von Alexander Saheb
Wird 2010 ein gutes Jahr für die Schweizer Casinos?
Einige Casinos der Schweiz haben die baulichen Voraussetzungen für Nichtraucher- und Raucherzonen bereits geschaffen. Diese werden zumindest vom teilweisen Rauchverbot weniger betroffen. Es ist aber zu erwarten, dass die noch nicht erholte Wirtschaftslage und der verschärfte Wettbewerb bei einigen Casinos ihre Spuren hinterlassen werden. Somit dürfte gesamthaft gesehen der Schweizer Casinomarkt im Jahre 2010 eine leichte Einbusse gegenüber dem Vorjahr hinnehmen müssen.
Welche besonderen Erwartungen hat das Unternehmen Escor an das laufende Geschäftsjahr?
Der Handel mit Casinoautomaten dürfte im laufenden Geschäftsjahr leicht abnehmen, da die Schweizer Casinos bei ihren Investitionen so lange zurückhaltend sein werden, bis sich die Aussichten geklärt haben. Bezüglich des Gesamtertrages rechnen wir für das Geschäftsjahr 2010 mit etwa gleichen Zahlen wie im Vorjahr.
Die Schweiz bekommt zwei neue Casinos in Zürich und im Raum Neuenburg. Escor ist mit zwei Projekten mit im Rennen um die neuen Konzessionen. Was zeichnet Ihre Vorhaben besonders?
Escor arbeitet seit vielen Jahren an diesen beiden Projekten. Für den Standort Zürich haben wir bereits vor sechs Jahren einen Mietvertrag abgeschlossen und die entsprechende Baubewilligung vorangetrieben. Diese liegt vor, was gegenüber neuen Projekten ein enormer Vorteil birgt. Evaluation, Konzeptionierung und Baubewilligung benötigen im einfachsten Fall mindestens zwei bis drei Jahre. Ebenso verhält es sich bei unserem Projekt in La Tène in Neuenburg. Auch dort arbeiten wir seit bald zwei Jahren intensiv mit der Gemeinde und mit dem Kanton zusammen. Das Projekt kann innerhalb kürzester Zeit realisiert werden.
Besonders um den Platz Zürich dürfte heftig gebuhlt werden, die Spielbanken in Luzern und Baden wollen einsteigen. Hoffen Sie eher auf eine Lizenz in Neuenburg?
Die Spielbankenkommission wird alle Projekte eingehend prüfen und die Geeignetsten dem Bundesrat unterbreiten. Escor hofft selbstverständlich auf die Erteilung einer oder zweier Konzessionen, nachdem unser Unternehmen vor bald zehn Jahren leer ausgegangen ist. Doch wie gesagt, der Entscheid liegt nicht bei uns und die Qualität der Projekte sollte den Ausschlag geben.
«Escor steht derzeit schuldenfrei da. Wir haben keinerlei Bankverpflichtungen, nicht mal eine Hypothekarschuld», Christan Vollmer, VRP und CEO der Escor Casinos & Entertainment SA
Mit einem Casino in Montenegro setzen Sie auch auf Wachstum ausserhalb der Schweiz. Denken Sie auch an weitere Auslandsengagements?
Der Schweizer Markt dürfte nach der Vergabe der letzten zwei Konzessionen aufgeteilt sein. Mit weiteren Bewilligungen ist dann nicht mehr zu rechnen. Escor muss deshalb sein Wachstum auch auf einige wenige, aber zukunftsträchtige und sichere Märkte, ausdehnen. Montenegro ist dabei ein erster Schritt. Sollte sich erweisen, dass dies ein guter Entscheid war, so könnte dies ein Anfang für eine weitere vorsichtige Expansion im Ausland sein. Unser Hauptaugenmerk gilt vorerst aber den zwei Schweizer Projekten, da wir unseren Heimmarkt sehr gut kennen.
2009 konnte Escor den Reingewinn steigern und die Dividende konstant halten. Mit welcher finanziellen Entwicklung rechnen Sie im laufenden Jahr?
Escor steht derzeit schuldenfrei da. Wir haben keinerlei Bankverpflichtungen, nicht mal eine Hypothekarschuld. Zudem verfügen wir über flüssige Mittel von rund 13 Mio. Franken. Wir rechnen damit, dass wir für das Projekt in Montenegro, wie auch für die beiden allfälligen Schweizer Casinoprojekte genügend Eigenmittel zur Verfügung haben, um alle Investitionen in den nächsten ein bis zwei Jahren zu tätigen.
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Escor ist nicht nur Casinobetreiber, sondern entwickelt und vertreibt auch Spielautomaten. Wie ist die Nachfrage nach solchen Geräten, die in Casinos ja meist bereits die Hauptumsatzgeneratoren sind?
