Im Vorjahreszeitraum hatte die Citigroup noch knapp 1 Milliarde Dollar verloren. «Wir sind stolz auf unser Quartalsergebnis», sagte Citigroup-Chef Vikram Pandit am Montag in New York. Dennoch bleibe die Bank vorsichtig, was die Erholung der Wirtschaft und die hohe Arbeitslosigkeit in den USA angehe. Realistischerweise erwarte man nicht, dass die Entwicklung einfach nur weiter bergauf gehe. «Langfristig sind die Aussichten für die Citigroup aber hell und klar.» Von den Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC gegen mehrere Banken wegen zwielichtiger Finanzgeschäfte im Vorfeld der Krise sieht sich die Citigroup nicht betroffen.
Investmentbank gleicht Kreditkosten aus
Die Rückstellungen für faule Kredite verringerten sich im ersten Quartal um 22 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar. Viele Schuldner können wegen der Wirtschaftskrise ihre Raten nicht zahlen: Firmen sind pleite gegangen, Menschen wurden arbeitslos. Diese enormen Verluste glich die Citigroup mit einem im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als doppelt so starken Investmentbanking aus. Vor allem mit Anleihen und Aktien machte die Citigroup gute Geschäfte.
Aktienkurs springt an
Die Anleger waren begeistert: Der Kurs der Aktie ging um 3,5 Prozent hoch. Analysten hatten ein wesentliches schwächeres Geschäft erwartet und lediglich auf eine schwarze Null gehofft. Stattdessen knüpfte die Citigroup an Vorkrisenzeiten an und lieferte das beste Ergebnis seit fast drei Jahren ab. Da kamen auch die beiden Rivalen JP Morgan mit zuletzt 3,3 Milliarden Dollar Gewinn oder die Bank of America mit 2,8 Milliarden Dollar bei weitem nicht heran. Am Dienstag legt die Investmentbank Goldman Sachs ihre Zwischenbilanz vor.
45-Milliarden-Dollar-Spritze vom Staat
Die US-Regierung hatte die Citigroup in der Finanzkrise mit insgesamt 45 Milliarden Dollar stützen müssen und hält nun 27 Prozent der Anteile. Die Bank hatte die erhaltenen Kredite Ende letzten Jahres komplett zurückgezahlt. Nun warten die Anleger gespannt darauf, wann genau sich die Vereinigten Staaten auch aus ihrer Rolle als Hauptaktionär verabschieden. Nach derzeitigen Plänen soll das möglichst noch dieses Jahr geschehen. Seit dem Tiefststand Anfang 2009 hat sich die Aktie vom Wert her mehr als vervierfacht auf zuletzt 4,56 Dollar.
Grosser Verlerer der Finanzkrise
Die Citigroup gilt eigentlich als grosser Verlierer der Finanzkrise und wurde im vergangenen Jahr komplett neu sortiert. In der Citicorp wurde das traditionelle Bankgeschäft gebündelt. Die problematischen Sparten sind in der Citi Holdings zusammengeführt und sollen verkauft werden. Die «Resterampe», wie US-Medien die Sparte auch schon schimpften, konnte ihren Verlust zu Jahresbeginn aber deutlich auf 876 Millionen Dollar eingrenzen. Das löste gleich Spekulationen aus, ob die Bankführung nicht doch grössere Teile behalten wolle.
Einschränkungen
Durch das staatliche Rettungspaket unterliegt die Citigroup einer Reihe von Beschränkungen, unter anderem bei der Bezahlung ihrer Topmanager. Bankchef-Chef Vikram Pandit etwa bezieht nur ein symbolisches Jahresgehalt von 1 Dollar. «Citi ist heute ein fundamental anderes Unternehmen als es vor zwei Jahren war», sagte Pandit. Die bisherigen Bemühungen seien aber noch nicht ausreichend, merkte er an.
Win-win-Situation
«Wir schulden den Steuerzahlern ein grosses Dankeschön dafür, dass sie uns in einer schwierigen Zeit geholfen haben», sagte Pandit. Für den Staat dürfte sich die Rettung allerdings in mehrfacher Hinsicht gelohnt haben. Für die Kredite kassierte die Regierung satte Zinsen, das für 25 Milliarden Dollar erworbene Aktienpaket ist nach der Erholung der Märkte aktuell gut 35 Milliarden Dollar wert. (awp/mc/ps/24)