Die Börsen reagierten vielerorts am Montag mit einem Kursfeuerwerk auf das Milliarden-Paket. Wegen der erwarteten Nachfragestärkung schnellte der Ölpreis um mehr als drei Dollar nach oben.
Berlin begrüsst Massnahme
In Berlin begrüsste Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Massnahme: Das chinesische Konjunkturprogramm eröffne auch gute Liefermöglichkeiten für deutsche Exporteure. Analysten bewerteten die Konjunkturspritze positiv: Dies werde die Inlandsnachfrage in China ankurbeln. Denn in der Volksrepublik schwäche sich der Wirtschaftsboom ab. Die Ankündigung in Peking wurde auch als Signal für das Gipfeltreffen von über 20 Staats- und Regierungschefs zur Lösung der weltweiten Finanzkrise (G20-Treffen) Ende der Woche in Washington gesehen.
Gebremstes Wachsum
Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für China in diesem Jahr noch ein Wachstum von 9,7 Prozent, 2009 dürfte es aber auf 8,5 Prozent zurückgehen. Weitere Schätzungen gehen nur noch von einem Plus von 7,5 Prozent aus.
Signal aus China
Weltweit war auf ein Signal aus China gewartet worden – Analysten rechnen damit, dass nun auch andere Staaten mit weiteren Konjunkturpaketen der vorhergesagten Weltrezession entgegenwirken wollen. «Nun dürfte auf ähnliche Massnahmen auch in den anderen grossen Volkswirtschaften spekuliert werden, zumal am kommenden Wochenende in Washington der Weltfinanzgipfel stattfindet», erwartet etwa die Commerzbank.
Beitrag zur Eindämmung der Krise
China will bei den internationalen Bemühungen zur Eindämmung der Finanzkrise einen konstruktiven Beitrag leisten. Das machten Bundeswirtschaftsminister Glos und der chinesische Handelsminister Chen Deming am Montag nach einem Treffen in Berlin deutlich. «Um diese Finanzkrise zu bewältigen, brauchen wir Anstrengungen von allen», sagte Chen. Allerdings müsse jedes Land seine eigenen Massnahmen wählen. Die USA forderte er auf, noch mehr gegen die Krise zutun. Glos rief China auf, sich über seinen Staatsfonds an deutschen Unternehmen zu beteiligen. Über konkrete Beteiligungen sei aber nicht gesprochen worden.
585 Milliarden-Dollar-Programm
Insgesamt will die chinesische Regierung 4 Billionen Yuan (585 Mrd Dollar oder zu aktuellen Kursen 452 Mrd Euro) für das Konjunkturpaket in die Hand nehmen, um die Infrastruktur auszubauen, Steuern zu senken und um Auflagen für die Kreditvergabe zu lockern. Allein die Entlastung bei Unternehmenssteuern wird sich der chinesische Staat 17,6 Milliarden Dollar kosten lassen. «Der grösste Teil des Pakets wird in den öffentlichen Wohnungsbau und in Infrastrukturmassnahmen fliessen», sagte Analyst Tao Wang der Grossbank UBS. «Die öffentlichen Projekte werden die Investitionsbereitschaft ankurbeln und die Kreditvergabe erhöhen», sagt Wang.
10 Hauptbereiche
Mit den Mitteln sollen in den beiden kommenden Jahren Programme in zehn Hauptbereichen finanziert werden. Darunter sind der Wohnungsbau für untere Einkommensschichten, die Infrastruktur im ländlichen Raum, Projekte der Wasser- und Elektrizitätswirtschaft, das Transportwesen, im Bereich von Umweltschutz und technische Innovationen. Laut Xinhua will China die Bedingung für die Kreditvergabe lockern. Auch seien Steuererleichterungen geplant.
Analysten bleiben skeptisch
Ungeachtet des Konjunkturprogramms senkten Analysten grosser Banken ihre Prognosen für China: UBS und Morgan Stanley gehen beim Bruttoinlandsprodukt für 2009 nur noch von einem Wachstum von 7,5 Prozent. «Die gesunkenen Wachstumserwartungen sind hauptsächlich mit sinkenden Exportzahlen zu erklären sowie mit geringer werdenden Investitionen im Immobiliensektor», hiess es in einer Analyse von Morgan Stanley. Auch das Wachstum beim Konsum werde schwächer.
Börsen beflügelt
Die chinesische Milliarden-Spritze nährte an den Börsen aber am Montag die Hoffnung, dass der Wachstumsmotor China nicht so stark ins Stottern geraten könnte wie die westlichen Industriestaaten. Für diese prognostiziert der Währungsfonds für 2009 erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg eine langandauernde Rezession; die Wirtschaftsleistung der Industriestaaten werden demnach kommendes Jahr zusammengenommen um 0,3 Prozent sinken.
Nikkei klettert über 9000 Punkte
Besonders die asiatischen Börsen wurden von dem Bekanntwerden des Pakets beflügelt: Der Nikkei-Index kletterte in Tokio über die Marke von 9000 Punkten. Zum Handelsschluss notierte das Barometer mit einem kräftigen Plus von 5,80 Prozent bei 9081,43 Punkten. In Hongkong stieg der Hang-Seng-Index um 3,5 Prozent. An der Börse in Shanghai schoss der Leitindex rund sieben Prozent ins Plus. Händler verwiesen als Grund für die Zuwächse auf das chinesische Konjunkturpaket, das neues Vertrauen schaffe. Auch der deutsche Leitindex DAX legte zu: Er stand am Nachmittag in Frankfurt mit 3,2 Prozent im Plus bei 5094 Punkten. Insbesondere Stahltitel verbuchten zum Teil zweistellige Kursgewinne. ThyssenKrupp legten im Tagesverlauf um 13,10 Prozent, Salzgitter um 14,20 Prozent und KlöCo um 11,71 Prozent zu.
Ölpreise legen zu
Die Ölpreise sprangen am Montag als Reaktion auf die geplanten Milliarden-Hilfen Chinas um über drei Dollar nach oben. Ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Dezember wurde mit 64,42 Dollar gehandelt. Das sind 3,38 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent kletterte um 3,25 Dollar auf 60,63 Dollar. (awp/mc/ps/25)