gefordert
Was will das BPV eigentlich mit der Untersuchung beantwortet sehen? Mediensprecher Patrick Jecklin: «Wir wollen uns Klarheit verschaffen, was genau abgelaufen ist. Weiter geben wir dazu keine Auskunft.» Auch zu den möglichen Massnahmen, die das BPV nach der Untersuchung ergreifen könnte, will er sich nicht äussern.
Personelle Konsequenzen bei der Rentenanstalt?
Tatsächlich ist es fraglich, welche Massnahmen das BPV gegen die Rentenanstalt ergreifen könnte. Das Amt könnte der Rentenanstalt zwar die Geschäftsbewilligung entziehen, wird dies aber tunlichst unterlassen, um nicht unzählige Versicherte zu schädigen. Allerdings könnte die Untersuchung natürlich Konsequenzen personeller Art bei der Rentenanstalt haben.
Dominique Morax, Ex-Finanzchef der Rentenanstalt
Der Buhmann ist bereits weg
Gemäss einem Bericht der SonntagsZeitung war die LTS aber noch ein Kind des ehemaligen Finanzchefs Dominique Morax (immerhin war er erster VR-Präsident der LTS). In dessen Verantwortungsbereich gehört auch mindestens einer der beiden Buchungsfehler. Zudem galt er immer als grosser Treiber hinter der Expansionsstrategie. Ihn können aber die personellen Konsequenzen nicht mehr betreffen, denn Morax ist bereits weg.
Der CEO trägt die VerantwortungIn den LTS investiert hat wahrscheinlich auch Roland Chlapowski, der heutige CEO der Rentenanstalt. Schliesslich war er seit Oktober 2000 VR-Präsident der LTS und blieb es bis vor kurzem. Eine negatives Urteil der Untersuchungen des BPV würde wohl sein Ausscheiden aus der Rentenanstalt erfordern.