von Christa Spoerle
Herr Brand, trifft – und in welcher Weise – die Konjunkturflaute auch Ihr Unternehmen?
Wir spüren nichts von der Flaute. Unser Auftrag ist, die Kunden beim Kommunizieren zu unterstützen. Kommunikation ist gerade in schwierigeren Zeiten ein Bedürfnis. Wir investieren sogar trotz Krise weiter und schaffen beispielsweise im laufenden Jahr rund 100 neue Stellen für die Sunrise Center.
Preissenkungen und kombinierte Angebote haben sich negativ auf den Gewinn von Sunrise ausgewirkt, wann rechnen Sie mit einem Erfolg Ihrer Massnahmen?
Wir sind ein profitables Unternehmen mit konstantem Kundenwachstum. Wir haben neu über 2,86 Mio. Kunden und CHF 205 Mio. investiert. Zudem haben wir den Reingewinn auf CHF 185 Mio. gesteigert. Damit haben wir unsere Position als starke Nummer 2 in der Schweiz konsolidiert.
Wie verläuft die Integration von Tele2?
Die Integration verläuft nach Plan. Wir freuen uns, dass Sunrise unter anderem dank Tele2 ihre Kundenbasis um gut ein Viertel ausbauen konnte.
Wie gestaltet sich die grössere Ausrichtung auf Geschäftskunden? Welche Fortschritte konnten Sie da verzeichnen?
Der Geschäftskundenbereich ist sehr wichtig für uns. Mit den neuen Flat-Tarifen machen wir insbesondere für KMU sehr interessante Angebote. Wir konnten SRG als neuen Grosskunden gewinnen und haben unser Produktportfolio mit verschiedenen zusätzlichen Produkten verstärkt.
Welche neuen Produkte haben Sie in der Schublade?
Wir lancieren am 16. Februar neue Preispläne für das Privatkundensegment, die die Flatrate bringen. Je nach Abo für Mobilanrufe ins Sunrise Netz oder auch ins nationale Festnetz oder beides. Im Abo Sunrise max flat sind auch 250 MB für das Surfen mit dem Smartphone inbegriffen. Für Prepaid führen wir ebenfalls eine Flatrate ein. Zudem bringen wir erstmals Abos ohne inbegriffene Handys. Die Kunden bezahlen weniger pro Monat, wenn sie ihr bestehendes Handy weiter verwenden.
Ihre Investitionsquote betrug in den letzten Jahren durchschnittlich 40% des Gewinns vor Steuern, soll das so bleiben?
Ja, diese Grössenordnung bleibt unser Ziel. Wir haben die Investitionen für dieses Jahr sogar noch vergrössert: Was wir bspw. im Bereich der Entbündelung ursprünglich für 2010 geplant hatten, machen wir schon 2009.
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Was wünschen Sie sich vom regulatorischen Umfeld der Telekommunikation in der Schweiz?
Nach wie vor sind die Preise, welche alternative Anbieter für die Benutzung des ehemaligen PTT-Netzes bezahlen müssen, das Schlüsselhemmnis für die weitere Intensivierung des Wettbewerbs und der Hauptgrund für höhere Preise als im Ausland. Der grosse Rückstand in der Liberalisierung des Telekom-Markts gegenüber Europa droht weiter zementiert zu werden. Eine Revision des Fernmeldegesetzes ist deswegen dringend nötig und muss angesichts der zu erwartenden Dauer von 5 Jahren umgehend an die Hand genommen werden. Dies wäre ein sehr positives Signal für private Investoren und würde Arbeitsplätze und Investitionen im Sektor sichern.
Wie kommen Sie mit der Entbündelung der letzten Meile voran?
Bis Ende 2008 erschloss Sunrise 153 Ortszentralen mit einem eigenen Glasfaser-Breitbandnetz und trieb den Ausbau mit der Technologie ADSL2+ voran. Ende 2008 hatten rund 30 % der Haushalte die Wahl, zur Sunrise Infrastruktur zu wechseln. Per Ende Januar 2009 zählte Sunrise 28 800 entbündelte Leitungen. Bis Ende Jahr erschliessen wir 80 % der Bevölkerung mit eigener Infrastruktur.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft in Sachen Glasfasernetze?
Sunrise steht in Verhandlungen mit verschiedenen EWs und der Swisscom im Bereich Glasfaser. Wir sind selbstverständlich daran interessiert, den Kunden attraktive Produkte auf dieser Basis anzubieten. Voraussetzung ist aber ein diskriminierungsfreier Zugang. Gar keinen Sinn macht es, parallele Glasfaseranschlüssen zu erstellen, denn die Kapazität einer einzigen Faser ist praktisch unendlich. Übrigens: wir verfügen über 9000 km eigene Glasfasern.
<<Nach wie vor sind die Preise, welche alternative Anbieter für die Benutzung des ehemaligen PTT-Netzes bezahlen müssen, das Schlüsselhemmnis für die weitere Intensivierung des Wettbewerbs und der Hauptgrund für höhere Preise als im Ausland>>
Sie verhandeln erstmals mit den Gewerkschaften über einen GAV, wann sind Ergebnisse zu erwarten?
Wir haben Verhandlungen aufgenommen und informieren zum gegebenen Zeitpunkt.
Laut Beobachter stehen Sie leider immer noch in Sachen Kundenreklamationen recht weit oben, wie wollen Sie das ändern?
Es ist richtig, dass wir im Moment noch auf der Rangliste stehen. Aber wir haben uns auch nach Einschätzung des Beobachters klar verbessert und investieren weiterhin stark in die Qualitätssteigerung unserer Kundendienste.
Praktisch alle Jahre wieder kommen Gerüchte auf, Ihre Muttergesellschaft TDC will Sunrise verkaufen, was ist da dran?
Gerüchte werden gestreut und in den Medien gerne aufgenommen. Aus unserer Sicht hat sich nichts verändert. Wir planen langfristig.
Was sehen Sie als Ihre grösste Herausforderung in den kommenden Jahren an?
Ich freue mich darauf, mit Sunrise den erfolgreichen Kurs fortzuführen, den wir eingeschlagen haben. Die grösste Herausforderung besteht darin sicherzustellen, dass die Schweiz auf langfristig für private Investitionen im kritischen Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie attraktiv bleibt. Angesichts der enorm hohen Staatsquote in diesem Bereich und der sehr eingeschränkten Liberalisierung ist das aber alles andere als sicher. Deswegen müssen wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden, wofür es eine Revision des entsprechenden Gesetzes braucht.
Zur Person:
Christoph Brand, Jahrgang 1969, ist Schweizer und seit November 2006 CEO bei Sunrise. Er schloss sein Studium an der Uni Bern mit dem lic. rer. pol. ab. Er besuchte ein Advanced Management Programme, INSEAD, 2001, und ein Programm Finance for Executives, INSEAD, 2002. Nach verschiedenen Tätigkeiten bei Ascom und als Project Manager bei Swisscom International wurde er 1998 zum CEO Bluewin, 2002 zum Executive Vice President, Swisscom Fixnet Wholesale und 2005 zum Chief Strategy Officer der Swisscom Group ernannt.
Zum Unternehmen:
Sunrise ist als Tochter der dänischen TDC der zweitgrösste Telekommunikationsanbieter in der Schweiz. Das Unternehmen verfügt über 2,86 Mio Kunden und erwirtschaftete 2008 einen Gewinn von 185 Mio CHF.