Nach einer Erhebung des Automarktplatzes Edmunds.com waren im Juni pro Auto fast 3300 Dollar fällig. Insgesamt lag das Minus unterm Strich bei 172 Millionen Dollar und damit nur wenig unter dem Verlust von 196 Millionen Dollar des ersten Quartals. «Es ist alles in allem ein gutes Quartal gewesen», sagte Firmenlenker Sergio Marchionne, gleichzeit Chef von Fiat, am Montag aber mit ungebrochenem Optimismus. «Die Arbeit trägt Früchte.» Immerhin verdiene Chrysler operativ Geld. Marchionne sah darin den Beweis, dass es vorangeht. «Es liegt aber noch ein grosser Berg an Arbeit vor uns.»
Ford fährt Milliardengewinn ein
Der grössere Rivale Ford hatte im zweiten Quartal einen Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar eingefahren. Der Chef von General Motors, Ed Whitacre, deutete ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis an. GM legt seine Zahlen am Donnerstag vor. Chrysler setzte mit 407 000 Autos 22 Prozent mehr Wagen ab als zu Jahresbeginn. Der Umsatz stieg aber nur um acht Prozent auf 10,5 Milliarden Dollar – ein weiteres Zeichen dafür, dass Chrysler weniger Geld für den einzelnen Wagen bekommt. Zu den grossen Abnehmern der vergangenen Monate gehörten die Autoverleiher, die üblicherweise massive Preisnachlässe zugebilligt bekommen.
«Jahr des Wandels und der Stabilisierung»
«2010 ist ein Jahr des Wandels und der Stabilisierung», sagte Marchionne. In der schweren Krise des vergangenen Jahres war Chrysler zusammengebrochen und fand nur mit grosszügiger finanzieller Hilfe der US-Regierung aus der Insolvenz heraus. Marchionne nutzte die Gunst der Stunde und stieg mit seinem Fiat-Konzern ein. Nun lenkt er beide Unternehmen. Chrysler soll sich Fiat-Technik bedienen, um neue Modelle zu entwickeln. Doch das dauert. Erst einmal muss es reichen, die alten Wagen aufzufrischen. Mit dem Jeep Grand Cherokke hat der Konzern in diesem Jahr nur ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug im Angebot. Mit dem kleinen Fiat 500 will Marchionne die Lücke stopfen – er soll über ausgewählte Chrysler-Händler in den USA vertrieben werden. In Europa sollen umgekehrt die Fiat-Händler die US-Autos verkaufen.
Gesamtjahr: Minimaler operativer Gewinn erwartet
Marchionne bestätigte das Ziel, auch im Gesamtjahr einen minimalen operativen Gewinn einfahren zu wollen. Der Umsatz soll bei 40 bis 45 Milliarden Dollar herauskommen. «Es ist mathematisch unmöglich für uns, unsere Ziele für 2010 zu verfehlen», sagte Marchionne und deutete eine Prognoseerhöhung an. Das würde den Weg zurück an die Börse erleichtern. Ein Börsengang würde aber frühestens im kommenden Jahr anstehen. Die Mehrheit an Chrysler liegt nach den milliardenschweren Staatshilfen immer noch bei der US-Regierung. Rivale GM, der wie Chrysler in die Insolvenz geschlittert war, ist da schon einen Schritt weiter und peilt eine Rückkehr an die Börse noch in diesem Jahr an. Ford hatte die Krise aus eigener Kraft überlebt.
Fiat will in USA Autos über 200-Chrysler-Händler verkaufen
Fiat will seine Fahrzeuge in den USA über rund 200 Händler des US-Automobilherstellers Chrysler vertreiben. Rund 600 Chrysler-Händler in den USA seien eingeladen worden, sich um den Verkauf der Fiat-Fahrzeuge zu bewerben, teilte die Chrysler Group LLC am Montag mit. Davon sollen rund 200 Händler ausgewählt werden . Für den 30. August sind die rund 600 angeschriebenen Chrysler-Händler nach Detroit eingeladen. Dort werden sie nach Angaben von Chrysler umfassend über die Anforderungen für den Verkauf der Fiat-Fahrzeuge informiert werden. Interessierte Chrysler-Händler haben dann bis zum 22. September Zeit, um ihre Bewerbung abzugeben. Im vierten Quartal soll dann bekanntgegeben werden, welche Händler ausgewählt wurden. Chrysler hat 119 Märkte in den USA identifiziert, in denen sie Fiat-Fahrzeuge vertreiben will, da in diesen Städten und Regionen eine starke Nachfrage nach Kleinwagen herrscht. (awp/mc/ps/24)