Chinas Automarkt hat eigene Bedürfnisse
Längerfristig werden beide jedoch zu einem Markt verschmelzen, wobei China schneller wachsen wird, wie Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte und Wirtschaftswissenschaftler, im pressetext-Gespräch erläutert. Das Reich der Mitte wird sich zu einem eigenen Markt entwickeln, der wesentlich von der westlichen Wertewelt geprägt ist und in dem das Premium-Segment einen großen Stellenwert einnimmt. Die Chinesen sind bereits jetzt markenbewusst und wollen auch keine kleinen Autos mehr. Zusätzlich wird viel Wert auf Abgas- und Verbrauchswerte legt.
Nachfrage nach grossen Autos
«Die europäischen Automobil-Konzerne sollten sich davor hüten, das Reich der Mitte als Abstellgleis für auslaufende und ausrangierte Produkte zu verwenden. Die Chinesen haben eigene Bedürfnisse und Vorstellungen, wie ihre Automobile aussehen sollen», so Dudenhöffer. Dies hat auch Volkswagen zur Kenntnis nehmen müssen. Die Wolfsburger haben aufgrund der Fehleinschätzung der Bedürfnisse vor Ort die Marktführerschaft im Reich der Mitte verloren. Die Einführung des VW-Polo wertet Dudenhöffer als grossen Fehler. Konkurrent General Motors hat zur gleichen Zeit in China grössere Fahrzeuge auf den Markt gebracht und damit reüssieren können.
Die gesteigerte Nachfrage nach grossen Autos ist auch ein Zeichen des ansteigenden Wohlstandes in China. Durch das Wirtschaftswachstum entstehen zahlreiche grosse Firmen und somit auch viele Jobs mit hohem Einkommen. In den kommenden zehn Jahren wird laut Dudenhöffer das Bedürfnis noch Autos im Premium-Segment zunehmen. Aktuell macht dieser Bereich derzeit an den weltweit verkauften Autos rund 20 Prozent aus. Dieser Anteil wird in den kommenden zehn Jahren aufgrund eines Gesamtanstiegs der Absatzzahlen noch zunehmen
Chinesische Automobilindustrie mit Expansionsdrang
Aber auch die Automobilhersteller in China schlafen nicht. Grosse Konzerne wie SAIC versuchen, mit eigenen Marken in der Heimat zu punkten aber auch zu expandieren. Der grosse Expansionswille nach Europa hat beispielsweise auch der Versuch gezeigt, den angeschlagenen britischen Hersteller Rover zu kaufen. «USA und Europa, die beiden grössten Automärkte, das sind die deklarierten Ziele der chinesischen Autoindustrie», so Dudenhöffer.
Chinesen die «Schwaben» Asiens
Hinzu kommt das Wertesystem der Chinesen, die aufgrund der eigenen Mentalität das Wirtschaftswachstum eher antreiben. Für Dudenhöffer sind sie die «Schwaben aus Asien». Reichtum und Wohlstand sind sehr wichtig. Anders gestaltet sich die Situation in Indien. Dort nimmt die Religion nach wie vor einen hohen Stellenwert ein und prägt die Wertewelt der Menschen. Der Fokus wird hier nicht so sehr auf wirtschaftliche Prosperität gelegt wie in China.
(pte / MC / hfu)