Von Christa Spoerle
Moneycab: Herr Kauter, wie fühlen Sie sich, nach dem Rekordergebnis 2007 auf dunkle Wolken am Horizont hinweisen zu müssen?
Christian Kauter: Das Flagschiff der Affichage Holding, die APG, ist in die Schweizer Wirtschaft eingebunden. Zudem ist der Werbemarkt ein Frühindikator der jeweiligen nationalen konjunkturellen Entwicklung. Die schwarzen Wolken, eine von Ihnen gebildete Metapher, hängen nicht am Horizont der unternehmerischen Sphäre der Affichage Gruppe, sondern am Horizont der gesamten Wirtschaftsräume, in welchen sich die Affichage Gruppe bewegt. Somit empfinde ich diese als Herausforderung für meine Arbeit und Verantwortung als CEO der Gruppe, denn sie bedeuten für mich und das Unternehmen wohl veränderte Geschäftsbedingungen hingegen keine individuelle, auf die Affichage Gruppe gerichtete Bedrohung. Jeder gute Kapitän nimmt Schlechtwetterfronten als Herausforderung an.
Sie erwarten, die EBITDA-Marge im Gesamtjahr leicht über den 18,2% der ersten 6 Monate zu etablieren, wie wollen Sie das erreichen?
Die Grundlagen für eine Verbesserung einer EBITDA-Marge innerhalb von Monaten müssen schon vorher gelegt worden sein. Erfahrungsgemäss wissen wir, dass sich die EBITDA-Marge im zweiten halben Jahr tendenziell verbessern kann. Zudem können operative Massnahmen der zuständigen Geschäftsführer auf der Kostenseite positive Korrekturen bewirken, welche wir auch dieses Jahr unterstützen werden.
Wie wird sich Finanzergebnis im 2. Halbjahr entwicklen, kommt es aus den roten Zahlen?
Wir haben im Laufe der letzten Jahre den Auslandanteil des Gruppenumsatzes markant erhöht. Im Jahr 2007 übernahmen wir zudem aus der Auflösung der Joint Venture mit JCDecaux die Länder Bosnien, Bulgarien, Montenegro, Serbien und Ungarn. Sie sehen, wir setzen unsere Finanzmittel entsprechend unserer Gruppenstrategie ein. Für uns ist die planmässige Umsetzung der Unternehmensstrategie der Massstab für den Erfolg. Ein dadurch bedingtes negatives Finanzergebnis wird von mit diesen Mitteln ermöglichtem Wachstum und positiven Betriebsergebnissen kompensiert. Das von Ihnen erwähnte negative Finanzergebnis findet somit sehr wohl ihre positive Ursache in der erfolgreichen Umsetzung der beschlossenen Strategie. In jedem Fall werden wir ein besonders Augenmerk darauf legen, unser Betriebsergebnis nicht von finanziellen Rahmenbedingungen mindern zu lassen.
Halten Sie am Mittelfristziel von 12-13% einer EBIT-Marge fest und wann erwarten Sie diese zu erreichen?
Im Verlauf eines Lebenszyklus eines Unternehmens sind unterschiedliche Finanzkennziffern zu unterschiedlichen Zeitpunkten massgeblich. Somit kontrollieren wir den Erfolg einer sich im Aufbau befindlichen Tochtergesellschaft anhand anderer Kennziffern wie eine APG zum Beispiel. Die konsolidierten Gruppenkennziffern variieren somit ebenfalls entsprechend unserer Aktivitäten im Laufe der Zeit. Selbstverständlich werden wir auf der Ebene der einzelnen Unternehmen intensiv arbeiten, um auf Gruppenebene solide und konstante Aussagen machen zu können.
«In jedem Fall werden wir ein besonders Augenmerk darauf legen, unser Betriebsergebnis nicht von finanziellen Rahmenbedingungen mindern zu lassen.» Christian Kauter, CEO der Affichage Holding
In der Schweiz sind Sie bereits die Nummer 1, welche Wachstumschancen können Sie hier noch wahrnehmen?
In der Schweiz sind wir Marktführer mit einem Marktanteil von 75%. Die Wachstumschancen ergeben sich nicht mehr durch Verdrängungsaktionen innerhalb der eigenen Branche. In erster Linie sind wir an die konjunkturellen Entwicklungen der nationalen Wirtschaft gebunden. Weitere Möglichkeiten ergeben sich immer durch eine kluge strategische Nutzung neuer Technologien im Rahmen des Intermedia-Wettbewerbs. Aber auch hier halten wir einen im nationalen Vergleich äusserst hohen Marktanteil von 15% Out-of-home-Anteil an den gesamten Werbeausgaben, welcher nur von wenigen Ländern übertroffen wird.
Wollen Sie vor allem organisch oder akquisitorisch wachsen?
Wir befolgen eine duale Wachstumsstrategie. In den mit den lokalen Geschäftsführern vereinbarten Plänen finden sich immer Massnahmen für organisches Wachstum wieder. Hingegen ist selbstverständlich, dass akquisitionsbedingtes Wachstum zentral von der Konzernleitung hier in der Schweiz nach hier festgelegten Regeln und Kriterien geplant, verhandelt und umgesetzt wird. Ebenso braucht die einem Zukauf nachfolgende und für den Erfolg einer Akquisition äussert wichtige Phase der Integration die starke Führung und Kontrolle der Konzernleitung.
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Das Ausland erreichte im ersten Halbjahr einen Umsatzanteil von 31,4%, wie soll das weitergehen?
