AMD erhofft sich durch die Auslagerung eine dringend benötigte Finanzspritze. Angesichts anhaltend düsterer Aussichten in der Branche gerät das Unternehmen aber auch durch den grossen Rivalen Intel weiter unter Druck. Der weltgrösste Halbleiterhersteller hatte am Dienstag Investitionen in neue Chip-Technologien in Höhe von sieben Milliarden Dollar angekündigt.
Wiederholung des Votums am 18. Februar
Bei der am Dienstag eigens angesetzten Aktionärsversammlung zur geplanten Ausgliederung gaben nach Angaben von AMD lediglich 42 Prozent der Anteilseigner ihre Stimme ab. Nun solle das Votum am 18. Februar wiederholt werden. AMD benötigt die Zustimmung der Mehrheit der Aktionäre. «Das ist nur eine Sache des Timings», sagte Patrick Wang, Analyst bei Wedbush Morgan Securities in Los Angeles, der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Wang geht davon aus, dass die Transaktion in der kommenden Woche erfolgreich abgeschlossen werden kann. Die Terminverschiebung sei lediglich «eine weiter Unebenheit auf dem Weg von AMD».
Einstieg des Emirats Abu Dhabi
Im Oktober hatte AMD für seine weltweite Chipfertigung den milliardenschweren Einstieg des Emirats Abu Dhabi über ein Gemeinschaftsunternehmen vereinbart. Einer der AMD-Hauptstandorte ist das Werk Dresden, für das der Hersteller wegen der Wirtschaftskrise ab Monatsende Kurzarbeit angekündigt hat. Der geplante Schritt ist Teil der Sanierung des Konzerns, der zum Jahresschluss 2008 den neunten Quartalsverlust in Folge geschrieben hatte.
Neue Prozessoren festgestellt
Unterdessen stellte AMD fünf neue Prozessoren vor, die das Unternehmen in der neuen, kosteneffizienteren 45-Nanometer-Technologie produziert. Damit will das Unternehmen vor allem gegenüber dem grossen Rivalen Intel wieder Boden gut machen. Die Prozessoren aus der Phenom-Reihe verfügen über drei beziehungsweise vier Rechenkerne und sollen sich unter anderem bei erhöhter Taktfrequenz auch auf älteren Rechnern betreiben lassen.
Intel plant trotz Flaute grosse Investitionen
Auch der weltgrösste Chiphersteller Intel hatte zuletzt deutliche Einsparungen angekündigt, will mehrerer Fabriken schliessen und bis zu 6000 Mitarbeiter entlassen. Doch trotz der schweren Wirtschaftsflaute will das Unternehmen erhebliche Investitionen in den Ausbau seiner Marktposition stecken. Für die kommenden zwei Jahre werde Intel insgesamt sieben Milliarden Dollar ausgeben, die in die Modernisierung von Fabriken fliessen sollen, kündigte Konzernchef Paul Otellini an.
Umbau auf 32-Nanometer-Technologie
Mit dem Umbau der Werke in Oregon, Arizona und New Mexico auf die 32-Nanometer-Technologie will das Unternehmen die Produktion schnellerer und kleinerer Chips ermöglichen. Dadurch will Intel weiter konkurrenzfähige Chips auf den Markt bringen und die Produktionskosten gleichzeitig deutlich senken. Insgesamt sollen die Investitionen 7000 Arbeitsplätze sichern.
Keine Erholung in Sicht
Marktforscher sehen für die Halbleiter-Branche vorerst keine Erholung. Nach jüngsten Erhebungen des Branchenverbands SIA hatte sich der Abwärtstrend im vierten Quartal weiter beschleunigt und sackte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22 Prozent ab. Für das laufende Jahr gehe der Verband von einem Absatzrückgang um 5,6 Prozent aus, wie Bloomberg berichtete. Das sei der erste Rückgang seit dem Jahr 2001.
Grafikchip-Hersteller Nvidia gerät in Verlustzone – Umsatzeinbruch
Auch der US-Grafikchip-Hersteller Nvidia leidet wegen der Wirtschaftskrise weiterhin unter der angespannten Nachfrage. Im Schlussquartal (bis 25. Januar) des abgeschlossenen Geschäftsjahres sackten die Umsätze um 60 Prozent auf 481,1 Millionen Dollar ein. Der Nettoverlust belief sich auf 147,7 Millionen Dollar gegenüber einem Gewinn von 257 Millionen Dollar noch ein Jahr zuvor. Erst vor rund vier Wochen hatte das Unternehmen seine Umsatzprognose wegen eines befürchteten schlechten vierten Quartals bereits deutlich nach unten korrigiert, sackte allerdings noch deutlicher ein. Aufs Jahr gesehen ging der Umsatz um 16 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar zurück. Nach einem Gewinn von 797,6 Millionen Dollar noch ein Jahr zuvor rutschte das Unternehmen mit einem Minus von 30 Millionen Dollar in die Verlustzone.
Weitere Einsparungen
Das Unternehmen, das mit seinen Grafikchips mit AMD – nach dessen Übernahme von ATI – sowie inzwischen auch mit Intel konkurriert, wolle weiter auf die Kostenbremse treten, teilte Nvidia mit. Nach bereits eingeleiteten Einsparungen in allen Geschäftsbereichen, der Senkung von Reisekosten und einem Einstellungsstopp sollen pro Quartal die Ausgaben von zuvor 300 Millionen um rund 35 Millionen Dollar gekappt werden. Das wirtschaftliche Umfeld sei deutlich schwierig und ungewiss, sagte Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang. In erster Linie wolle Nvidia eine Balance schaffen, die dem Unternehmen trotz Einsparungen weitere Investitionen in wichtige Märkte ermögliche. «Wir haben in allen Bereichen Initiativen gestartet, um die operativen Ausgaben zu drosseln.» Auch wenn das Geschäftsjahr 2009 eines der schwierigsten war, sei es für Nvidia das beste Jahr für Innovationen gewesen. (awp/mc/pg/23)