Escor ist mit seinen beiden Vertretungen zum Markführer für die Casinos der Schweiz geworden. Wir decken ? insbesondere mit den äusserst spielfreudigen Automaten der Novomatic Österreich ? 50 Prozent des Marktes ab.
Der neue entwickelte Automat «Skillspot» trifft auf einen arg reduzierten Spielermarkt, eine verbesserte Version bedarf noch der Genehmigung durch die ESBK. Wie gross ist das Potenzial für dieses Gerät?
Escor hat schon vor fünf Jahren sein Hauptaugenmerk auf das Casinogeschäft gerichtet. Aus früherer Zeit blieb uns die Entwicklungsabteilung, welche mit ihrer grossen Erfahrung nun auch den Skillspot entwickelt hat. Dieses Gerät könnte mittelfristig wieder in den Verkauf oder in die Aufstellung gelangen. Allerdings hat sich der Aufstellmarkt massiv verändert. Sowohl was die Aufsteller als auch was die Kunden betrifft. Die alten Zeiten sind endgültig vorbei! Ein Erfolg des Skillspot wäre für Escor eine Art Bonus zum heutigen Stammgeschäft.
Der Aktienkurs tendiert seit fast einem Jahr stetig fester. Welche Faktoren spielen hier hinein?
Der Kurs wiederspiegelt den inneren Wert unserer Gesellschaft. Wie erwähnt, hat Escor keine Schulden, dafür massgebliche Aktiven, und seit einigen Jahren verzeichnen wir einen steten Gewinn, den wir in Form von Dividenden unseren Aktionären weiter geben. Ob und wann Escor von allfälligen neuen Konzessionen in der Schweiz profitieren kann, ist noch ungewiss. Somit wird der Kurs nur unwesentlich davon berührt.
Was spricht auf dem jetzigen Niveau für eine Investition in Escor?
Die Fakten sind in unserem Geschäftsbericht 2009 aufgeführt. Engagements in Escor Aktien sind spekulativ und begründen auf der Hoffnung, dass Escor die eine oder andere Konzession erhält.
«Engagements in Escor Aktien sind spekulativ und begründen auf der Hoffnung, dass Escor die eine oder andere Konzession erhält.»
Gut 40 Prozent der Escor-Aktien sind in festen Händen, gegen 10 Prozent hält die Firma selbst. Wirkt diese Kumulation nicht abschreckend auf neue Investoren?
Die gewichtigen Aktionäre sind im Verwaltungsrat vertreten. Dieser hat die Interessen der Gesellschaft und der Aktionäre gleichermassen im Auge.
Wie ist Ihre Haltung zum Glücksspiel und was spielen Sie selbst am liebsten?
Glücksspiele, welche auf mathematischen Grundprinzipien beruhen ? wie Lotto ? sind für mich wenig attraktiv, da mittel- bis langfristig der Verlust programmiert ist. Ich spiele lieber mit Risiken, bei welchen der Ausgang für alle Teilnehmer offen ist. Aber dies stets in zum Voraus begrenztem Umfang und in eigener Verantwortung.
Der Gesprächspartner:
Christian Vollmer (*1951) besuchte die Kantonale Handelsschule in Basel und erwarb 1973 ein Diplom des Kaufmännischen Vereins in Basel. Nach der Gründung von Escor in Fribourg 1973 war Christian Vollmer ab Januar 1974 am Auf- und Ausbau der Gesellschaft wesentlich beteiligt. Er war verantwortlich für die Entstehung der Produktionsabteilung, der zentralen Technik und des Verkaufs für die Region Westschweiz. Seit 1984 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung und seit 1992 Präsident des Verwaltungsrates. Seit April 2006 ist er einziges Geschäftsleitungsmitglied der Escor. Es bestehen keinerlei geschäftliche Beziehungen zwischen Escor und Verwaltungsrat Christian Vollmer.
Das Unternehmen:
Escor Casinos & Entertainment SA mit Sitz in Düdingen (FR) ist Produzent und Anbieter von Spielautomaten für Casinos in der Schweiz. Seit 1987 ist Escor an der Schweizer Börse SIX kotiert. Als Generalimporteur der weltweit tätigen Casino-Geräteproduzenten Austrian Gaming Industries GmbH (AGI) und Unidesa ist Escor Ausrüster von Casinos in der gesamten Schweiz. Escor ist mit 36,5 Prozent am 2003 eröffneten Casino in Locarno sowie mit 18,32 Prozent am Casino San Marino beteiligt. Die Aktien des Unternehmens sind an der SIX Swiss Exchange kotiert.