Die im Ausland bisher realisierte Wachstumsstrategie unter anderem reduziert die Abhängigkeit der Gruppe von Ereignissen und Entwicklungen in einzelnen lokalen Märkten und soll dem Aktionär langfristig ein besser kalkulierbares und ausgeglicheneres Ergebnis sichern. Ein völliger Einhalt und eine bewusste Distanzierung von der begonnen Wachstumsstrategie wäre nicht Element einer klugen Strategie zur Substanzerhaltung für die Gruppe. Die Herausforderung liegt nicht in der Frage, ob unternehmerisches Wachstum ein für den Bestand notwendige Voraussetzung ist, sondern welche Bedingungen wir an Akquisitionen stellen, um den für das Unternehmen strategischen, kulturellen und finanziellen Leitlinien gerecht zu werden.
«Die Affichage ist und bleibt ein Dividendentitel. Die Voraussetzungen sind auch dieses Jahr wieder gegeben.» Christian Kauter, CEO der Affichage Holding
Bisher sind Sie in acht Ländern in Zentral- und Südosteuropa präsent, sollen weitere Länder dazukommen?
Diese Standortbestimmung ist ein kontinuierliches strategisches Thema, da jede einzelne Massnahme die Bedingungen neu definiert. Wir werden in diesem Sinne sicherlich der Integration Griechenlands besondere Aufmerksamkeit schenken, bevor wir weitere Massnahmen aktiv angehen. Letztlich jedoch bieten sich immer wieder Opportunitäten, die es zu packen oder lassen gilt. Diese kehren nicht wieder.
Der Start in Griechenland als wichtigstem Auslandsmarkt verlief harzig, wie wird sich das weiter entwickeln?
Griechenland ist unser wichtigster Auslandmarkt, beurteilt man dies nach finanziellem Engagement und Managementaufmerksamkeit. Der griechische Aussenwerbemarkt hat aber auch eine einzigartige Bedeutung, da er einerseits grosses Entwicklungspotential hat und andererseits als EU-Land uns nahen Regeln unterliegt. Wir sind in Griechenland direkt als Nummer eins eingestiegen. Da unser Weg zum Erfolg über die Restrukturierung des Marktes geht – die einzigartige Herausforderung und zugleich die einzigartige Chance – mussten wir uns direkt in die Lage versetzten, als wichtiger Mitspieler Einfluss nehmen zu können. Als internationales Unternehmen, die lokalen Regeln bedingungslos zu akzeptieren, wäre meines Erachtens nicht erfolgversprechend gewesen und hätte nicht dem Geist unserer Gruppe entsprochen. Es wird ein anspruchsvoller Weg zu Erfolg werden, aber wir sind zuversichtlich, dass er sich einstellen wird und Griechenland unser Markt werden wird. Die Ergebnisse des zweiten Quartals bestätigen meine Zuversicht.
Rumänien gehört nun zu den drei wichtigsten Auslandsaktivitäten, läuft da alles nach Plan?
Rumänien ist ein faszinierender dynamischer Markt. Wir sind noch im richtigen Zeitpunkt eingestiegen und haben uns rechtzeitig zu einem gewichtigen Mitspieler entwickelt. Wir sind heute so positioniert, das wir von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren. Unser wichtigster Erfolgsfaktor für die langfristige Positionierung im lokalen Aussenwerbemarkt ist in der jetzigen Phase die Professionalität unseres lokalen Managements, welches mit Effektivität unsere international gültigen Ansprüche, Methoden, Prinzipien und Richtlinien der Gruppe erfolgreich lokal umsetzen kann. Die Entwicklung erfolgt planmässig und bestätigt die Richtigkeit unserer Strategie.
Affichage wird als Dividendenperle bezeichnet, soll das so bleiben?
Die Affichage ist und bleibt ein Dividendentitel. Die Voraussetzungen sind auch dieses Jahr wieder gegeben.
Die Aktien der Affichage haben sich von ihrem Jahrestief nur leicht erholt, wovon wird in ihren Augen der weitere Verlauf vor allem abhängen?
Der Aktienkurs der Affichage Holding wird aktuell, wie viele andere Titel, hauptsächlich von globalen Ereignissen und Einflüssen bestimmt. Leider haben die unternehmerischen Leistungen für Substanz, Werterhaltung und Kontinuität der Gruppe meines Erachtens in der heutigen Situation der Finanzmärkte weniger Einfluss auf den Aktienkurs des eigenen Unternehmens als gewünscht. So konnte man beobachten, dass selbst erhebliche Diskontinuitäten in Geschäftsverläufen wichtiger Unternehmen kaum deren Aktienverlauf berührten. Ungeachtet dieser Beurteilung bin ich überzeugt, dass der zukünftige positive Beitrag der ausländischen Töchter unseren Kurs nachhaltig positiv verändern wird.
Der Gesprächspartner:
Christian Kauter, lic.rer.pol, wurde per 1.1.2000 zum Konzernleiter der Affichage Holding und zum Vorsitzenden der Konzernleitung der APG berufen. Seit 1997 war er als stellvertretender Direktor verantwortlich für das Schweizer Geschäft der APG. Zuvor war er im Dienste der Bundesverwaltung als 1. Botschaftssekretär in Washington und im Bundesamt für Aussenwirtschaft für Welthandelsfragen zuständig. Kauter ist verheiratet und Vater von drei Kindern.nbsp;
Das Unternehmen:
Die Affichage Holding ist 1999 aus der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG hervorgegangen. Die APG wurde im Jahr 1900 in Genf gegründet und ist Marktleader der Schweizer Aussenwerbung. Affichage erzielte 2007 gruppenweit einen Umsatz von 386,4 Mio. CHF. Beschäftigt wurden 819 Personen.