Chrüsimüsi: Bemerkenswertes & Kurioses zum Wochenende

Chrüsimüsi: Bemerkenswertes & Kurioses zum Wochenende
White House (Photo illustration by Leanza Abucayan, CNN)

Was die letzte Woche an Kuriosem, Bedeutendem, Unspektakulärem und Weltbewegendem auf- und angefallen ist, in wildem Durcheinander.

Helmuth Fuchs

Biden macht ernst
Der neue Präsident der USA, Joseph „Joe“ Robinette Biden Jr., lässt schon mit seinen ersten Amtshandlungen nichts anbrennen und signalisiert, dass er willens ist, die gemachten Versprechen auch umzusetzen. Sein Kabinett ist so divers und inklusiv wie kaum eine Regierungstruppe zuvor. CNN hat dazu einen guten Überblick geschaffen.

Zudem liess er einen ominösen kleinen roten Knopf entfernen, den «Diet Coke»-Bestelllknopf.

Clubhouse oder die Angst, das Neueste zu verpassen
Der nächste Trend (oder Neudeutsch «hot shit») aus dem Silicon Valley kommt nach neun Monaten jetzt auch in der Schweiz an. Eigentlich eine Rückkehr zur alten Telefon-Gruppenschalte, erobert Clubhouse die digitale Welt. Der Geruch der Exklusivität, da man eine Einladung bekommen muss (hat aber mittlerweile auch Nachbars Lumpi schon) und entzückte Promis sorgen dafür, dass hier gerade so richtig die Post abgeht. Das momentan Faszinierende daran: Die Plauderrunde ermöglicht noch kein Abspeichern der Gespräche, es findet also nur für den Moment statt. Man ist live dabei, oder eben nicht. Alles ist noch völlig ungefiltert und unzensiert. So ein bisschen wie das Internet vor einem Vierteljahrhundert.

Das Corona-Mutantenkarusell
Als würde Corona nicht schon so für genügend Schlagzeilen sorgen, machen neu Mutationen von sich reden, am meisten das B.1.1.7, das zwischen 30%-70% ansteckender sein soll als seine Vorgänger und den Schweizer Bundesrat dazu bewegen konnte, erstmals in der jungen, aber bewegten Pandemiegeschichte Massnahmen (Shutdown) zu beschliessen, schon bevor belastbares Datenmaterial für unser Land vorlag.

Wer verstehen will, wie sich das Virus gewandelt hat und sich in der neuen Variante ausbreitet, kann sich bei der New York Times schlau machen. Die Grafiken vermitteln eine fast schon pervers reizvolle Schönheit des Viruses.


Der kleine Schweizer Impfskandal
Nach dem zögerlichen Impfstart in der Schweiz (nur wenig Impfdosen verfügbar, Infrastruktur nicht genügend vorbereitet), entschieden Bundesrat und Kantone, dass zuerst die Vulnerabelsten (alte Menschen, Menschen mit hohem Risiko), dann das Pflege- und Gesundheitspersonal, dann irgendwie und irgendwann der Rest der Impfwilligen geimpft werden sollen.

In fast schon gutschweizerischen Tradition wurde dann der Plan gleich ein wenig angepasst: Der Bundesrat liess sich und «wichtige Personen», ohne welche die Schweiz scheinbar nicht funktionieren würde, heimlich impfen, ein Milliardär und Mitbesitzer der Hirslanden-Gruppe liess sich einfliegen und an die Spitze der Warteschlange im Thurgau setzen (hier hätte ich eigentlich eher auf das Wallis getippt). Sozusagen eine vertrauensfördernde Botschaft an alle Reichen und Mächtigen der Welt: Die Schweiz funktioniert auch in der Pandemie wie gewohnt.

Jung, grün, liberal und populistisch in Zürich
Für den Preis der sinnlosesten politischen Aktion im 2021 haben sich die «Jungen Grünliberalen Züri» schon mal in eine der vordersten Positionen gebracht mit ihrer Aktion «Gratis Netflix – Junge GLP fordert mehr Rücksicht auf Junge in der Coronapandemie». Während in den USA sich Eltern und Ausbildungsexperten Gedanken darüber machen, dass die Jugend in der Pandemie zu wenig Ausbildungschancen bekommt und zu viel Online-Spiele und Streamingdienste (wie zum Beispiel Netflix) nutzt, fordert die JGLP als Zeichen der Solidarität mit der Jugend gratis Netflix (einer der grossen Pandemie-Gewinner aus den USA).

Nebst allem, was daran sonst schon falsch ist, scheint den Verantwortlichen entgangen zu sein, dass es mit playsuisse.ch schon einen Schweizer Gratisdienst gibt. Billige «Brot und Spiele»-Ablenkungsmanöver mit Einsatz von Staatsgeldern sind übrigens so was von übervorgestern.


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