Damit dürfte China den Deutschen bereits im Oktober den prestigeträchtigen Rang des Exportweltmeisters abgelaufen haben, wie Experten am Mittwoch berichteten. «Die Zahlen zeigen, dass China 2009 mit einem leichten Vorsprung der grösste Exporteur geworden ist», sagte Ben Simpfendorfer von der Royal Bank of Scotland (RBS) . China hatte Deutschland schon 2007 als drittgrösste Volkswirtschaft eingeholt.
China wohl zweitgrösste Wirtschaftsnation
Allen Erwartungen nach dürfte China in diesem Jahr auch Japan überholen und zur zweitgrössten Wirtschaftsnation hinter den USA aufsteigen. «Deswegen ist es nur normal, dass China Deutschland als grösster Exporteur der Welt eingeholt hat», sagte Professor Liu Lingling vom Institut für Wirtschaft und Management an der renommierten Pekinger Qinghua-Universität.
Aus der Krise gezogen
China habe seine Wirtschaft mit heimischer Nachfrage, Investitionen und Aussenhandel aus der Krise gezogen. Deutschland stünden nicht so viele Mittel im Kampf gegen den Abschwung zur Verfügung, sagte der Wissenschaftler. Die Krise habe allerdings viele kleinere chinesische Unternehmen etwa in der Textil- und Elektronikbranche hart getroffen. Doch bei mechanischen und elektrischen Produkten habe es besser ausgesehen.
Exporteinbruch in China geringer als in Deutschland
Nach einem Bericht des «Wall Street Journals» exportierte China in den ersten zehn Monaten des Jahres 2009 Waren im Wert von 957 Milliarden Dollar, während Deutschland auf 917 Milliarden Dollar kam. Das Blatt berief sich auf Angaben der Genfer Global Trade Information Services. In der Krise seien die chinesischen Exporte in den ersten zehn Monaten zwar um 20,4 Prozent gesunken, aber damit weniger stark als die deutschen Ausfuhren mit einem Minus von 27,4 Prozent.
Deutschland benötigt Zeit
Deutschland wird nach Einschätzung der Industrie erst in einigen Jahren im Aussenhandel zu alter Stärke zurückfinden. Nach einem Einbruch der Exporte um etwa 18 Prozent im vergangenen Jahr werde 2010 ein Wachstum von 4 Prozent erwartet, geht aus einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) hervor.
«Bei dieser Wachstumsgeschwindigkeit wird das Vorkrisenniveau erst im Jahr 2014 wieder erreicht», sagte BDI- Präsident Hans-Peter Keitel. Noch gebe es einige Gefahrenquellen für die Exportwirtschaft. Das billige Geld der Zentralbanken könne neue Finanzblasen hervorrufen, zudem schlummerten in den Bilanzen der Banken hohe Risiken. Auch laufen in einigen Ländern die Konjunkturprogramme gegen die Krise aus. (awp/mc/ps/pg/03)