Christoph Blocher: «Regierungsräte sagten mir, Netstal wär doch was für mich»


Christoph Blocher hätte Netstal schon 1992 kaufen können. Der EWR-Abstimmungskampf und die Aubauarbeit bei Ems hinderten ihn daran. Jetzt hat er zugegriffen, weil ihn «viele Leute darum gebeten haben».

Von Thomas Müller


Dieter Klug und Christoph Blocher
Moneycab: Wann beschlossen Sie, Netstal zu kaufen?
Christoph Blocher: Alsbekannt wurde, dass Siemens die «Mannesmann Plastic Machinery»-Gruppe verkauft, sagte ich mir: Jetzt wird´s ganz gefährlich für Netstal. Ich hatte natürlich auch Kontakt mit Netstal, spürte die Angst hier und sagte mir: Jetzt muss es gelingen.

Sie wollten nur Netstal alleine?
Nein, ich hatte mich schon bei Siemens für das Gesamtpaket beworben und eine verbindliche Offerte abgegeben. Ich kam aber nicht zum Zug.

Sie sind unterlegen, haben aber nachher um so schneller gehandelt und innert 48 Stunden Netstal gekauft.
Als der Verkauf an die Risikokapitalfirma Apax erfolgt war, hiess es sofort zupacken. Innert vier Tagen hätte der Käufer ein Übernahmeangebot an die Minderheitsaktionäre machen müssen. Ich konnte ihn davon befreien und ihm einen Dienst erweisen. Darum griff ich am Freitag sofort zum Telefonhörer, als ich von der Unterschrift hörte. Ich signalisierte, dass wir am Samstagmorgen schon verhandeln können und innert 24 Stunden unterschriftsreif wären. Darauf stiegen sie sofort ein. Am Sonntagmittag um drei Uhr war der Handel perfekt.

Es hiess, die Glarner Regierung habe sie zum Kauf gedrängt, was die Regierung jedoch dementierte. Was stimmt?
Von der Regierung wurde ich nicht gedrängt, wir hatten keine offiziellen Kontakte. Aber sehr viele Leute baten mich um ein Engagement. Und Regierungsräte, die man so sah, sagten mir schon, dass Netstal doch etwas wäre für mich.

Sie hatten 1992, als Netstal fast eingegangen wäre, Krauss-Maffei als Retter geholt. Warum engagierten Sie sich nicht schon damals selber?
Ich hatte damals leider den Mut nicht, oder besser gesagt, die Kraft, Netstal zu kaufen. Die Ems-Chemie erforderte mein ganzes Engagement und ich musste den ganzen EWR-Abstimmungskampf führen. Eine konkursite Firma zu übernehmen wäre nach meiner damaligen Einschätzung zu viel gewesen. Das war vielleicht ein Fehler.

Gibt es nun ein Übernahmeangebot an die Minderheitsaktionäre?
Die Voranmeldung ist bereits am Sonntagabend erfolgt. Wir müssen zum durchschnittlichen Kurs der letzten dreissig Tage ein Angebot überbreiten. Ich möchte diese Aktien jedoch nicht unbedingt in eigenem Besitz. Netstal soll an der Börse kotiert bleiben.

Der Free Float soll grösser werden als die bislang rund zehn Prozent?
Tendenziell ja. Die Details stehen jedoch noch nicht fest, schliesslich sind wir noch gar nicht effektiv Eigentümer der Firma. Ich möchte jedenfalls mindestens 51 Prozent behalten.

Wir schätzen den Kaufpreis auf gegen 450 Millionen Franken. Liegen wir richtig?
Dazu sage ich nichts. Es handelt sich um einen währschaften Preis. Dieses Risiko kann ich übernehmen, weil ich Betrieb und Management kenne. Es wird nicht sehr grosse Reibungsverluste geben, wie das sonst jeweils der Fall ist. Kämen Amerikaner, würden sie das Schweizer Management durch Amerikaner ersetzen. Ich übernehme das Management, wie es ist. Wir hatten ja schon gut zusammengearbeitet, als ich noch im Verwaltungsrat sass.

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