Machthaber auf Zeit: Ägyptens Präsident Husni Mubarak.
Dubai – Farouk Soussa, Chefökonom bei Citigroup in Dubai, glaubt, dass die Reformpolitik um Alt Ministerpräsident Nazif zwar eine wohlhabende Minderheit geschaffen hat, der Mehrheit der Ägypter jedoch keine neuen Jobs brachte.
Die alte Garde um Präsident Mubarak könnte sich jetzt sogar bestätigt fühlen, dass die marktwirtschaftliche Reformpolitik der letzten Jahre zu weit ging. «In Ägypten kann man eine Firma in drei Tagen gründen», sagte einst Alt Ministerpräsident Ahmad Nazif im 2006 in einem Moneycab-Interview. Im bürokratischen Land am Nil damals eine Sensation, die hunderte Internet- und IT-Firmen schuf. Nur: «Gerade diese Modernisierungswelle schloss die Mehrheit der mässig qualifizierten Ägypter von der neuen Arbeitswelt weiter aus als bis dahin», sagt Farouk Soussa, Chefökonom Mittlerer Osten bei Citigroup in Dubai. Was bringe es schon dem Mann auf der Strasse, wenn die Börse Kairo wie während der letzten Jahre geschehen, um über 100 Prozent zulegt?
Weg von «mehr Markt» hin zu Keynes?
Die Ernennung von Samir Radwan als Finanzminister könnte einen Schwenk weg von «mehr Markt» hin zu einer Keynesianischen Beschäftigungspolitik signalisieren, sagt Soussa, der selbst Ägypter ist. Radwan kündigte an «um jeden Preis Jobs zu schaffen, denn auch die Armen, die 40 Prozent der 82 Millionen Ägypter ausmachten», sollten endlich die Früchte des Wachstums der vergangenen Jahre ernten. Mubarak stand den liberalen Experimenten von jeher kritisch gegenüber. Jetzt könnte die alte Garde um ihn sogar aus den sozialen Unruhen Kapital schlagen.
Kleine Schritte in Richtung Normalisierung
Am Montag machte die Wirtschaft am Nil einen kleinen Schritt in Richtung Normalität, doch der Ausgang der Staatskrise sei «weiterhin völlig offen», so Soussa. Sein Fazit: Egal wer künftig den Staatspräsidenten stelle, «die Zeit der Martkwirtschaft neigt sich am Nil dem Ende entgegen.“ (gaf)