Moneycab: Herr Bubb, was waren aus Sicht von Zschokke die entscheidenden Argumente für den Zusammenschluss mit Batigroup zur Implenia?
Christian Bubb: Dank seiner Grösse und Strategie ist Implenia in der Lage, sich während den kommenden Jahren schneller vom «Baumeister zum Baudienstleister» zu entwickeln als dies für Zschokke im Alleingang möglich gewesen wäre. Durch das Zusammenlegen der Kräfte werden die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen um die Marktstellungen, die sich beide Unternehmen über die Jahre erarbeitet haben, zu festigen, um eine zufriedenstellende Profitabilität zu erreichen und um dadurch Arbeitsplätze zu sichern.
Welche Vorteile ergeben sich aus dem Zusammenschluss für die Kunden?
Eine grosse Nähe zum Markt durch ein flächendeckendes Netzwerk, massgeschneiderte Angebote entlang dem Lebens-Zyklus der Bauten, die Fähigkeit, den Kauf und die Entwicklung, Erstellung, Bewirtschaftung, sowie das Wertmanagement, die Sanierung und den Handel mit Immobilien aus einer Hand anzubieten. Schliesslich bedeutet es auch eine Risikoreduktion durch unser breites Know-how und die Technologieführerschaft. Wir werden als Implenia auf europäischem Niveau wettbewerbsfähig sein.
Welches sind im Rahmen der Fusion nun die nächsten Schritte?
Bis zum Closing, voraussichtlich am 2. März 2006, werden in diversen Arbeitsgruppen die erforderlichen Integrationsmassnahmen erarbeitet und beschlossen.
Hat Zschokke auch ein Zusammengehen mit anderen Bauunternehmen geprüft – auch im Ausland?
Zschokke hat in den letzten Jahren verschiedene Alternativen im In- und Ausland studiert und auch mit den potentiellen Partnern Lösungen andiskutiert. Konkrete Projekte sind aber nicht entstanden.
Im internationalen Wettbewerb des In- und Auslandes will Implenia eine aktive Rolle spielen. Verstehen Sie dabei mehr Tätigkeiten im Ausland oder eher eine stärkere Position im Kampf gegen ausländische Unternehmen im Heimmarkt?
Sowohl als auch. Implenia wird durch ihre Grösse und finanzielle Stärke in der Lage sein, im internationalen Wettbewerb im In- und Ausland eine aktive Rolle zu übernehmen.
Sie haben kommuniziert, der Zusammenschluss erfolge aus einer Position der Stärke. War es aber angesichts der wenig erfreulichen Baukonjunktur, stagnierender Bautätigkeit im öffentlichen Bau, immer noch nicht fulminanten Zahlen im Wohnungsbau und vor allem tiefen Ausgaben für Industrie- und Gewerbebau nicht vielmehr der Druck, der die beiden Unternehmen zu diesem Schritt veranlasst hat?
Der traditionelle gewerbliche Bau wird bei Implenia weiterhin die Basis der Geschäftstätigkeit bilden. Er wird aber in einer klar definierten Strategie durch eine zukünftig wesentlich stärkere Ausrichtung auf margenträchtigere vor- und nachgelagerte Dienstleistungen ergänzt.
Die neue Baugruppe Implenia gibt dem traditionellen Bauen eine neue Perspektive, indem sie Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbietet. Diese Dienstleistungen werden in Zukunft einen gewichtigen Anteil an der unternehmerischen Tätigkeit haben und Implenia zu einem breit abgestützten industriellen Dienstleistungskonzern formen. Im Vordergrund steht dabei der Ausbau der Immobilienentwicklung sowie das Immobilien- und Facility-Management.
Sehen Sie die Fusion zum Branchenleader gleichzeitig als Anfang einer Konsolidierung in der Schweizer Bauindustrie?
Ich glaube nicht, dass der Zusammenschluss von Zschokke mit Batigroup zu weiteren grösseren Fusionen, Zusammenschlüssen oder Übernahmen in der Schweiz führen wird.
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Das Zusammengehen von Zschokke und Batigroup fordert einen Stellenabbau von «weniger als 10 %» der rund 6500 Beschäftigten. Die Gewerkschaft Unia hält diesen Entscheid angesichts «voller Ertragsbücher» für nicht plausibel. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Durch das Zusammenlegen von Niederlassungen und Werkhöfen im gewerblichen Bereich, durch die Zentralisierung der funktionalen Tätigkeiten, wie Finanz- und Rechnungswesen schaffen wir Synergien, die die Wettbewerbsfähigkeit von Implenia verbessern. Die daraus resultierenden personellen Anpassungen erfolgen während der nächsten zwei Jahre grösstenteils über die natürliche Fluktuation bzw. über die Nicht-mehr-Besetzung von Temporär- und Kurzaufenthalter-Stellen sowie über Versetzungen und Frühpensionierungen.
Noch heisst das Unternehmen, deren Chef Sie sind, Zschokke. Wie ist das Geschäftsjahr 2005 für Ihr Unternehmen verlaufen? Konnten die guten Zahlen von 2004 gehalten werden?
Auf Grund des heutigen Wissenstandes wird das Jahresergebnis 2005 der Zschokke Gruppe in der Höhe des Vorjahres ausfallen.
Sie werden der Chef der neuen Implenia. Was erwarten Sie für sich selbst für Änderungen in Ihrem Arbeitsbereich?
An meiner Tätigkeit wird sich grundsätzlich nichts ändern. Die erfolgreiche Zusammenführung der beiden Unternehmen in 2006 ist sicher eine grosse Herausforderung.
Sie werden 2006 35 Jahre für Zschokke tätig sein. Bedeutet der Zusammenschluss von Zschokke mit Batigroup – etwas mehr als zwei Jahre vor Ihrer Pensionierung – auch den persönlichen Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere?
Ich blicke auf eine sehr abwechslungsreiche berufliche Tätigkeit zurück mit vielen Höhepunkten. Die Gestaltung der neuen Baugruppe Implenia ist für mich der krönende Abschluss meiner beruflichen Laufbahn. (stö)
Bubb Christian
CEO Zschokke Gruppe und künftiger CEO Implenia
Geboren: 22. Januar 1943
Heimatort: Winterthur
Zivilstand: verheiratet, seit 1969, 2 Kinder, 1970 und 1976
Hobbies: Tennis, Golf, Reisen
Ausbildung:
Diplomierter Bauingenieur ETH/SIA
Beruflicher Werdegang:
– 1968: Diplom dipl. Bauing. ETH
– 1969: Sachbearbeiter beim Ingenieurbüro E. Lüscher AG&in Basel (Statik)
– 1971: Eintritt in die AG Conrad Zschokke als Bauführer auf der Baustelle Gotthard Strassentunnel Nord
– 1975: Leiter der gesamten Untertagebauarbeiten auf der Baustelle Dinorwic Power Station 1800 MW in Wales (GB)
– 1979: Baustellenleiter Tunnel Tiefenwinkel am Walensee
– 1984: Leiter Spezialtiefbau Zschokke/Hatt-Haller
– 1986: Leiter Bauproduktion Region Zürich
– 1988: Leiter Region Zürich der Zschokke Gruppe
– seit 1994 CEO der Zschokke Gruppe
– seit 2004 VR-Mitglied Zschokke Holding
Weitere Aktivitäten:
– Vorstandsmitglied SBI
– VR-Präsident und/oder Mitglied verschiedener Tochtergesellschaften der Zschokke Gruppe
Zschokke
Die Conrad Zschokke AG wurde 1872 als erste Unternehmung der heutigen Zschokke-Gruppe gegründet.
Die Unternehmen der Zschokke-Gruppe fokussieren ihre Tätigkeiten auf drei Kernbereiche:
– Generalplanung, General- und Totalunternehmung, Engineering
– Bauproduktion
– Immobilien-Dienstleistungen
Die Zschokke-Gruppe ist schwergewichtig in der Schweiz tätig. Als eines der führenden Unternehmen im Bau- und Immobilienmarkt der Schweiz beschäftigt Zschokke rund 3’100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von ca. 1500 Mio. Franken.